Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
sich auf den Weg in den Speisesaal, wo er weiß, dass er zumindest Brot und Käse vorfinden wird. Vielleicht ist auch Juist schon zurückgekehrt und möchte den Branntwein kosten.
    Lorn zuckt die Schultern und lächelt. Der Tag ist ziemlich erfolgreich verlaufen und an die morgige Patrouille denkt er im Augenblick nicht. Noch nicht.

 
XX
     
    E ine frühlingshafte Brise weht Lorn um die Nase, während er auf der äußeren Straße nördlich des weißen Granitgebäudes reitet, in dem der nordöstlichste Chaos-Turm untergebracht ist; der Turm, von dem Lorn überzeugt ist, dass er seit mehreren Jahren schon nicht mehr arbeitet. Die Hufe des Wallachs klappern leise auf dem glatten Granit der Straße und das entfernte Summen der Insekten in den Feldern links von Lorn übertönt gelegentlich das leise Seufzen des Windes im Weidegras, welches schon fast kniehoch steht.
    Im leichten Wind kühlt Lorn etwas ab, und der Schweiß, den er sich mehrmals von der Stirn wischen muss, bildet sich sofort wieder, als der Wind nachlässt. Neben ihm reitet die Zweite Einheit in einer Reihe nebeneinander und sucht nach den Spuren eines Waldausbrechers, doch auf den letzten drei Patrouillen gab es weder Schösslinge noch Bäume oder irgendwelche Waldtiere zu bekämpfen.
    Hinter Lorns Sattel ist ein zweiter Säbel samt schäbiger Scheide festgeschnallt. Alle Männer wissen, dass er eine zweite Waffe mit sich führt, und keiner wundert sich darüber, denn sie alle haben gesehen, wie er im Kampf gegen die Wasserechse seinen ersten Säbel verloren hat. Aber Lorn hat den Ersatzsäbel gar nicht aus diesem Grund mitgenommen. Er hat unter dem cupridiumgeschmiedeten Äußeren der Klinge eine dunkle Ordnung entdeckt und weiß, dass dies in bestimmten Fällen eine bessere Wirkung gegen die ordnungsgestützten Angriffe des Verwunschenen Waldes erzielt. Denn eines ist Lorn inzwischen klar geworden: Der Wald fügt Ordnung und Chaos zusammen und das ist um ein Vielfaches wirkungsvoller als Ordnung oder Chaos allein. Warum und unter welchen Umständen das so ist, darüber ist er sich allerdings noch nicht ganz im Klaren.
    Stirnrunzelnd rückt er sich die Garnisonskappe zurecht.
    »Wird ein heißer Sommer werden, Ser«, ruft Kusyl quer über die Straße, die die beiden Männer trennt. »Alles deutet darauf hin, wirklich alles. Vytly meint, die Trauben sind früh dran, und es wird auch keinen Spätfrost mehr geben, der ihnen noch etwas anhaben könnte. Die Melonen wachsen auch gut und selbst die Rotbeerenbäume tragen bereits Früchte.«
    »Ich hoffe, es wird nicht so heiß wie in den Grashügeln«, antwortet Lorn lachend. »Ich könnte gut ohne die Hitze auskommen.«
    »Nein, Ser. Hier wird es nicht so heiß. Es kommt einem hier nur vielleicht heißer vor, weil die Luft feuchter ist.« Kusyl zeigt nach links auf die schweigende Dunkelheit des Verwunschenen Waldes. »Um den Wald herum regnet es immer etwas mehr. Deshalb haben sich hier die Leute angesiedelt, auch wenn sie ständig mit der Gefahr der Waldtiere leben müssen.« Der Untertruppenführer hält inne, dann fragt er: »Habt Ihr etwas von den entkommenen Katzen gehört?«
    »Ab und zu erhalte ich Briefe, in denen sich die Siedler darüber beschweren, dass ein Ochse oder ein Schaf getötet wurde. Ich versuche stets, ihnen unsere Arbeit zu erklären.«
    »Diese Leute sollten sich mal so einen umgestürzten Baum ansehen. Dann würden sie anders denken. Ich wette, keiner von denen ist ein ehemaliger Lanzenkämpfer.«
    Ein Lanzenkämpfer, der etwa fünfzig Ellen links von Kusyl reitet, murmelt etwas vor sich hin, Lorn kann es gerade noch verstehen, Kusyl schon nicht mehr. »… für einen pensionierten Lanzenkämpfer … wohl nicht gerade das Paradies!«
    »Ganz sicher nicht«, ruft Lorn zu Kusyl hinüber. »Ich bezweifle auch, dass ein ehemaliger Lanzenkämpfer sich so nahe an der Sperrenmauer niederlassen würde.«
    Kusyl lacht. »Ich ganz bestimmt nicht. Ich gehe zurück nach Kynstaar, wenn es so weit ist, und werde dort eine Schenke eröffnen und den Lanzenkämpferoffizieren die Goldstücke aus den Taschen ziehen.«
    Lorn lacht.
    Sie kommen an die Stelle, wo der letzte Baum lag, aber wie Major Weylt schon vor Achttagen gesagt hat, ist nichts mehr davon zu sehen, dass hier jemals ein Baum über die Sperrenmauer gefallen wäre. Der Wind hat die Kuhle im Ödland wieder mit salziger Erde aufgefüllt und die Sägespäne fortgeweht. Arme Bauern sind in der Dämmerung herumgeschlichen und haben die

Weitere Kostenlose Bücher