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Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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dem Schicksal überlassen.
    Lorn zieht den brystanischen Säbel aus der Scheide und konzentriert sich so stark wie damals, als er Chaos vom Turm der Magi’i auf die Chaos-Zellen übertrug, die die Feuerwagen von Cyad antreiben. Doch diesmal muss er nur die Energie einer einzigen Sperre zur Seite schieben, um eine Art Fenster zu erhalten, eine vorübergehend geöffnete Tür zum Verwunschenen Wald.
    Als dieser kleine Ausschnitt des Chaos-Netzes verschwunden ist, fühlt Lorn die ganze Macht – das weiße Chaos und die dunkle Ordnung des Waldes –, die auf ganz eigene Weise viel größer ist als alle Kräfte aus den Chaos-Türmen zusammen. Er versteht und ein Schauder läuft ihm über den Rücken.
    Plötzlich schießt eine dunkle Lanze durch das Fenster in der Sperrenmauer genau auf Lorn zu und greift den Lanzenkämpfer-Magier an, als wäre er der Gefängniswärter des Waldes.
    Lorn lässt den brystanischen Säbel in die Höhe schnellen und baut einen bisher unerprobten Chaos-Schild auf; so einen Schild hat er bislang lediglich zu Übungszwecken erzeugt, und auch das nur gelegentlich, seit er die Viertel der Magi’i verlassen hat. Das geordnete Eisen unter der äußeren Cupridiumschicht der Klinge fängt den Ordnungs-Blitz aus dem Wald auf; dann streckt Lorn die Klinge gen Himmel und der Blitz zischt nach oben weg.
    Als der Blitz verschwunden ist, taumelt Lorn, und während er taumelt, lässt seine Konzentration nach, das Fenster schließt sich, das Chaos-Netz fällt wieder herunter und drängt den Wald zurück.
    Lorns Gesicht scheint zu brennen, der Schweiß läuft ihm übers Gesicht. Das war tollkühn … nur durch Glück hat er überlebt – und aufgrund seiner Unfähigkeit, das Chaos vollends zu steuern. Er unterdrückt ein bitteres Lachen, aber er weiß nun, dass er gerade erst begonnen hat zu verstehen, was er noch lernen muss.
    Auf dem Weg zurück durch die Dunkelheit wirft er einen Blick auf den Säbel. Unter der schimmernden Cupridiumschicht befindet sich ein Kern aus geordnetem Eisen, der sich dunkel anfühlt, beinahe schwarz, und viel mächtiger als das ursprünglich geschmiedete Eisen der Klinge oder eines normalen Lanzenkämpfersäbels.
    Ein leichtes Glühen umgibt den brystanischen Säbel. Lorn steckt ihn vorsichtig in die Scheide und wandert noch leiser und auf verschlungeneren Wegen zurück zum Seitentor, das er schon vorher benutzt hat. Über ihm funkeln nun die Sterne, und ein leichter Wind hilft, sein erhitztes Gemüt zu kühlen.
    Lorn schleicht durch den Schatten und überquert den Hof, doch kurz vor der Tür zu seiner Kammer schreckt er auf.
    »Ser? Seid Ihr das, Hauptmann?«
    Schritte auf den Steinen … Lorn hört, wie ein Säbel gezogen wird.
    »Ja. Ich war nur etwas Luft schnappen.« Lorn zeigt sein Gesicht im Lampenschein.
    »Ja, Ser.« Der Säbel wird wieder eingesteckt. »Habt Ihr das gesehen, Ser?«
    »Was?«, fragt Lorn arglos.
    »Erst war es ruhig und dann zuckte dieser Blitz draußen über der Mauer. Erst dachte ich, jetzt fällt wieder ein Baum um. Aber nichts ist passiert. Dann war mir, als hätte ich Schritte gehört, aber da war nur ein Lichtschein, der sich an der Mauer bewegt hat, und plötzlich war auch der verschwunden.«
    »Bei diesem verflixten Wald weiß man nie, woran man ist«, meint Lorn wahrheitsgemäß.
    »Ja, Ser. Tut mir Leid, wenn ich Euch gestört habe, Ser.« Der Lanzenkämpfer nimmt die Laterne herunter.
    »Ist schon gut. Ich bin froh, dass du so gut aufpasst.« Lorn verneigt den Kopf, obwohl der Lanzenkämpfer diese Geste wahrscheinlich gar nicht sehen kann. »Ich gehe jetzt schlafen. Wir haben morgen einen langen Ritt vor uns.« Und am Tag danach wieder und am darauf folgenden Tag erneut – und an wer weiß wie vielen weiteren Tagen und Jahreszeiten, die Baumstürze und Angriffe von gefährlichen Waldgeschöpfen mit sich bringen.

 
XXIII
     
    U nter hohen, dicken grauen Wolken beobachtet Lorn, wie Olisenn seine Einheit mit lauter, bellender Stimme in eine Reihe formiert, die von der äußeren Straße hereinreicht bis fast zu der Linie, die Kusyls Zweite Einheit formt. Lorn nimmt sich immer mehr in Acht vor dem beleibten Haupttruppenführer und versucht, ihm niemals den Rücken zuzukehren, wenn die Feuerlanzen entsichert sind. Aber manchmal vergisst er es auch und früher oder später wird ihm das zum Verhängnis werden.
    Lorn klopft dem Wallach auf den Hals, er ist froh, dass dieses Pferd sich als vertrauenswürdiger herausgestellt hat als so mancher

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