Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt

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mögen bei Händlern und Ausländern genügen, aber der Pflicht eines Spiegellanzenkämpfers im Dienste des Kaisers und des Chaos ist ohne Zögern nachzukommen; die Vollbringung von unglaublichen und unmöglichen Taten gehört für uns zum Alltäglichen. Auch nur einer einzigen Kreatur aus dem Verwunschenen Wald die Flucht zu ermöglichen kann unter gar keinen Umständen hingenommen werden, nicht wenn das Leben und die Lebensgrundlage des Volkes auf dem Spiel stehen …

    Lorn lässt die Schriftrolle sinken und blickt wiederum hinaus in den dampfenden Nebel.
    Was kann er tun? Lässt man ihm eine Wahl? Wenn er seine persönlichen Fähigkeiten zur Chaos-Steuerung nicht stärker einbringt, wird er in Verruf geraten. Wenn er es aber tut, könnte das seinen Tod bedeuten. Eine Weile schaut Lorn mit ausdruckslosem Gesicht aus dem Fenster, dann beugt er sich hinunter und nimmt die Rolle noch einmal zur Hand. Schließlich setzt er sich an den Schreibtisch und verfasst die Antwort – eine sehr kurze Antwort.

    Ich habe Eure Schriftrolle erhalten, in der Ihr mich höchst überzeugend an die Verantwortung und den Ruhm des Offiziersdienstes bei den Spiegellanzenkämpfern erinnert. Klar und deutlich kam zum Ausdruck, was man von mir verlangt, ich habe es vernommen und werde entsprechend handeln.

    Er lässt die Tinte trocknen, bevor er die Schriftrolle siegelt und seinen Haupttruppenführer hereinruft. »Olisenn?«
    Der dicke Lanzenkämpfer öffnet die Tür und betritt das hintere Arbeitszimmer. »Ja, Ser?«
    Lorn deutet auf die Schriftrolle auf dem Schreibtisch, von der er stark annimmt, dass Olisenn sie bereits gelesen hat. »Major Maran hat unsere Verantwortung näher ausgeführt, und ich muss dem Ausmaß der von uns zu erfüllenden Pflichten in vollem Maße zustimmen. Kümmere dich darum, dass meine Antwort mit dem nächsten Feuerwagen der Ingenieure verschickt wird.« Lorn reicht ihm die gesiegelte Schriftrolle.
    »Ja, Ser.« Der Haupttruppenführer nickt.
    »Und, Olisenn?«
    »Ja, Ser?« Die schmierige Höflichkeit des Truppenführers soll die tiefe Verachtung verdecken.
    Lorn lächelt etwas unschlüssig und wartet einige Sekunden, bevor er weiterspricht: »Wenn ich mich recht erinnere, dann ist doch der Verwunschene Wald die größte Zusammenballung von Ordnung und Chaos in ganz Cyador?«
    »Das stimmt, Hauptmann, das ist er.«
    »Und besitzt nicht die Ordnung die Eigenschaft, die Chaos-Kraft in sterilen Tod umzuwandeln, wenn das Chaos unsachgemäß angewendet wird?«
    »So behaupten es die Magi’i. Ich, der ich nur ein einfacher Lanzenkämpfer bin, kann das nicht beurteilen.«
    Lorn nickt. »Major Maran verlangt, dass wir uns mehr anstrengen, um die Waldtiere von den Siedlern und ihren Herden fern zu halten.« Er runzelt die Stirn. »Wir müssen vielleicht einige Veränderungen einführen, um sicherzustellen, dass diese Form des sterilen Todes auf den Wald beschränkt bleibt, und das müssen wir irgendwie ohne weitere Verluste bewerkstelligen. Das ist eine gehörige Herausforderung, aber wie Major Maran schon bekräftigt hat, ist eben dies unsere Pflicht.«
    »Wir haben nicht sehr viele Lanzenkämpfer verloren, Ser. Das heißt, nicht in letzter Zeit.«
    »Das stimmt … aber wir werden noch mehr von den Untieren aus dem Wald aufhalten müssen.«
    »Ihr erteilt die Befehle nach Eurem Gutdünken, Ser, und wir führen sie aus.«
    »Daran habe ich keine Zweifel. Dennoch … man weiß nie genau, wann sich die Dinge ändern, und ich wollte dir nur mitteilen, dass der Befehl ergangen ist, nun Veränderungen vorzunehmen.« Der Hauptmann nickt, nach einer Weile fügt er hinzu: »Ich habe gehört, dass in der Vergangenheit einige Haupttruppenführer eigene Verbindungen zur Kommandantur in Geliendra pflegten. Ist dir davon etwas bekannt?«
    »Mir, Ser? Das wäre gegen den Dienstweg, Ser.«
    »Dann hast du also nie an etwas Derartiges gedacht?«
    »Ich, Ser? Nein, Ser.«
    »Das freut mich zu hören, Olisenn.« Lorn lächelt. »Das ist alles, und bitte kümmere dich darum, dass Major Maran die Schriftrolle erhält.«
    »Zu Befehl, Ser.«
    Olisenn lügt, was die Verbindung nach Geliendra anbelangt. Lorn hat es zwar nicht anders erwartet, aber jetzt ist klar, dass sich etwas verändert … verändern muss.
    Nachdem er die noch ausstehenden Patrouillenberichte verfasst hat, legt Lorn sie in die Truhe und verschließt diese; das nützt zwar wahrscheinlich nichts gegen Olisenns Schnüffelei, trägt aber dazu bei, so hofft Lorn,