Freiheit für Cyador
im vorderen Arbeitszimmer.«
»Ja, Ser.«
Lorn nickt und geht anschließend zur Ersten Einheit.
»Ser, ein halber Zug und fünf, Ser. Alle vollzählig«, meldet Shynt.
»Sehr gut, Truppenführer. Sie sollen mit der Arbeit anfangen. Wir werden noch vor dem Mittagessen alle Waffen und sonstiges Gerät überprüfen. Kusyl, du und ich, wir treffen uns im vorderen Arbeitszimmer, während die Männer mit ihrer Ausrüstung beschäftigt sind.«
»Ja, Ser.«
Lorn macht kehrt und marschiert in sein Arbeitszimmer, er hofft, dass dort keine Schriftrollen mit schlechten Nachrichten auf ihn warten. Er findet eine aufgeschlossene Tür vor, zweifelsohne hat Kusyl sie geöffnet, aber der Schreibtisch im vorderen Arbeitszimmer ist leer. Lorn macht die Tür zur hinteren Amtsstube auf, sein Schreibtisch ist genauso leer.
Das beunruhigt ihn mehr, als es die schlimmsten Briefe von Major Maran oder Kommandant Meylyd vermocht hätten. Langsam zieht er die Garnisonskappe vom Kopf und hängt sie an den Wandhaken, die Winterjacke hängt er daneben.
Morgen wird die Zweite Kompanie die Patrouillen wieder aufnehmen, und Lorn bezweifelt nicht, dass damit auch der Kampf gegen den Verwunschenen Wald weitergeht.
XLVI
D er Kaiser lehnt sich auf seinem Malachit-Silber-Stuhl, der den kleinen Audienzsaal beherrscht, nach vorn. Seine Augen starren den Ersten Magier kalt an. »Wenn Ihr, verehrtester aller Magi’i, gütigst erklären könntet, wie diese Sperre funktioniert und wie lange das Ganze dauern wird.«
Chyenfel verbeugt sich. »Aber natürlich, Eure Hoheit. Wir alle wissen, dass es die Chaos-Türme gibt, die den Verwunschenen Wald in Schach halten. Wie Ihr bereits erfahren habt, haben drei von den Dutzend Türmen, die einst den Wald bewachten, bereits den Dienst versagt. Zwei von diesen Türmen stehen genau am nördlichsten und am östlichsten Punkt der Mauer. Einst verfügte jede Turmstation im Norden, Süden, Westen und Osten über zwei funktionstüchtige Türme, mittlerweile besitzen nur noch die Süd- und die Weststation zwei davon. Der andere defekte Chaos-Turm ist der nordöstlichste Turm, das heißt, dass wir mehr Chaos-Energie durch die Cupridiumkabel an der nordöstlichen Sperrenmauer leiten müssen. Das erfordert mehr Chaos-Energie genau von den Turmstationen, die ohnehin schon am stärksten belastet sind. Deshalb …«, der Erste Magier zuckt mit den Schultern, »… ist die Sperre an diesem Mauerabschnitt nicht so stark wie an der übrigen Mauer und folglich gibt es dort auch mehr Ausbruchversuche des Verwunschenen Waldes.«
Hinter dem Kaiser sitzt Ryenyel auf einem viel bescheideneren Malachitstuhl. Ihr Blick ist weder auf den Ersten Magier noch auf den Major-Kommandanten der Spiegellanzenkämpfer gerichtet, sondern wieder einmal einzig und allein auf Bluoyal, den Handelsberater des Kaisers.
»Wir werden die verbliebene Energie in den Türmen nutzen, um eine Barriere zu schaffen«, fährt Chyenfel fort, »eine Barriere wie die, die den inneren Teil eines Turmes vom äußeren trennt, und diese Barriere wird eine Schlafsperre über den ganzen Verwunschenen Wald legen. Wir rechnen damit, dass eine derartige Umstellung des Chaos-Feldes mit gut vierzig Magiern zu bewältigen sein wird. Es wird eine Jahreszeit dauern, um alles Notwendige vorzubereiten, und dann nur noch einen Nachmittag, um das Werk zu vollenden.«
»Wenn es überhaupt gelingt«, meint der Kaiser.
»Dann wärt Ihr also im Herbst so weit, die Türme zu bewegen, wenn Seine Majestät heute zustimmen?«, fragt Bluoyal mit ruhiger Stimme.
Alle Blicke wandern bei dieser Unterbrechung zum Handelsberater. Rechts neben Bluoyal steht Rynst und nickt, als wolle er den Händler drängen weiterzureden.
»Die Angriffe der Piraten auf unsere Handelsschiffe nehmen stetig zu«, fährt der Händler fort. »Und dann müssen wir jetzt auch noch vernehmen, dass die Unterstützung seitens der Feuerschiffe weiter eingeschränkt und noch weniger Spiegelinfanterie, bewaffnet mit Feuerlanzen, auf unseren Schiffen zur Verfügung stehen wird. Über Generationen hinweg standen diese Chaos-Türme um einen Wald, der nicht einmal einen Bruchteil des Schadens verursacht, den die Barbaren und Piraten anrichten, und das nur, weil die Ehrwürdigen glaubten, dass der Wald etwas Besonderes sei. Ein paar wilde Tiere sind entkommen und haben einige Rinder und Schafe getötet. Es wäre viel billiger, die Bauern für die Verluste zu entschädigen und die Lanzenkämpfer und Türme dann
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