Freiheit für gequälte Tiere!
diese Menschen sind für mich wie Henker und Folterknechte. Die
Lebendtransporte muß man brandmarken als eine ungeheure Tierquälerei. Und
nichts davon wäre nötig.“
„Manchmal schämt man sich“,
sagte Tim, „daß man zur menschlichen Rasse gehört.“
Gaby wischte sich verstohlen
die Augen.
„Die gesetzlichen
Bestimmungen“, sagte Christa, „sind so dürftig, daß jeder Verantwortliche allen
Grund hat zur Scham. Gesetzgeberisch muß da noch viel geschehen. Wir lassen
nicht ab von unserer Forderung: Keine Schlachtvieh-Transporte über weite
Strecken, sondern ein humanes Schlachten — das heißt, unter ausreichender
Betäubung — möglichst dicht beim Aufzuchtort.“
„Man muß Druck ausüben auf die
Politiker“, sagte Tim. „Damit sie diese Forderung zu ihrem Programm machen. Man
muß für Aufklärung sorgen — bei allen Tierfreunden, an allen Schulen.
Politiker, die bei Ihrer Forderung nicht mitziehen, Frau Löhberger, werden als
Tierfeinde bloßgestellt. Was meinen Sie, was die dann an Stimmen einbüßen. Das
beduetet: Sie sind weg vom Fenster, verlieren ihr Pfründe, ihre Diäten ( Bezüge
der Abgeordneten) und müssen wieder im wirklichen Leben beweisen, ob sie
sich selbst ernähren können. Also Ungemach für diese Herren und Damen. Wenn man
sie von der Seite an der Kehle packt — ich wette, dann erinnern sie sich
plötzlich, wie tierlieb sie sind, was für ein Herz sie haben für unsere Schöpfungskameraden,
für die gequälte Kreatur. Ja, das ist es! Eine große Aktion! An allen Schulen!
In allen Sportvereinen! Entlarvt die Politiker, die Gesetzgeber. Zwingt sie,
Farbe zu bekennen.“
Christa lächelte. „Ein guter
Gedanke.“
„Macht aber Mühe“, sagte
Klößchen.
„Als ob’s darauf ankäme!“ fuhr
Gaby ihn an.
„Ich bin ja dabei. Weißt doch,
wie ich deinen Oskar liebe.“ Tim streichelte Ritchi. Der lag auf seinem Magen
und war eingeschlafen.
„Anfängen“, sagte Tim, „sollte
man wohl beim Landwirtschaftsminister. Der ist doch da zuständig?“
Christa nickte.
Tim ballte die Faust. „Wir
werden eine Lawine lostreten, Frau Löhberger. Das versprechen wir. Es wird
dauern, denn wir müssen die Schulsprecher anderer Schulen anschreiben und zum
Mitmachen bewegen. Überzeugen müssen wir sie. Damit sie aktiv werden. Nach Art
des Schneeball-Systems. Immer neue hinzugewinnen, immer mehr anschreiben.
Kinder und Jugendliche müssen auf ihre Eltern einwirken. Müssen sie trietzen
und nerven und ihnen in den Ohren liegen, bis alle Wahlberechtigten ihren
gerechten Druck ausüben. Schließlich leben wir in einer Demokratie. Politiker
haben zu tun, was ihre Wähler von ihnen erwarten. Oder? Wenn sie sich
verschanzen hinter ihren Phrasen von der Eigenverantwortung, ihrem Gewissen —
dem allein sie Rechenschaft schulden — und dem Überblick-Sachwissen — wenn sie
mit dem Scheiß kommen, dann werden sie eben abserviert.“
„Meine Unterstützung habt ihr.
Ich bin euch behilflich. Andererseits muß aber auch gesagt werden, daß nicht
alle Politiker wegsehen beim Tierleid. Etliche engagieren sich mit ihrer ganzen
Kraft, um die Mißstände zu ändern. Leider sind es zu wenige Abgeordnete. Sie
bilden keine Mehrheit. Sie können ihre Forderungen nicht durchsetzen.“
„Um so mehr“, rief Tim, „müssen
wir sie unterstützen. Wir — das sind alle Jungen und Mädchen, alle Kinder und
Jugendliche und natürlich die Tierfreunde jeden Alters.“
Christa schenkte Tee nach. Für
einen Moment waren alle mit ihren Gedanken beschäftigt.
Ritchi wachte auf und fing an,
ein Loch in Tims Sweatshirt zu knabbern. Tim kraulte den rosigen Hundebauch,
und Ritchi gab Ruhe.
„Bis jetzt“, sagte Tim, „ging
es um die grundsätzliche Situation. Wie sieht es nun aus speziell mit Bernhard
Möngheym?“
„Ein skrupelloser
Geschäftemacher übelster Art“, erklärte Christa. „Er ist der Handlanger,
nämlich der Spediteur. Ein Bruder im Geiste ist sein Freund Wilhelm
Bullschett.“
„Den Namen haben wir schon
gehört“, nickte Tim. „Viehgroßhändler und reichster Mann in Hinterstetten.“
„Genau. Bullschett importiert
Schlachtvieh aus Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei. Möngheym besorgt die
Transporte, holt die Schlachttiere her. In Hinterstetten erhalten sie eine
Gnadenfrist. Aber nicht aus Tierliebe, sondern weil diese beiden gierigen
Spekulanten jeweils den günstigsten Zeitpunkt abwarten für den Weiterverkauf.
Ihr Grundsatz: Wenn es extrem billig ist im östlichen Ausland
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