Freiheit für gequälte Tiere!
— einkaufen; wenn
die Fleischpreise einen Höchststand haben im westlichen und südlichen Ausland —
verkaufen. Dann macht Bernhard Möngheym den nächsten Transport. Zur Zeit haben
sie sich auf Pferde spezialisiert. Auf Schlachtpferde aus Polen. Leider gibt es
dafür einen großen Bedarf — in Italien und Frankreich.“
„Glückliche Spinnen!“ sagte
Karl. „Glückliche Läuse und Ratten!“
„Häh?“ fragte Klößchen. „Was
meinst du damit?“
„Sie gehören“, sagte Karl, „zu
den wenigen Tierarten, die nicht gefressen werden von uns Menschen. Als
Raubtiere würden wir ganz oben stehen auf dem Treppchen — falls man dafür
Medaillen verteilte.“
„Raubtiere“, sagte Christa,
„decken nur ihren Bedarf — schlagen nur soviel Beute, wie sie zum Überleben
brauchen.“
„Pferde!“ sagte Tim
nachdenklich. „Bernhard Möngheym transportiert also Schlachtpferde ins
Ausland.“
„In ungeeigneten Fahrzeugen“,
sagte Christa. „In ausgedienten Möbelwagen, die mit Luftschlitzen versehen
wurden. Wir beobachten ihn seit langem. Die Hälfte seiner Tiere stirbt während
dieser Fahrten. Qualvoll sterben die Pferde.“
„Rechtlich kann man nichts
dagegen tun?“
„Die laschen Vorschriften
werden von ihm erfüllt. Und das Grauen spielt sich ja ab im Verborgenen —
hinter den Wänden der Fahrzeuge.“
„Ich habe Pferde gesehen“,
sagte Tim, „die mir ziemlich verwahrlost vorkamen. Sie stehen auf einer Koppel
bei Hinterstetten.“
„Das sind Bullschetts
Schlachtpferde aus Polen. Der nächste Transport geht bald los.“
„Wann?“
Christa hob die Achseln. „Nach
meinen Informationen hat Möngheym zur Zeit nur einen Fahrer. Die anderen haben
gekündigt. Selbst für diese abgebrühten Kerle war dieses Grauen zuviel.“
„Polizeimeister Valke nannte
einen Namen: Ferdi Buchholz.“
„Das ist Möngheyms Fahrer. Ein
ganz übler Mensch.“
Tim sah seine Freunde an.
„Gegen den nächsten Pferde-Transport unternehmen wir was.“
„Wie denn?“ fragte Klößchen.
„Wir stoppen den Lkw und
befreien die Pferde.“
„Und dann?“ fragte Karl.
„Willst du sie freilassen? Sie würden umkommen.“
„Für sie wird bestens gesorgt.“
Tim wandte sich an Christa. „Kennen Sie Paul Hansen?“
Ihre sanften Augen wurden groß
und rund.
„Gehört habe ich von ihm.“
„Ich kenne ihn nicht“, nörgelte
Klößchen. „Kann ich bitte informiert werden?“
Gaby hatte sich aufgerichtet
und warf ihr Goldhaar über die Schulter zurück. Ein Leuchten erhellte ihren
Aprikosen-Teint. Tims Gedanke gefiel ihr.
„Als wir damals mit Paul Hansen
zu tun hatten“, erklärte Tim seinem dicken Freund, „warst du mit deinen Eltern
verreist. Paul Hansen ist ein Bio-Bauer. Sein Hof liegt hinter dem Zaudinger
Wald, also gar nicht weit von Hinterstetten, aber doch abseits genug. Hansen
ist praktizierender Tierfreund. Er hat einen Gnadenhof bei sich eingerichtet —
nahe dem Tierschutzgebiet beim Molchsgraben. Hansen nimmt alle Tiere auf, die
sonst nur noch den Tod zu erwarten hätten — durch den Metzger, durch Einschläferung
oder gar durch die sogenannten Wissenschaftler in den Tierversuchs-Anstalten.
Er hat alte Zirkuspferde, Esel, Hunde, Katzen, einen Habicht ohne Flügel, sogar
einen verkrüppelten Storch. Bei Hansen bringen wir die befreiten Pferde unter.“
„Was ihr vorhabt“, sagte
Christa, „ist ein Handstreich. Ob Hansen da mitmacht?“
Tim lachte. „Den müßten Sie
sehen. Ein Herz wie Gold, aber eine rabiate Art. Der fürchtet sich nicht. Und
sein Sohn ist genauso. Die würden bewaffneten Widerstand leisten, wenn man ihnen
ein schutzbefohlenes Tier wegnehmen wollte.“
„Aber kann er soviele Pferde
aufnehmen?“
„Kann er. Der Gnadenhof ist
groß. Hansen hat Platz und Futter und die richtige Einstellung.“
Christa seufzte. „Bei aller
Einsatzfreude — ihr dürft euch nicht in Gefahr bringen.“
Tim lachte. „Da haben wir schon
ganz andere Sachen abgezogen. Mit Ferdi Buchholz werden wir fertig. Leider ist
unsere Aktion nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Darüber hinaus müssen wir Bullschett
einheizen. Und Möngheym genauso. Wahrscheinlich werden wir ein paar anonyme
Anrufe machen, daß denen das Blut gefriert. Ist zwar nicht die feine Art — aber
wenn’s um die Tiere geht, dürfen wir nicht zimperlich sein bei der Wahl unserer
Mittel. Sie, Frau Löhberger, wissen natürlich von nichts.“
„Von diesen Dingen darf ich
nichts wissen.“ Sie fröstelte. Offenbar war ihr
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