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Freiheit für gequälte Tiere!

Freiheit für gequälte Tiere!

Titel: Freiheit für gequälte Tiere! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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unheimlich zumute.

14. Ulrich fordert Lösegeld
     
    Ulrich Panke hatte sich
entschieden. Seine Flucht vor Bernhard Möngheym war nun keine Flucht mehr. Im
Gegenteil: Jetzt fühlte sich der 19jährige überlegen, im Vorteil, als der
Stärkere. Denn Möngheyms Sohn, den Felix — den hatte er nun in seiner Gewalt.
    Freilich — von Gewalt war
nichts zu bemerken, als die beiden durch die Landschaft schlurften.
    Ulrich schob sein Motorrad,
denn der Tank war fast leer. Felix trottete nebenher — in seinen Edelklamotten,
den Lederrucksack auf dem Rücken, jenem Rucksack, der seinem Freund Fleini
Bullschett gehörte.
    Sie waren nicht sehr weit
gekommen während der letzten Stunden, hatten viele Pausen gemacht.
    Dem 19jährigen war das recht,
Leipzig war vergessen. Es kam nicht mehr darauf an, sich weit abzusetzen. Nein,
Ulrich wollte was anderes.
    „Wie spät ist es?“ fragte Felix
mit piepsiger Stimme.
    „Schon müde?“
    „Nee.“
    „Du hast doch selbst eine Uhr.“
    „Ah ja! Ganz vergessen. Stimmt
das: halb fünf?“
    „Stimmt.“
    „Übernachten wir bald?“
    „Wir suchen uns einen
Unterschlupf.“
    „Ist das schaurig — nachts im
Freien?“
    Ulrich wollte nicht zugeben,
daß er da keinerlei Erfahrung hatte.
    „Kommt drauf an. Eigentlich
nur, wenn man auf dem Kirchhof übernachtet und in der Aussegnungshalle ein
Verstorbener aufgebahrt ist. In solchen unheimlichen Nächten schreien auch die
Käuzchen.“
    „Davor habe ich keine Angst.“
    „Umso besser.“
    Er hat, dachte Ulrich, bisher
nicht ein einziges Mal gelacht. Wirkt völlig verstört. Ist seelisch geschädigt.
Logo! Bei dem Brutalo als Vater. Nun ist Felix meine Geisel. Aber das ahnt er
nicht — und soll’s auch nicht merken.
    Im Westen zog ein
Frühjahrsgewitter auf.
    Sie befanden sich auf freiem
Feld. Doch der Weg führte in ein Waldstück. Und dort, am Rand, stand die
Holzhütte.
    „Hier war ich schon mal“, sagte
Felix. „Die Hütte gehört dem Bio-Bauer Paul Hansen. Aber er benutzt sie nicht
mehr. Der hat zu tun mit seinem blöden Bio-Gemüse. Und den Bio-Viechern. Die
kriegen Bio-Futter. Was ist das eigentlich: Bio?“
    „Giftfrei.“
    „Und ohne Bio ist alles
giftig?“
    „Kann man sagen. Aber manches,
was sich Bio nennt, ist trotzdem giftig. Es wird Mißbrauch getrieben mit der Bezeichnung.“
    „Gibt es Bio-Pferde?“
    „Keine Ahnung.“
    „Mein Vater hat damit zu tun.
Die Pferde werden geschlachtet. Wahrscheinlich ist es dann Bio-Fleisch.“
    Sie erreichten die Hütte. Sie
wirkte verfallen. Aber die Tür funktionierte, und alle Fenster waren dicht.

    Nur ein Raum. Mit Tisch, Stuhl
und einem alten Sofa. Leere Flaschen stand auf dem Boden, und in den Ecken
verstaubten Spinnennetze.
    Gemütlicher als meine
Untermieter-Bude, dachte Ulrich. „Wie weit, Felix, ist es noch bis zum nächsten
Dorf?“
    „Weiß ich nicht. Die Hütte ist
doch gut. Warum bleiben wir nicht?“
    „Du wartest hier auf mich.
Bevor es dunkel wird, bin ich zurück.“
    „Warum willst du weg?“
    „Ich muß einkaufen. Wir haben
nichts mehr zu essen.“
    „Ich komme mit.“
    „Du bleibst hier. Wir sind noch
zu nahe bei Hinterstetten. Man würde dich sehen — im Dorf, und wir hätten die
Polizei auf dem Hals.“
    „Hm. Stimmt. In
Molchsgrabenweiler habe ich Schulfreunde.“
    „So heißt das Dorf?“
    „Du mußt nur auf dem Weg
bleiben. Und über den Hügel. Dann siehst du die Häuser.“
    „Also bis gleich. Du kannst die
Tür von innen verriegeln.“ Ulrich startete seine Maschine. Hoffentlich reichte
der Sprit noch.
    Der Feldweg führte ein kurzes
Stück durch den Wald, dann über einen Hügel.
    Molchsgrabenweiler lag in einer
Senke. Zwei Dutzend Häuser, die Dorfstraße, Läden, eine Poststelle. Vor einem
Maschinenschuppen standen Dungstreuer, Dreiseitenkipper und Traktoren. Vor
jedem zweiten Haus dampfte ein Misthaufen.
    In dem Laden einer
Lebensmittel-Kette kaufte Ulrich Proviant: Brot, Käse, Hartwurst, gekochte
Eier, Äpfel, ein paar Flaschen Bier für sich — in Wegwerf-Flaschen — und
Schokolade sowie Gummibärchen für Felix.
    Bei der Tankstelle versorgte
der 19jährige seine Maschine mit Kraftstoff und Öl. Das Geld reichte noch. Und
bald würde er mehr haben, viel mehr.
    Vor der Poststelle war ein
Telefonhäuschen.
    Ulrich lehnte sein Motorrad an
die Seitenwand und suchte sein Münzgeld zusammen.
    Der Himmel war jetzt bedeckt.
Wolken blähten ihre Bäuche. Ulrich blätterte im Telefonbuch.
    Hinterstetten — aha!
    Und dort stand er ja:

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