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Freiheit statt Kapitalismus

Freiheit statt Kapitalismus

Titel: Freiheit statt Kapitalismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sahra Wagenknecht
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endgültig abgeschrieben ist. Ihre dominante Marktstellung gibt ihnen die Macht dazu.
    Natürlich ist es niemandem verboten, in der Bundesrepublik einen neuen Energieerzeuger zu gründen. Im Bereich der erneuerbaren Energien wird das sogar staatlich gefördert. Und doch wird keiner der neuen Solar- oder Windstromanbieter dem Oligopol der vier Riesen RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW, die allein 80 Prozent der Stromerzeugung auf sich konzentrieren, eine »kreative Zerstörung« ihrer Atomanlagen und Kohlekraftwerke aufzwingen können. Im Gegenteil, ohne Einspeisezwang und Preissubventionen gäbe es die Neuen gar nicht. Obwohl deren Technologien den alten in jeder Hinsicht – unter Einbeziehung aller Kosten auch preislich! – überlegen sind. Aber die Einzigen, die über hinreichend Kapital verfügen würden, um den Erneuerbaren zum Durchbruch zu verhelfen, sind die alten Stromgiganten. Und die haben ein großes Interesse, den Wandel so lange zu blockieren, bis der letzte Atommeiler abgeschrieben ist. Der Markt kann den überfälligen Umbruch also nicht erzwingen. Das könnte nur die Politik, die sich aber stattdessen der Macht der Atom- und Kohlelobby beugt. Denn auch der jetzt beschlossene Atomausstieg beugt sich einem Zeitplan, der den Atomkonzernen den Rückfluss ihres in die Meiler investierten Geldes mit beträchtlicher Rendite garantiert. Unter rein technologischen Gesichtspunkten wäre das Kernkraft-Aus wesentlich schneller umsetzbar gewesen.
    Ähnlich sieht es in anderen Branchen aus. Ganz sicher gibt es chemische Verfahren, die Materialien mit ähnlichen Eigenschaften erzeugen könnten wie die petrochemische Industrie, aber nicht auf fossiler Basis, sondern auf erneuerbarer und kreislauftauglich. Aber welcher Newcomer hätte das Kapital, um es mit den Chemieriesen BASF und Bayer aufzunehmen? Wer hätte auch nur die Kapazität, ausreichend Forschungsgelder dafür zu investieren? Allein die Großen, und die haben wenig Interesse, ihre Anlagen, in denen Milliarden stecken und die ihnen Milliardenprofite bringen, vorfristig zu entwerten.
    Es spricht viel dafür, dass wir längst in Gefährten durch die Lande fahren könnten, die – mit welchem Antrieb immer – kaum noch klimafeindliche Abgase ausstoßen würden. Forscher haben das menschliche Genom entziffert und das Gasgemisch in der Atmosphäre von Planeten analysiert, die sich Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt befinden. Da soll menschliche Erfindungsgabe nicht fähig sein, einen praktikablen umweltgerechten Mobilitätsantrieb jenseits der fossilen Brennstoffe zu finden, sei es auf Elektrobasis oder auch einer anderen? Sie würde alles finden und längst gefunden haben, wenn die Richtung der Forschung nicht hauptsächlich von denen bestimmt würde, die gar kein Interesse an einem schnellen Wandel haben. Zumal ein neuer Mobilitätstyp auch eine ganz neue Infrastruktur voraussetzen würde. Die gute alte Tankstelle hätte ausgedient. Das ist teuer und ein Grund mehr, weshalb ein einzelner Hersteller mit einer neuen Mobilitätsidee den Markt kaum erobern könnte. Also wird die Welt weiter mit Autos alten Typs zugemüllt, obwohl alle wissen, dass das Klima das nicht aushält.
    Unprofitable Umweltrenditen
    Der zweite Hinderungsgrund für den überfälligen Ökoumbau der Wirtschaft besteht in der ungeklärten Frage, wer die erwarteten Renditen auf derart umfangreiche Investitionen bezahlen soll. Der Kapitalismus ist, wie wir gesehen haben, nur in Wachstumszyklen dynamisch, in denen der Investitionsbedarf so hoch ist, dass die mit einer Investition gemachten Renditen sofort wieder in die nächste Investition fließen.Die Umstellung der Wirtschaft auf umweltverträgliche Technologien taugt dazu nicht. Denn anders als in der Nachkriegszeit geht es bei diesem Wandel nicht um die Durchsetzung eines neuen Konsummodells, an dem mit wachsenden Einkommen immer mehr Menschen partizipieren, sondern es geht darum, das heutige Wohlstandsniveau auf eine neue, solidere Grundlage zu stellen. Die Investitionen in den ökologischen Umbau als solche bedeuten also zunächst gar kein Wachstum. Werden sie von einer privaten Wirtschaft getätigt, die damit Profite machen will, müssen diese Profite durch Umverteilung aus einem vorhandenen Kuchen bezahlt werden.
    Werden sie dem Verbraucher aufgeladen oder vom Staat übernommen, wäre das mit einem nochmaligen gravierenden Wohlstandsverlust für die Mehrheit der Menschen verbunden. Denn dann würde das
Profitstück
im

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