Freiheit statt Kapitalismus
Umverteilung von unten nach oben haben eine globale Vermögens- und Schuldenblase von historisch beispielloser Dimension erzeugt. Die entscheidende Aufgabe der Zukunft besteht darin, aus dieser Vermögens- und Schuldenblase geordnet die Luft wieder herauszulassen. Und zwar so, dass es möglichst genau jene Vermögen trifft, deren enormer Zuwachs tatsächlich auf die Blasenökonomie der letzten drei Jahrzehnte zurückgeht, also auf Dividenden, Zinseszins und Spekulation.
In Deutschland beispielsweise sind die privaten Geldvermögen von 1998 bis 2010 von 3,1 auf 4,9 Billionen Euro angeschwollen. Diese zusätzlichen fast 2 Billionen Euro befinden sich nahezu ausnahmslos auf den Konten der oberen Zehntausend, also der Millionäre und Multimillionäre, während die Spareinlagen der Mehrheit der Bevölkerung sogar geschrumpft sind. Diese Billionen sind ein Beispiel für das, was hier mit Vermögensblase gemeint ist.
Die faulen Schulden müssen also abgeschrieben werden. Aber sie müssen so abgeschrieben werden, dass in der Gegenbuchung die aus der Schuldenblase entstandenen Vermögen verschwinden und nicht die Spargroschen der Mittelschicht. Im Folgenden wollen wir uns die verschiedenen Varianten, die zur Entwertung von Schulden und Vermögen in Zukunft denkbar sind, genauer anschauen. Irgendwann wird die Schuldenblase platzen. Die Frage ist, auf welche Weise, zu wessen Lasten und mit welchen volkswirtschaftlichen Folgewirkungen.
Erste Variante: Weiter so bis zum Crash
Eine denkbare (und verheerende) Variante ist die, die sich zurzeit in Europa andeutet: Die Staaten versuchen, durch irrwitzige Sparprogramme ihrer eskalierenden Defizite Herr zu werden. In der Folge erlebt die Wirtschaft einen erneuten Einbruch, verstärkt eventuell durch eine Deflation. Mit den Preisen sinken dann aber auch die Einkommen der Privaten wie die Steuereinnahmen des Staates. Beides macht die Last der Schulden – der privaten und der öffentlichen – umso drückenderund erhöht die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen. Spätestens das dürfte bald wieder größere Finanzinstitute ins Wanken bringen, die dann erneut mit Staatsgeld gerettet werden müssen. Mehrere Euroländer, die das besonders betrifft und deren Defizite besonders schnell steigen, werden von den Kapitalmärkten mit steigenden Zinsen abgestraft und können sich womöglich bald gar nicht mehr zu vernünftigen Bedingungen refinanzieren.
Dann greift erst einmal der Eurorettungsschirm. Das hat aber nur zur Folge, dass die Schulden nun nicht mehr von der privaten auf die öffentliche Hand, sondern von den schwächeren auf die stärkeren Staaten abgewälzt werden. Auch das kann nicht auf Dauer funktionieren. Spätestens wenn Länder wie Spanien mit derzeit etwa 700 Milliarden Euro an Schulden oder gar Italien mit knapp 2 Billionen staatlicher Außenstände in Probleme geraten, ist irgendwann auch der größte Schirm nicht mehr in der Lage, das Desaster aufzuhalten. Fast keiner bezweifelt, dass der Schuldenschnitt in Griechenland vom März 2012 völlig unzureichend war und die Schuldenlast kaum verringert hat. Es wird also in absehbarer Zeit eine weitere Umschuldung geben müssen – oder Griechenland wird tatsächlich zahlungsunfähig werden. Dass ein Schuldenschnitt auch für Portugal bevorsteht, ist ein offenes Geheimnis. Wenn sich irgendwann der Eindruck verfestigt, dass auch andere Problemländer ihren Schuldendienst nicht dauerhaft leisten können, werden auch deren Kreditzinsen erneut explodieren, was als selbsterfüllende Prophezeiung sehr schnell die tatsächliche Zahlungsunfähigkeit herbeiführen dürfte. Während die griechischen Banken mit sehr viel Steuergeld der Eurostaaten vor dem Bankrott bewahrt wurden, dürfte es dann auch handfeste Bankencrashs geben, sicher auch einen Run auf bestimmte Banken mit besonders hohen Beständen an den betreffenden Staatsanleihen. Dass italienische und spanische Banken – ganz ähnlich wie die griechischen und portugiesischen Institute – bereits seit längerem kaum noch Kredit über den privaten Interbankenmarkt bekommen, ist ein Indikator dafür, dass die Finanzwelt sich auf ein solches Szenario durchaus vorbereitet. Am Ende dieser Entwicklung kann eigentlich nur der Zusammenbruch der Währung und des gesamten Euro-Finanzsystems stehen.
Dabei werden zwar auch die Reichen verlieren, aber am schlimmsten getroffen werden die Mittelschichten, so wie es bei Währungsreformen bisher immer der Fall war. Letztlich ist das ein
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