Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
kommunistischen Propaganda, dass damit die Kräfte der Reaktion, des Faschismus und des Trotzkismus ausgerottet werden sollten. Doch als die Exzesse stalinistischer Säuberungen unübersehbar wurden und die Aufhebung der Unterdrückung in nebelhafte Ferne rückte, beendeten die meisten Intellektuellen ihren Flirt mit dem Kommunismus und heirateten ihre Arbeit in den Universitäten oder Ministerien.
Unter konservativen Amerikanern war die Meinung verbreitet, dass die Kommunisten in Amerika ein gewaltiges konspiratives Netzwerk bildeten, um die Bürger der USA unter die Herrschaft der Sowjetunion zu zwingen. Viele von ihnen fanden es absolut richtig, dass endlich jemand mit diesem Spuk aufräumte. McCarthy erhielt in den Monaten nach der Anhörung Tausende von zustimmenden Briefen. Viele davon enthielten Geld, zuerst nur wenige Dollar, später aber auch größere Summen. McCarthy begann daraufhin, zu Spenden aufzurufen, um seinen einsamen Kampf gegen die Kommunisten in der Regierung zu finanzieren. Er bekam jetzt auch vorsichtige Unterstützung von einigen republikanischen Senatoren, denen alles recht war, was der demokratischen Regierung von Präsident Truman schaden konnte.
Der Senat setzte einen nicht-öffentlich tagenden Ausschuss ein, um McCarthys Anschuldigungen in Ruhe zu überprüfen. Jetzt, hinter verschlossenen Türen, nannte McCarthy auch Namen. Das Außenministerium übergab dem Ausschuss die Personalakten der Beschuldigten, was eigentlich unzulässig war. Keine der Beschuldigungen ließ sich daraus erhärten. Langsam benötigte McCarthy einen echten Spion, sonst würde sein Stern ebenso schnell sinken, wie er aufgestiegen war.
Im März 1950 beschuldigte er plötzlich Owen Lattimore, den damals bekanntesten China-Experten der USA . McCarthy präsentierte eine Reihe von Zeugen, die nebelhafte Anschuldigungen erhoben. Wieder konnte er nichts beweisen, aber Lattimore musste jahrelang um seinen guten Ruf kämpfen. Der damals Fünfzigjährige konnte auf eine bis dahin glänzende Karriere zurückblicken. Er war in China geboren, sprach fließend Chinesisch und Mongolisch und kannte Nordostchina von vielen Reisen. Im Jahre 1938 verpflichtete ihn der Rektor der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore als Dozent. Er unterrichtete an der zur Universität gehörenden Page School of International Relations und wurde später ihr Direktor. Und jetzt sollte er plötzlich ein russischer Spion sein. McCarthys Zeugen redeten viel und bewiesen nichts. McCarthy konnte seine vollmundigen Beschuldigungen nicht beweisen, aber wie gewohnt nahm er sie nicht zurück. Auch wenn Lattimore kein Spion der Russen sei, argumentierte er, so sei er doch ein »kriminelles Risiko«.
Owen Lattimore wurde 1952 tatsächlich wegen Meineids angeklagt und verurteilt, weil er angeblich vor einem Unterausschuss des Senats die Unwahrheit gesagt hatte. 1955 wurde das Urteil jedoch vollständig aufgehoben und Lattimore rehabilitiert. Viele der von McCarthy Beschuldigten waren weniger prominent, und für eine Reihe von ihnen bedeuteten die Anschuldigungen das Ende ihrer Karriere.
Bis Mitte 1950 perfektionierte McCarthy seine Methode. Er hielt ein ständiges Verwirrspiel in Gang, bei dem die einzige Konstante seine Vorwürfe waren. Und die blieben immer gleich: Das Außenministerium und andere Behörden, ja sogar die Armee, waren Schlangennester voller Kommunisten. McCarthy sah »eine Verschwörung von so immenser Größenordnung, dass sie jedes andere derartige Unternehmen in der menschlichen Geschichte in den Schatten stellt«, wie er am 14 .Juni 1951 im Senat behauptete. Und er, so schärfte er den Journalisten und seinen Wählern ein, war angetreten, damit gründlich aufzuräumen.
1952 wurde er für weitere sechs Jahre erneut in den Senat gewählt. Gleichzeitig wechselte auch die Regierung: Im Januar 1953 trat der Republikaner Dwight D. Eisenhower die Nachfolge des Demokraten Harry Truman an. McCarthy übernahm im neuen Senat den Vorsitz im Regierungskontrollausschuss und dem ständigen Unterausschuss für Ermittlungen. Diese Ausschüsse sollten die Effektivität der Regierungsarbeit überprüfen. Es war die Arbeit für einen Buchhalter, nicht für einen Demagogen. Offenbar hoffte der Senat, dass McCarthy entweder gute, aber stille Arbeit leisten werde, oder so schlechte, dass man ihn irgendwann mit ruhigem Gewissen abschieben konnte. Sie sollten sich irren.
McCarthy erhielt mit dem Amt des Ausschussvorsitzenden die Macht,
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