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Freitags wird gebadet, aus dem Tagebuch eines Minderjaehrigen

Titel: Freitags wird gebadet, aus dem Tagebuch eines Minderjaehrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt David
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die---pst!“
    Mutter wälzte sich im Bett und seufzte.
    „---und die hatte immer ein paar leichte Männer um sich. Und auf diese Frau, Heinz, paßte das Wort.“
    „So.“
    „Na ja, weißt du, sie trank gern und viel, ging auch sehr gern spazieren, aber nur mit Männern, und die Männer lud sie immerzu in ihre Wohnung, und dafür mußten die zahlen."
    „Für die Wohnung?“
    „Ungefähr - aber, Heinz“, Papa hüstelte etwas in die hohle Hand, „aber", sagte er fröhlich, „in dem Film war ein Kommissar, ein Kerl, also ich sage dir, der machte alles mit Judo. Keine Pistole hatte er bei sich. Nur Judo.“ So erging sich Vater noch eine Zeitlang und spielte mir seinen Krimi vor, entfernte sich, nicht sehr geschickt, aber schnell, immer weiter von dem Wort und dachte sicherlich, ich merke das nicht. Nun hatte ich mir aber durch die abendliche Geschichte mit den Hausaufgaben wieder einmal vorgenommen, nie mehr zu schwindeln. Und so gestand ich ehrlich meinem Vater: „Du, ich weiß noch immer nicht richtig, was das Wort bedeutet; denn der Kommissar ..."
    „Schluß jetzt! Ich hab dirs lange genug erklärt, und überhaupt, das ist sowieso noch nichts für dich.“
    Lange genug, das stimmte.
    Papa schlich zurück zum Bett.
    Durchs Fenster grinste weise der Mond.
    Auf dem Friedhof lachten ein paar Käuzchen. Und ich, ich lächelte in die erzwungene Stille hinein.
    Natürlich, dem Wort galt mein letzter Gedanke, bevor ich einschlief. Es spazierte durch meine Träume in Gestalt einer Frau, die Amanda hieß und in unserem Dorf „Lustige Witwe“ genannt wurde, gern in der „Eule“ einen Schnaps schluckte und mit Männern deftige Witze riß. Amanda war alt und dick und in meinem Traum nur mit einer hübschen Cocktail-Schürze bekleidet. Um sie herum stand eine Schar bejahrter Männer, die ihr die Modenschau bezahlten.
    Als ich morgens zur Schule trabte, begegnete ich Amanda. Im Sonntagsstaat. Sie holte Rente. Ich schämte mich, Amanda im Traum so mangelhaft angezogen gesehen zu haben. Ich kriegte gleich einen roten Kopf und grüßte freundlicher als sonst.

    Nun blieb mir für das Wort nur Thekenwilli. Er geht in meine Klasse und ist der Sohn des Gastwirts „Zur Eule“. Ihn fragte ich. Und er sagte es mir, indem er für das fragliche Wort ein anderes, mir längst bekanntes, nannte. Willi tat dabei sehr ernst, weil er seinen Wortschatz von Vaters Stammtischkunden bezieht und nicht mag, daß wir über diese hochprozentige Quelle lachen. Schließlich hat er Vaters feuchtes Gewerbe mit zu verteidigen.
    Auch ich war ernst und noch mehr enttäuscht; denn ich hatte es mir viel schlimmer vorgestellt, wenn ich an Papas nächtliches Drama dachte, das er mir im Hemd vorgespielt hatte.
    Amanda dagegen bat ich in Gedanken um Verzeihung.

3

    Die letzte Schulstunde verbrachten wir heut mit unserem Klassenlehrer Lampel. Wir nennen ihn Mona Lisa, weil er immer lächelt, wenn er von uns etwas haben will. Manchmal nennen wir ihn auch Lämpchen, aber nur, wenn er nett zu uns ist.
    Und nun also schwebte Mona Lisa wie ein Engel in die Klasse, mit einem Lächeln bewaffnet, das uns sofort sagte, Leute, aufgepaßt! Jetzt stößt uns etwas zu.
    „Ich hab was für euch“, sagte er entzückt.
    Im Gegensatz zu meinem Vater, der oft droht, „das ist noch nichts für dich“, hat Mona Lisa immer etwas, was schon für uns ist. Diesmal waren es Sammellisten für den Friedensfonds. Ja, man soll den Lampel nicht vor dem Mittag loben.
    Herr Lampel ist korrekt. Herr Lampel macht es sich nicht leicht. Er schickt uns nicht einfach los, sondern gibt uns etwas mit auf den Sammelweg. So sagt er. Und er sagte treffend: „Der Frieden muß erhalten bleiben.“ Irgendwie kam das einigen unter uns bekannt vor. Wir mußten das schon mal gehabt haben. Trotzdem stritten wir nicht mit ihm; denn diesmal hatte er recht, was wir nicht immer behaupten können. Mona Lisa sprach dann vom Weltfriedenslager und den imperialistischen Kräften und so; und einige in der Klasse waren ein bißchen traurig, weil er doch gar nichts von unserem Dorf sagte.
    Während Herr Lampel die Listen austeilte, meinte er: „Wer am meisten sammelt, erhält ein Buch als Prämie.“
    Das ist der materielle Anreiz. Von nun an sind wir nicht mehr zu halten. Jeder giert nach der Liste. Der Hauptreiz liegt bei den Hausnummern, die auf der Liste stehen. Es gibt gute, und es gibt schlechte Hausnummern, weil wir alle Leute kennen, die hinter den Hausnummern wohnen. Ein Blick auf die Liste, und

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