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Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)

Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)

Titel: Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamie Lynn Braziel
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erdenklichen Distanzen geschossen hatten, hatte ich bewiesen, dass ich der bessere Schütze war, und Kirk war gar nicht glücklich darüber.
    »Wo hast du gelernt, so zu schießen?«, fragte er angewidert.
    »Mein Dad war der beste Schütze in der Polizeitruppe und er hat dafür gesorgt, dass ich mich schon früh an Feuerwaffen gewöhne«, antwortete ich ungerührt. »Ich habe hier viele Stunden mit Dad geübt, bevor ich alt genug war, um allein herzufahren. Noch eine Runde?«
    »Nein«, erwiderte er kurz angebunden und warf seine Waffe in ihren Koffer zurück. Danach fuhr er mich nur allzu gerne nach Hause und machte sich auch nicht die Mühe, mich zur Tür zu begleiten. Ich schätze, er hatte erkannt, dass ich selbst auf mich aufpassen konnte.

3
    Seit ich denken konnte, waren die Sonntage für den Kirchgang reserviert. Wir mussten hingehen, aber das hatte mir nie etwas ausgemacht. Ich hatte den Gottesdienst immer gern besucht, bis Dad beschloss, Pfarrer zu werden. Von da an war es so, als würden mein Bruder und ich wie unter einem Mikroskop betrachtet, und alles, was wir taten oder nicht taten, wirkte sich auf Dads Ansehen als Pfarrer aus. Ich versuchte es zu ignorieren so gut es ging, aber es fiel mir nicht immer leicht.
    Nachdem er so lange bei der Polizei gearbeitet und mit angesehen hatte, wie gute Leute durch falsche Entscheidungen im Gefängnis landeten, hatte Dad beschlossen, das dadurch zu verhindern, dass er Baptistenpfarrer wurde. Er hoffte, die Leute zu erreichen, bevor sie diese falschen Entscheidungen trafen. Das Einzige, das sich an den Sonntagen änderte, war, dass er nun auf der Kanzel stand, statt mit uns in der Kirchenbank zu sitzen. Und manchmal dauerte es länger, bis wir uns zum Mittagessen an den Tisch setzen konnten. Dieser Sonntag war da keine Ausnahme.
    Sobald Brian und ich im Kirchenraum auftauchten, stürzte sich Dad auf mich. »
Musstest
du denn unbedingt besser schießen als er, Emma?«, jammerte er. »Konntest du ihn nicht gewinnen lassen?«
    Ich traute meinen Ohren nicht. »Dad, er ist ein eingebildeter Chauvi, der eine Lektion verdient hatte.«
    Er seufzte entnervt. »Wenn du an jedem Mann, mit dem du ausgehst, etwas auszusetzen hast, wirst du nie heiraten.« Er drohte mir mit dem Finger. »Es gab nur einen Mann, der auf dem Wasser gehen konnte, Emma, und das war Jesus.« Die alte Leier. »Und er steht nicht zur Verfügung, daher schlage ich vor, dass du dich nach jemand anderem umsiehst.« Kopfschüttelnd ging er zur Kanzel.
    In den Augen meiner Familie war es am Ende immer meine Schuld, wenn eine Verabredung nicht gut lief. Sie hielten mich für zu anspruchsvoll und unrealistisch. Es war egal, ob ein Mann ungepflegt war oder zu viel trank oder eine schreckliche Einstellung zu Frauen hatte. Der Fehler lag immer bei mir. Das machte die ganze Sache ziemlich ermüdend, und die Tatsache, dass ich blöde Typen geradezu magisch anzuziehen schien, war auch nicht gerade hilfreich.
    »Puh!«, raunte Brian.
    »Wem sagst du das.« Ich zuckte mit den Schultern. »Die Geschichte meines Lebens – Klappe, die zweimillionste.« Mit den Händen ahmte ich das Öffnen und Schließen einer Filmklappe nach.
    Bis auf die zusätzlichen Blumen waren alle Spuren der Hochzeit verschwunden. Mutter trug einen eleganten Hosenanzug aus violetter Seide und ihre übliche Perlenkette. Ihr kinnlanger Bob lag perfekt, kein Härchen tanzte aus der Reihe. Sie saß in derselben Kirchenbank, in der wir schon seit Jahren saßen, und unterhielt sich angeregt mit Mrs. Clark, einer alten Freundin der Familie. Sie war aus der Bankreihe quer über den Mittelgang auf ein Schwätzchen herübergeschlüpft.
    Als ich näherkam, zeigte Mutters Verhalten nur zu deutlich, dass sie immer noch sauer war. Das Höllenfeuer selbst hätte den Eispanzer nicht auftauen können, der sie umgab, oder die stählerne Stange in ihrem kerzengeraden Rücken verbiegen können. Mrs. Clark machte sich hastig aus dem Staub und ich wusste, dass ich sehr kleine Brötchen würde backen müssen.
    »Guten Morgen, Mrs. Bailey«, begrüßte Brian sie. »Sie sehen wunderbar aus in dieser Farbe.« Er versuchte, sie mir zuliebe weich zu klopfen, aber ich musste ihm recht geben. Mit ihrem rabenschwarzen Haar hatte sie in Violett schon immer fantastisch ausgesehen. Meine rotbraunen Locken hatten ihren Ursprung irgendwo anders, in den Untiefen unseres Genpools.
    Ich marschierte schnurstracks in die Höhle des Löwen. »Guten Morgen, Mutter.« Sie bedachte mich

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