Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
bloß mit einem verächtlichen Blick.
Kleine Brötchen
, dachte ich. »Tut mir leid, dass ich frech war.« Ich zuckte zusammen, als Brian hinter mir loskicherte.
»Nun, das will ich auch schwer hoffen.« Sie starrte mich an, bis ich den Blick senkte. »Ich habe dir bessere Manieren beigebracht als das, was du gestern am Telefon zum Besten gegeben hast.«
Ich senkte den Kopf. »Ja, ich weiß. Es tut mir leid.«
»Ich habe nur versucht, dir zu helfen und so dankst du es mir!« Sie zog das Spitzentaschentuch hervor, das immer in ihrer Handtasche zu finden war, und tupfte sich ein paar nicht vorhandene Tränen aus den Augen.
Ich erhob meine Augen zum Himmel und betete, dass ich nicht in lautes Gelächter ausbrechen würde. Ich mochte es nicht, dass sie sich immer wieder in mein Leben einmischte, aber das konnte ich ihr nicht sagen. »Du hast recht. Es tut mir schrecklich leid.«
»Ich verzeihe dir, aber tu so etwas nicht noch einmal.« Sie sah vollkommen zufrieden mit sich aus, wie sie so vor sich hin lächelte und schließlich das Taschentuch wieder in ihrer Handtasche verstaute. Brian schien die ganze Situation köstlich zu amüsieren, daher sorgte ich dafür, dass er zwischen mir und meiner Mutter saß. Auf das Mittagessen freute ich mich nicht gerade.
Dad lieferte eine seiner berühmten Feuer-und-Schwefel-Predigten. Sie gefielen mir, weil ich wusste, dass er wirklich meinte, was er sagte. Und außerdem hielten sie mich wach. Ich wunderte mich jedes Mal, dass die Kanzel keinen Schaden nahm, wenn er seine Faust darauf niedersausen ließ, um einen Punkt besonders nachdrücklich zu betonen.
Ich muss gestehen, dass mich sein Entschluss, das Polizistendasein aufzugeben und Pfarrer zu werden, ein bisschen erstaunt hatte. Es war eine Entscheidung, die ich bewunderte, denn selbst nach all dem, was er gesehen hatte, empfand er mehr Mitgefühl für die Menschen als ich. Sein Haar war grau geworden, doch sein Gesicht wirkte immer noch jung. Es war die Art von Gesicht, dem Menschen sich öffneten, selbst wenn sie zuvor nicht das Bedürfnis dazu verspürt hatten.
Nur allzu bald verließen wir einer nach dem anderen die Kirche. Überall standen Leute in Gruppen zusammen und schmiedeten Pläne oder sprachen über die Predigt. Ich umarmte Dad und rannte die Vordertreppe hinunter.
»Tolle Predigt, Pfarrer Bailey«, sagte Brian, als er Dad vor der Tür die Hand schüttelte.
»Danke, mein Sohn. Sehen wir dich heute am Mittagstisch?« Dad versuchte, mit Brian zu reden und gleichzeitig Leuten die Hände zu schütteln.
»Nein, Sir.« Er trat einen Schritt zurück, um ein paar Gottesdienstbesucher vorbeizulassen. »Es tut mir leid, aber ich bin schon verabredet.«
Als ich das hörte, drehte ich mich zu ihm um. Verabredet? Von einer Verabredung hatte er mir gar nichts erzählt.
Dad guckte enttäuscht. Er unterhielt sich immer gern mit Brian. »Na, dann aber ganz bestimmt nächsten Sonntag.«
Brian nickte. »Ich freue mich darauf, Sir.«
Ich packte Brian am Arm und zog ihn die restlichen Stufen hinunter und weg von den Leuten, bevor ich mich umwandte und ihm ins Gesicht sah. »Was für eine Verabredung?«
»Ich habe ein Date.« Er zupfte an seiner Krawatte.
Ich stemmte die Hände in die Hüften und versuchte, in seiner Miene zu lesen. »Ein Date? An einem Sonntagnachmittag? Du hast mir gar nichts davon erzählt.«
Warum nicht?
Er zuckte mit den Schultern. »Es ist keine große Sache. Bloß ein Blind Date, das ein Kollege vor ein paar Wochen eingefädelt hat. Und weil ich unter der Woche so verrückte Arbeitszeiten habe,blieb nur heute Nachmittag übrig. Bis jetzt haben wir uns immer nur am Telefon unterhalten können.« Er sah überallhin, nur nicht zu mir.
»Vor ein paar Wochen?« Ich packte seine Krawatte, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. »Du hast das so lange gewusst und hast nichts gesagt?« Er sprach seit ein paar Wochen mit einer Frau und hatte sie nie erwähnt?
Er entwand seine Krawatte meinem Griff. »Ich muss dir schließlich nicht alles erzählen, Emma«, fuhr er mich an.
Überrascht von seinem Tonfall, traf ich schließlich seinen Blick und entdeckte – Ärger? Ich schämte mich, weil ich ihm tatsächlich alles erzählte, und spürte, wie ich rot wurde. Es war nicht nur Verlegenheit, merkte ich. Ich fühlte mich zutiefst verletzt. Er wand sich unter meinem Blick. Ich drehte mich zum Gehen um, als er die Hand nach mir ausstreckte.
»Es tut mir leid, es ist nur so, dass – Emma, warte!«
»Geh
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