Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
Haus.
Kathy hatte im Laden alles in Gang gehalten, während ich Anne bei den Hochzeitsvorbereitungen half. Sie hatte bereits geöffnet und räumte gerade Bücher aus einer neuen Lieferung in die Regale, als ich ankam.
»Guten Morgen, Kathy. Wie geht’s?« Ich stellte meine Tasche auf die Theke.
»Prima.« Sie legte einen Stapel Bücher aus der Hand und wischte sich ein paar blonde Strähnen aus den Augen. Sie schenktemir ihr übliches sonniges Lächeln, dann legte sie den Kopf schief und betrachtete mich genauer. »Du siehst heute Morgen munter aus.«
»Ich bin einfach froh, dass wir die Hochzeit hinter uns gebracht und das junge Glück sicher in die Flitterwochen geschickt haben.« Ich begann, das Bonbonglas aufzufüllen.
»Wann kommen sie zurück?«, fragte sie, während sie die Bücher einräumte.
»Nicht vor Sonntagabend.«
»Nun, hier ist alles bestens gelaufen. Ich habe dir die monatlichen Verkaufszahlen auf den Schreibtisch gelegt.« Sie wedelte mit der Hand in Richtung Büro im hinteren Teil des Ladens.
»Ich sehe sie mir später an.« Ich schenkte ihr ein dankbares Lächeln. »Kathy, ich weiß es wirklich zu schätzen, wie du dich in den letzten Wochen um alles gekümmert hast.«
»Kein Problem. Ich habe jeden Augenblick genossen.«
Das war einer der Gründe, weshalb ich Kathy die Stelle im Buchladen gegeben hatte. Aus dem Bewerbungsgespräch wusste ich, dass sie Bücher ebenso liebte wie ich. Und noch etwas hatten wir gemeinsam: unsere Liebe zu Nancy Drew. Wir waren sogar beide Mitglieder im nationalen Nancy-Drew-Fanclub und hatten beschlossen, den Laden für eine Woche zu schließen, um am alljährlichen Kongress teilzunehmen und dort Verbindung mit Sammlern aus dem ganzen Land aufzunehmen. Er sollte in einigen Wochen in Illinois stattfinden.
»Übrigens habe ich alle unsere Reservierungen für den Kongress bestätigt«, sagte Kathy. »Es ist bestimmt interessant, auf Nancys Spuren die Region zu erkunden, in der ihre Geschichten spielen.«
Ich pflichtete ihr mit einem Seufzer bei. »Wie wunderbar, für eine Weile in eine Fantasiewelt einzutauchen.«
Sie räumte weiter die Bücher ein, während wir noch einmal die gesamte Hochzeit inklusive Onkel Richards Bemerkung und die Begegnung mit Steve durchkauten. Außerdem schilderte ich ihr in allen Einzelheiten, wie Brian versucht hatte, Steve eifersüchtig zu machen. Diese kleine Theatervorstellung hatte sie ja verpasst.
Kathy wischte sich die Lachtränen aus den Augen und sagte: »Er ist so ein toller Typ; es ist wunderbar, dass ihr Freunde seid. Obwohl ich denke, dass da eigentlich auch mehr daraus werden könnte.«
Ich runzelte die Stirn. Dann sagte ich: »Wahrscheinlich sind wir noch nicht einmal mehr Freunde.«
Kathy hielt inne. »Was meinst du damit? Ist irgendwas passiert zwischen euch beiden?«
Ich seufzte und dann erzählte ich ihr von dem Streit mit Brian.
»Puh, was für ein Wochenende! Und was wirst du jetzt machen?«, fragte sie.
»Ich habe absolut keine Ahnung.« Ich fuhr mir mit den Händen durch die Haare. »Irgendwelche Vorschläge?«
»Erstens solltest du aufhören, mit deinen Haaren herumzuspielen, sonst dauert es gar nicht lange und du musst dir einen Pferdeschwanz binden. Und zweitens solltest du Brian unbedingt anrufen. Eine solche Freundschaft ist zu kostbar, um sie zu verlieren. Ich bin sicherlich keine Expertin, wenn es um Beziehungen geht«, fuhr sie fort, »aber ich bin immer da, wenn du ein offenes Ohr brauchst.« Kathys Mann hatte sie vor Kurzem wegen einer viel älteren Frau verlassen. Wir konnten es nicht begreifen, aber Kathy bewahrte wie üblich die Fassung. »Wenn einer gegen den Strom schwimmt, dann ist es mein Albert«, bemerkte sie, als sie die Scheidungspapiere bekam.
Ich umarmte sie dankbar und ging Richtung Büro. Sollte ich Brian anrufen oder nicht? Ich war verletzt und wollte, dass er vor mir zu Kreuze kroch. Andererseits hatte Kathy recht. Ich wollte seine Freundschaft nicht verlieren. Ich mochte mir ein Leben ohne Brian überhaupt nicht vorstellen, also nahm ich den Hörer ab und wählte seine Nummer im Büro, bevor ich es mir anders überlegen konnte.
»Brian Davis«, antwortete er knapp.
Sein Ton ließ mich zögern. »Störe ich gerade?«, fragte ich zögernd.
»Emma, dem Himmel sei Dank, dass du anrufst. Ich hatte heute früh überlegt vorbeizukommen, aber ich hatte Angst, dassdu mir die Tür vor der Nase zuschlägst. Und zwar zu Recht. Es tut mir so leid, was ich gestern gesagt
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