Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
Wohnzimmer, bis wir beide einen hysterischen Lachanfall bekamen. Dann tippte er der Puppe auf die Schulter. »Darf ich abklatschen?«, fragte er und warf Cary aufs Sofa.
»Du bist wirklich zum Schießen, Brian.« Ich wandte mich in Richtung Küche, doch er griff meine Hand und wirbelte mich in seine Arme. Ich atmete scharf ein, mein Herzschlag setzte kurz aus und raste dann umso schneller. Brian schmiegte seine Wange an meine und sang mir leise »The Way You Look Tonight« ins Ohr. Ich schloss die Augen und überließ mich seinem Walzerschritt.
Als er das Lied zu Ende gesungen hatte, legte er den Kopf zurück und sah mich an. Sein Blick wanderte zu meinen Lippen. Mein Herz begann wieder zu rasen; das war auf einmal nicht mehr mein bester Freund, der mich da betrachtete. Das hier war etwas vollkommen anderes – oder bildete ich mir das nur ein? Was immer es war: Ich war nicht bereit dafür.
»Ich denke, ich rufe jetzt mal wegen der Pizza an«, sagte ich, um den Bann zu brechen und ging in die Küche. Nachdem ich den Pizza-Service angerufen hatte, versteckte ich mich einen Augenblick lang hinter der Kühlschranktür, um mich ein wenig zu beruhigen. Mein Herz raste immer noch, als ich wieder ins Wohnzimmer sah. Brian hatte Michelangelo aus dem Garten ins Haus gelassen und tollte mit ihm herum. Das war normal, also vielleicht war ich einfach diejenige, die nicht mehr normal war.
Ich zerrte einen Salatkopf aus dem Kühlschrank und begann, ihn wie wild klein zu schneiden.
Langsam, Emma. Du brauchst deine Finger noch.
Warum wurde ich auf einmal so nervös, wenn Brian in der Nähe war? Vielleicht spielten einfach meine Hormone verrückt und ließen mich auf alles Männliche reagieren. Ja, das musste es sein.
Ich hörte auf zu schneiden. Im Augenblick war ich erleichtert, meinen besten Freund in sicherer Entfernung zu wissen. Was sagte das über mich aus?
Ich werde verrückt, vollkommen verrückt
, sagte ich zu mir.
Ich habe keine Ahnung mehr, wer ich bin.
»Meinst du nicht, dass dieser Salat klein genug geschnitten ist?«, unterbrach Brian meine Gedanken.
»Ja.« Ich spürte, wie mein Gesicht rot wurde. »Holst du mal die Salatschüssel aus dem Schrank?«
»Klar.« Er stellte sie vor mich hin und lehnte sich gegen die Küchentheke. Sein Arm streifte meinen und ein Kribbeln lief mir den Rücken hinunter.
»Ist dir kalt?« Er musste gemerkt haben, dass ich fröstelte.
»Ja, ein bisschen«, log ich. Meine Güte, er roch ja vielleicht gut. Ich hatte keine Ahnung, welchen Duft er benutzte, aber was immer es war: Es wirkte sich eindeutig auf mein Gehirn aus. »Entschuldige mich bitte einen Moment, ja? Ich hole mir eben eine Jacke.«
»Kein Problem. Ich mache hier weiter.« Brian war nicht gerade für seine Kochkünste bekannt, aber bei einem Salat konnte er eigentlich nichts falsch machen.
Als er mir das Messer aus der Hand nahm, ging mir dummerweise der Text zu »Lightning Striking Again« durch den Kopf. Ich war auf dem besten Weg, verrückt zu werden, und zwar verdammt schnell.
Ich rannte förmlich aus der Küche und suchte Zuflucht in meinem Schlafzimmer. Dort setzte ich mich auf die Bettkante, steckte den Kopf zwischen die Knie und atmete tief durch. Ich verwandelte mich gerade in eine komplette Idiotin.
Reiß dich zusammen, Emma. Es ist Brian, kapiert? Du bist einfach durcheinander und extrem empfindlich, wegen der Hochzeit und wegen Steve.
Ich ging ins Badezimmer und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Dann sah ich in den Spiegel über dem Waschbecken. Es war nicht zu leugnen: Ich sah aus, als würde ich mich zu Tode fürchten. Wovor ich mich fürchtete? Darüber wollte ich in diesem Augenblick lieber nicht nachdenken.
Als ich mir das Gesicht abtrocknete, fiel mein Blick auf meinen Lieblings-Lipgloss.
Was soll’s?,
dachte ich, tupfte etwas davon auf und schmatzte die Lippen aufeinander. Schließlich musste ich ja nicht gleichzeitig tot und verrückt aussehen. Ich straffte die Schultern, schmiss die Tube auf den Waschtisch, dachte im letzten Moment daran, mir eine Jacke aus dem Schlafzimmer zu schnappen, und marschierte in die Küche zurück.
Brian sah zu, wie ich das Ranch-Dressing aus dem Kühlschrank holte. »Schöne Lippen.«
Ich hielt mitten in der Bewegung inne und blickte ihn an. »Wie bitte?«
»Diesen Lipgloss habe ich schon immer an dir gemocht.« Er hatte es bemerkt! Mist! Oder war es gut, dass es ihm aufgefallen war? »Macht deine Lippen furchtbar einladend«, witzelte er.
Zum zweiten
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