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Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)

Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)

Titel: Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamie Lynn Braziel
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Mal an diesem Abend stockte mir das Herz. Ich wirbelte herum, um ihn anzusehen. Seine Augen blickten neckend und er grinste von einem Ohr zum anderen.
    »Sehr witzig.« Ich runzelte die Stirn und wandte mich wieder dem Kühlschrank zu. Ich musste mir vorhin alles eingebildet haben, jetzt jedenfalls war er derselbe alte Brian wie eh und je. Und um ehrlich zu sein, war ich in diesem Moment ein kleines bisschen enttäuscht.
    An der Tür klingelte es zum dritten und, wie ich hoffte, letzten Mal für diesen Abend: Die Pizza war da. »Kannst du das machen?«, fragte ich ihn.
    »Aber sicher.«
    »Und wehe du klaust unterwegs die Oliven«, rief ich ihm hinterher. Er versuchte immer, alle Oliven von der Pizza zu essen, bevor ich sie überhaupt zu Gesicht bekam. Ich schickte Michelangelo in den Garten, damit wir essen konnten, ohne von ihm angebettelt zu werden. Er würde später die Reste bekommen.
    Während des Essens berichtete Brian mir ausführlich von seinem Date. »Sie heißt Delilah und sie ist Dozentin für Literatur am Community College. Es würde dir bestimmt Spaß machen, dich mit ihr zu unterhalten, schließlich mögt ihr beide Bücher.«
    Ja, klar
, dachte ich spöttisch. Delilah. Sie konnte überhaupt nicht nett sein, nicht bei einem Namen, der geradewegs aus einer biblischen Verführungsgeschichte stammte. »Wahrscheinlich«, antwortete ich unverbindlich. Wahrscheinlich eher nicht.
    Dann drehte er den Spieß um. »Also, warum ist Steve plötzlich wieder im Spiel?«
    »Na ja, ist er eigentlich nicht.« Ich schilderte ihm, wie sich der Zusammenstoß von heute Abend angebahnt hatte.
    »Du kannst doch nicht im Ernst glauben, dass er die Wahrheit sagt«, meinte Brian.
    »Ehrlich gesagt weiß ich überhaupt nicht mehr, was ich glauben soll. Ich weiß nur, dass mich das alles verrückt macht.« Wir begannen, den Tisch abzuräumen.
    »Emma, er hat dich betrogen«, erinnerte Brian mich, während er das Geschirr in die Spülmaschine räumte. »Er hat sich mit anderen Frauen verabredet, noch bevor er dir gesagt hat, dass er andere Leute treffen wollte. Kathy hat ihn genau richtig eingeschätzt.«
    »Ich weiß das, aber vielleicht hatte er damals einfach Angst, sich zu binden. Wenn das nicht der Grund war, kann ich nur zu dem Schluss kommen, dass er wirklich irgendetwas an mir nicht mochte.« Meine Stimme wurde zu einem Flüstern. Ich ging ins Wohnzimmer zurück. Brian ließ Michelangelo aus dem Garten herein und gab ihm die Pizzareste zu fressen, dann setzten sie sich beide zu mir auf das Sofa.
    »Schätzchen«, setzte Brian unsere Unterhaltung fort, »das Einzige, das er nicht an dir mochte, war die Tatsache, dass du dir seinen Mist nicht hast gefallen lassen. Und das ist doch wirklich etwas Gutes.«
    Ich war nicht überzeugt. »Vielleicht bin ich tatsächlich zu anspruchsvoll, wie meine Familie immer sagt.«
    »Würdest du dich lieber mit weniger zufriedengeben und dann unglücklich sein?«, fragte er.
    »Nein. Eigentlich möchte ich das Ganze einfach vergessen und ins Bett gehen. Ich bin erledigt.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber ich fühlte mich plötzlich unbehaglich in seiner Gesellschaft.
    Brian steuerte sofort auf die Tür zu; ich folgte ihm und fühlte mich absolut schäbig. Er öffnete die Tür, sah mich einen Moment lang an und zauste dann meine Locken, so wie er es bei einer jüngeren Schwester tun würde. »Ab ins Bett, Schlafmütze. Wir sehen uns morgen früh.«
    Ich lächelte ihn kurz an, wünschte ihm eine Gute Nacht und schloss die Tür hinter ihm. Als ich mich umwandte, saß da Michelangelo mit seinen großen traurigen Augen. »Oh, Mike«, sagte ich mit einem Seufzer, während ich neben ihm auf die Knie sank undmeine Arme um seinen Hals schlang. Das einzig Dumme an Hunden ist, dass sie eine Umarmung nicht erwidern können.
    Nun war ich allein mit meinen Gedanken und die schlugen plötzlich eine völlig neue Richtung ein. Ich spielte mit der Idee, einfach mit dieser ganzen Verabrederei Schluss zu machen. Punktum. Ende. Mir war klar, dass meine Familie mich gnadenlos drangsalieren würde, doch je mehr ich darüber nachdachte, desto faszinierender fand ich diese Vorstellung. Schließlich wäre ich nicht die erste alte Jungfer der Welt. Warum konnte ich nicht lernen, allein glücklich zu sein?

5
    Am nächsten Morgen stand Brian mit Kaffee und Bagels vor meiner Tür. »Stärkung für den großen Tag«, meinte er und reichte mir den Kaffeebecher.
    »Großer Tag?«, fragte ich verdutzt. »Wovon

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