Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
kein Mangel.
Ich signalisierte Kathy, dass ich eine Verschnaufpause brauchte und bahnte mir den Weg zu einem freien Tisch in der Nähe. Kaum hatte ich mich hingesetzt, näherte sich ein Typ. Er sah nicht schlecht aus, doch er triefte geradezu vor Selbstverliebtheit.
»Hey, Baby.« Er legte eine Hand auf die Rückenlehne meines Stuhls und beugte sich zu mir herunter. »Du bist total heiß. Kann ich dir was zu trinken holen oder noch besser eine schummrige Ecke für uns beide suchen?« Seine Hand glitt meine bloße Schulter entlang.
Ich schüttelte seine Hand voller Abscheu ab. »Nein danke.«
Er setzte sich auf den Stuhl neben mir. »Ach, komm schon, Baby. Sei lieb.« Er griff nach meiner Hand. Ich hielt eine winzige Sprühdose mit Pfefferspray hoch, die an meinem Armband befestigt war. »Hau ab.« Mein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass ich es ernst meinte.
Er knurrte wütend, räumte aber trotzdem das Feld und verzog sich an die Bar. Kurz darauf kam Kathy an den Tisch. »Wer war das denn?«, fragte sie.
Ich zuckte die Schultern. »Ach, irgendein Widerling. Und du? Gefällt’s dir hier?«
»Und wie!« Sie genoss es offensichtlich, wieder Single zu sein.
Ich lächelte sie an. »Ich beneide dich.«
»Warum?«, fragte sie überrascht.
»Weil du deine Scheidung überstanden hast und jetzt die ganze Dating-Szene auskostest.« Ich machte eine ausladende Geste, die den gesamten Raum einschloss.
»Tust du das denn nicht?«, fragte sie neugierig.
»Nein«, seufzte ich. »Um ehrlich zu sein: Ich hätte nichts dagegen, nie wieder zu einem Date zu gehen.«
Kathy wischte meine Bemerkung beiseite. »Liebes, du hast eben noch nicht den Richtigen getroffen. Aber weißt du, das hat auch gar keine Eile.« Sie stützte den Kopf in die Hand und starrte verträumt ins Leere. »Eines schönen Tages kommt jemand und haut dich einfach um. Und warum genießt du bis dahin nicht das, was dir geboten wird.« Sie sah mich an und klimperte mit ihren Wimpern.
Lachend zog ich sie wieder auf die Tanzfläche und tanzte, als hätte ich nicht eine einzige Sorge. Doch später, als ich im Bett lag, starrte ich wieder an die Zimmerdecke. Ich war diese Verabredungenwirklich leid. Und ich war es leid, es immer anderen – vor allem Brian – zu überlassen, sich um mein Wohlergehen zu kümmern. Es war an der Zeit, dass ich lernte, auf eigenen Füßen zu stehen.
Am Sonntagmorgen war das Wetter trübe und regnerisch. Ich hasste diese Tage, sie drückten mir auf die Stimmung – vor allem, weil mein lockiges Haar sich hartnäckig weigerte, sich zu irgendeiner Art von Frisur bändigen zu lassen. Also musste ich wieder mit einem wuscheligen Pferdeschwanz vorliebnehmen. Der einzige Lichtblick zeigte sich, als ich gemeinsam mit Brian in die Kirche kam und Anne und Teddy dort sitzen sah.
»Was macht ihr beide denn hier?«, fragte ich und nahm Anne in den Arm.
»Naja, unser Flug ist gestern Abend ein bisschen früher gelandet, als wir erwartet hatten, und so konnten wir heute Vormittag herkommen«, antwortete Anne. »Wie geht’s dir?«
»Besser, jetzt wo ihr zu Hause seid.«
Teddy drückte mich und zog an meinem Pferdeschwanz. »Hallo Schwesterherz.«
In diesem Augenblick kam Brian dazu. »Teddy! Alter Junge! Wie waren die Flitterwochen?«
Eine hübsche Röte stahl sich auf Annes Wangen, als Teddy ihr einen Kuss gab. »Das erzähle ich dir später«, erwiderte er mit einem breiten Grinsen.
»Nein, das wirst du nicht tun«, protestierte Anne und wurde noch röter. Wir lachten über ihr Unbehagen.
Nach dem Gottesdienst gingen wir zusammen zum Mittagessen ins Pfarrhaus hinüber. Mutter war vorausgegangen und war schon in der Küche mit Vorbereitungen beschäftigt. Als wir ins Esszimmer traten, erstarrte ich. Steve Taylor saß am anderen Ende des Tisches und grinste von einem Ohr zum anderen. Als er meinen Gesichtsausdruck sah, lächelte er nicht mehr ganz so strahlend.
»Wenn ihr mich bitte für einen Moment entschuldigen würdet«, sagte ich höflich und stürzte, von Mordlust getrieben, in die Küche.
Ich bringe sie um
, dachte ich,
und ich werde jeden Augenblick genießen
.
»Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«, zischte ich sie an. Schimpfwörter sind normalerweise nicht mein Stil, doch diesmal hatte sie den Bogen wahrhaftig überspannt.
»Ich verbitte mir eine solche Ausdrucksweise, Emma! Was willst du hier? Ich wollte gerade das Essen auftragen.«
Ich trat vor sie und sah ihr direkt ins Gesicht. »Wie konntest du ihn
Weitere Kostenlose Bücher