Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
unseren Sitzen auf, riefen »Bravo!« und klatschten wie wild. Dann nahm er meinen Arm, wir bahnten uns einen Weg ins Freie und warteten am Ausgang darauf, dass sein Wagen vorgefahren wurde. Auf der Rückfahrt unterhielten wir uns über die Oper und wandten uns dann anderen Themen zu wie Arbeit und Familie. Ich war angenehm überrascht. Es hatte tatsächlich den Anschein, als sei er erwachsener geworden.
Er begleitete mich zu meiner Haustür, kam aber nicht mit ins Haus. »Möchtest du reinkommen?«, fragte ich höflich und ging zurück zur Tür.
»Emma«, sagte er leise und nahm meine Hand. »Wenn ich mit reinkomme, möchte ich nicht wieder gehen.« Seine Augen bettelten mich an, ich möge ihn hineinbitten.
Ich schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Steve, ich ...« Ich verstummte, als ich die Enttäuschung auf seinem Gesicht sah. »Wir sehen uns morgen in der Kirche, okay?«
Bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte er mich an sich gezogen und beugte sich zu mir hinunter. Ehe unsere Lippen sich berührten, hielt er inne. »Ich werde dort sein.« Ich spürte, wie sein warmer Atem meine Lippen streifte und einen Augenblick lang ließ ich mich in wohliges Vergessen sinken, als er mich noch näher zu sich heranzog und mich gierig küsste. Seine Hände glitten anmeinem Rücken hoch zu meinen Haaren und hinterließen eine warme Spur. Mein Körper erwiderte sein Verlangen, doch mein Kopf rebellierte. Vor meinem inneren Auge tauchte für den Bruchteil einer Sekunde ein Bild von Brians Gesicht auf und ich löste mich von ihm. Ich drückte mich mit beiden Händen von ihm weg, um Abstand zu gewinnen.
»Das hätten wir nicht tun sollen«, flüsterte ich ein wenig atemlos.
Er nahm meine Hände von seiner Brust, hielt sie in seinen und küsste meine Handflächen. Dann sah er mich mit einem schiefen Grinsen an. »Warum nicht?«
»Weil ich dich nicht liebe«, platzte es aus mir heraus.
Er lächelte langsam. »So fühlte sich das aber gar nicht an.«
Mein Gesicht brannte vor Scham. Ich schob ihn weg. »Es tut mir leid, aber es stimmt. Gute Nacht, Steve.«
Er wischte sich meinen Lipgloss vom Mund ab und ließ wieder sein selbstzufriedenes Lächeln aufblitzen. »Träum süß, Emma.« Auf dem Weg zu seinem Auto strich er sich das Haar glatt und richtete seine Krawatte.
Ich schloss die Tür und ging in der Diele auf und ab. Mein Herz pochte wild und mein Körper fühlte sich an wie eine Violinsaite, die jeden Moment reißen konnte. Dass eine Freundschaft mit Steve funktionieren würde, war wohl eher unwahrscheinlich. Ich ging zur Hintertür, weil ich dachte, dass es meine Nerven beruhigen würde, wenn ich mit Michelangelo Fangen spielte, doch er kam nicht, als ich ihn rief. Ich konnte ihn nirgendwo entdecken. Wieder raste mein Herz, diesmal vor Angst. Wo war er? War er irgendwie aus dem Garten entwischt und weggelaufen? Oder gestohlen worden?
Ich rannte ins Haus zurück und schnappte mir das Telefon. Mein einziger Gedanke war: Brian anrufen. In diesem Moment sah ich den Zettel an der Kühlschranktür. Darauf stand: »Emma, ich habe dein Angebot angenommen, mir von Mike Gesellschaft leisten zu lassen. Er ist bei mir, wenn du nach Hause kommst.« Ich war so erleichtert, dass Michelangelo nicht verschwundenwar, dass ich auf der Stelle zu Brian hinüberlief und an die Tür klopfte.
»Lass es dir bloß nicht noch einmal einfallen, meinen Hund mitzunehmen und mir nicht Bescheid zu sagen«, herrschte ich ihn an, als ich ins Haus stürmte. »Du hast mich fast zu Tode erschreckt.«
»Ich habe den Zettel an den Kühlschrank gehängt, weil ich dachte, dass du nach deinem Date mit Steve sofort zum Schokoladeneis greifst«, entgegnete er voller Sarkasmus. »Offensichtlich ist dein Date besser verlaufen, als ich dachte.«
Empört stemmte ich die Hände in die Hüften. »Es war kein Date – und was, bitteschön, willst du damit sagen?«
Er grinste. »Nun, zunächst einmal ist dein Lippenstift verschmiert und deine Haare sehen aus wie ein Rattennest.«
Eine Woge aus Verlegenheit und Scham überrollte mich, als ich versuchte, meine zitternden Lippen hinter den Händen zu verbergen. Ich hatte wegen Michelangelo solche Angst gehabt, dass ich mir nicht die Zeit genommen hatte, mich umzuziehen, vom Zustand meiner Lippen und meiner Frisur ganz zu schweigen. Nun wusste Brian, dass ich Steve geküsst hatte. Tränen stiegen mir in die Augen und ich versuchte, nicht zu blinzeln, damit sie nicht heruntertropften.
»Hey, Emma«, sagte er und
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