Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
packte mich bei den Schultern. Er sah mich besorgt an. »Ich hab doch nur Spaß gemacht. Es ist mir egal, wen du küsst.« Er nahm mich in die Arme, ohne zu ahnen, was er mit diesen Worten angerichtet hatte. Es ist ihm egal, es ist ihm egal, hallte es in meinem Kopf wider.
Ich trat von ihm zurück, reckte das Kinn in die Höhe und sah ihm direkt in die Augen. »Es war ein Fehler, und das habe ich Steve heute Abend auch klargemacht.«
Wieder sah er mich an, als sähe er mich zum ersten Mal. »Du musst mir nichts erklären, es geht mich wirklich überhaupt nichts an. Es tut mir leid wegen vorhin. Ich hätte dich anrufen und fragen sollen, ob du etwas vorhast, statt einfach auf deiner Schwelle zu stehen. Vermutlich habe ich mich einfach daran gewöhnt, dass du Zeit hast, weil es eben immer so war.«
Na prima, nun trample auch noch auf mir herum
, dachte ich. »Kann ich jetzt bitte meinen Hund wiederhaben?«, fragte ich kühl.
Brian rieb sich mit einer Hand den Nacken und sagte müde: »Es tut mir leid, Emma. Das war ungeschickt von mir. Ich stelle mich im Moment wirklich dumm an.« Er holte Mike aus dem Schlafzimmer und ich nahm die Leine in die Hand.
»Macht nichts. Wir sehen uns morgen.«
»Also, ich gehe morgen mit Delilah in ihre Kirche.«
»Oh.« Mittlerweile fühlte ich mich wie betäubt. »Okay, bis irgendwann also. Komm, Mike.«
Ich ging in mein Haus zurück und fiel ins Bett. Ich zog mir die Decke über den Kopf, Satinkleid hin oder her.
Ich lag im Bett, voller Angst davor, Steve in der Kirche zu begegnen. Nur noch ein paar Stunden. Das Telefon läutete und unterbrach meine Gedanken. Nur Mutter würde es wagen, mich so früh anzurufen. Alle anderen wussten, dass ich kein Morgenmensch war, auch wenn ich immer früh aufstand. »Hallo Mutter«, sagte ich benommen.
»Nun, habt ihr gestern Abend alles wieder ins Lot gebracht, Steve und du?«
»Mutter, es braucht mehr als ein Abendessen und eine Oper, damit alles wieder gut ist.«
»Also, Emma, Steve ist ein netter junger Mann und ihr beide wart so glücklich zusammen. Gib ihm noch eine Chance. Ihr werdet beide nicht jünger und die biologische Uhr tickt. Wenn ihr mir Enkelkinder schenken wollt, solltet ihr nicht zu lange warten.«
»Mutter, ich muss mein Leben doch nicht einzig und allein danach ausrichten, dass du dir Enkelkinder von mir wünschst. Ich bin ganz zufrieden als Single.« Allmählich erwärmte ich mich für die Idee, mir eine neue Telefonnummer geben zu lassen und ganz zufällig zu vergessen, sie ihr zu geben. Doch dann fiel mir ein, dass sie in diesem Fall vermutlich leibhaftig auf meiner Türschwelle aufkreuzenwürde. Wahrscheinlich war es doch besser, sie nicht ganz so nah herankommen zu lassen, dann konnte ich sie zumindest nicht umbringen. »Und außerdem sind Teddy und Anne jetzt verheiratet. Solltest du das Thema Enkelkinder nicht eher mit ihnen besprechen? Sie haben schließlich alles, was man braucht.«
»Ich habe mit Anne darüber gesprochen, aber sie sagte, sie wollten noch fünf Jahre warten. Sie können sich das leisten, sie sind jung. Du kannst das nicht.«
»Danke, Mutter, man lässt sich doch immer wieder gerne daran erinnern, dass man älter wird. Übrigens können wir nicht mehr zu demselben Frauenarzt gehen. Entweder suchst du dir einen anderen oder ich tue es.«
»Warum das denn? Ich sehe da überhaupt kein Problem.«
»Das Problem ist, dass du dich mit ihm über mich unterhalten hast. Bei meinem letzten Check-up sagte er zu mir, dass er ein wachsames Auge auf die Gesundheit meiner Fortpflanzungsorgane haben muss, sonst bringst du ihn um. Also, wenn du dich aus etwas heraushalten solltest, dann aus meinen Gesprächen mit meinem Frauenarzt!« Der bloße Gedanke daran machte mich wütend. War denn nichts mehr heilig?
»Nun, das ist doch kein Grund, so aufbrausend zu werden, Liebes. Ich mache mir nur Sorgen um dich.«
»Nein, du machst dir nur Sorgen darum, ob ich fruchtbar bin oder nicht. Mutter, ich muss mich fertig machen. Bis später.« Ohne ein weiteres Wort legte ich auf. Sie war wirklich absolut nervtötend. Man sollte doch annehmen, dass sie mich jetzt, wo mein Bruder verheiratet war, nicht mehr so hartnäckig drängen würde, endlich Kinder zu kriegen. Aber weit gefehlt. Sie war eher noch schlimmer geworden.
Steve war noch nicht in der Kirche, als ich dort ankam, sodass ich ein paar Minuten Zeit hatte, mich zu sammeln, bevor ich ihm nach unserer Knutscherei vom vorigen Abend entgegentrat. Ich ließ mich in
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