Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
rasten. Ich wollte nur Brian.
8
Schließlich fiel ich doch in einen unruhigen Schlaf. Wenigstens schien meine innere Uhr am nächsten Morgen wieder zu funktionieren. Ich blieb noch eine Weile liegen – in der Hoffnung, ein bisschen von dem Schlaf nachholen zu können, den ich in der Nacht verpasst hatte –, aber das klappte nicht. Die Gedanken, die mir schon während der Nacht durch den Kopf gegangen waren, kreisten hartnäckig durch mein Gehirn und machten jede Chance zunichte, wieder einzudösen. Ich wälzte mich aus dem Bett und hatte gerade die Kaffeemaschine in Gang gesetzt, als es an der Tür klingelte. Ich ließ Michelangelo rasch in den Garten, bevor ich zur Tür rannte und öffnete. Da stand Brian mit einem Hundespielzeug in der Hand.
Es war wie ein Messerstich mitten ins Herz. Er sah so gut aus, mit dem Sonnenschimmer in den Haaren und diesem Lächeln, das mein Herz einen kleinen Hüpfer machen ließ. »Ich habe eines von Mikes Spielzeugen bei mir gefunden und dachte, dass er es vielleicht vermisst.« Er reichte es mir und sah mich dann mit merkwürdigem Blick an.
»Was ist los?«, fragte ich und fuhr mir mit den Händen durchs Haar.
»Du hast mein Sweatshirt an.«
»Tatsächlich?« Ich blickte an mir herunter. Oh Gott, er hatte recht. Ich spürte, wie mir die Schamröte in den Nacken kroch.
Bleib cool, Emma
. »Tut mir leid. Als es klingelte, habe ich einfach irgendwas gegriffen, das auf dem Boden lag. Ich hab gar nicht gemerkt, dass es deins ist. Ich geb es dir wieder.«
»Kein Problem.«
Ich drehte mich um und ging in die Küche zurück. Die Erinnerung daran, wie wir gestern auseinandergegangen waren, ließ mich erschaudern. »Möchtest du einen Kaffee?«
»Gern.«
Ich reichte ihm eine Tasse und setzte mich an die Küchentheke. Er starrte gedankenverloren auf die Tasse in seiner Hand.
»Also, Nachbar, was treibt dich heute Morgen hierher?«, fragte ich, weil ich es so bald wie möglich hinter mich bringen wollte. Ich heftete meine Augen auf meine eigene Kaffeetasse.
Er setzte sich auf den Hocker neben mir und nahm mir die Tasse aus den Händen, bevor er meinen Hocker so drehte, dass wir uns gegenübersaßen. Er sah so ernst aus. Erst als er meine Hände in seine nahm und sie festhielt, merkte ich, dass ich nervös herumgefuchtelt hatte.
»Emma, ich habe dich nie für mitleiderregend gehalten.« Seine Daumen streichelten meine Handrücken. Er hatte so starke, tüchtige Hände, die zugleich so sanft sein konnten. Ich wollte einfach nur mein Gesicht in ihnen verbergen, aber er sprach schon weiter. »Als ich dich kennenlernte, warst du sicher nicht besonders selbstbewusst. Du warst verletzt, aber du warst nie schwach.«
Er nahm mein Gesicht in beide Hände. »Du hast dich in den letzten Monaten so sehr verändert«, flüsterte er und sah mich an, wie er mich noch nie zuvor angesehen hatte. Plötzlich hatte ich panische Angst vor dem, was er möglicherweise als Nächstes sagen würde. Ich überlegte verzweifelt, wie ich ihn davon abhalten konnte weiterzusprechen, aber mein Kopf war wie leer gefegt. »Emma, was ich sagen möchte, ist ...«
»Ist schon okay, Brian«, unterbrach ich ihn. »Du brauchst gar nichts zu sagen. Ich habe gestern einfach überreagiert. Tut mirleid.« Ich trug unsere Kaffeetassen zum Spülbecken und sah auf die Uhr – es war fast acht. »Du solltest dich auf den Weg machen, wenn du um neun im Büro sein willst«, fügte ich hinzu.
Er sah enttäuscht aus, als er auf seine Uhr sah. »Bis später dann«, rief er mir über die Schulter gewandt zu, bevor er die Tür hinter sich schloss.
»Gute Fahrt«, flüsterte ich.
»Na, hattest du ein schönes Wochenende?«, fragte ich Kathy eine Stunde später, als ich im Buchladen ankam.
»Ja, hatte ich.« Sie strahlte förmlich. »Donnie hat mich gestern angerufen.«
»Hab ich dir doch gesagt, dass er deinem Charme nicht widerstehen kann. Und? Worüber habt ihr euch unterhalten?«
»Ach, über dies und das. Was man so redet bei diesen ersten Gesprächen. Wir haben überlegt, uns am kommenden Wochenende zu treffen.«
»Gut, das freut mich.«
»Und wie war’s bei dir? Wie war
dein
Wochenende?«
Einen Augenblick lang unterbrach ich das Büchereinräumen und dachte an Brian, bestimmt zum hundertsten Mal. Mein Gesichtsausdruck muss so kummervoll ausgesehen haben, wie ich mich tatsächlich fühlte, denn Kathy kam zu mir und fragte: »Was ist passiert?«
Ich schilderte ihr die atemberaubende Entdeckung, die ich am
Weitere Kostenlose Bücher