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Freizeichen

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Titel: Freizeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kuerthy
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«Bestimm t nich t älte r al s achtundzwanzig», weil du die blondierte Schnepfe auf Mitte dreißig schätzt, sie abe r nich t unnöti g gege n dic h aufbringe n willst . Un d dann mach t di e ei n beleidigte s Gesic h t un d sagt : «Ic h bin fünfundzwanzig» , un d scho n has t d u ein e Feindi n meh r im Leben . Au s gena u diese m Grun d fühl e ic h mic h auc h imme r aus de r Bah n geworfen , wen n mic h jeman d gena u richti g schätzt. All e Mensche n wolle n i n diese r Situatio n freundlic h sei n und lügen , wa s mithi n bedeutet , das s ic h i n Wahrhei t mindestens drei Jahre älter aussehe, als ich bin. Hoffentlich kam Robin - ein meine s Erachten s gan z entzückender , jungenhaf t verspielter, dennoc h verheißungsvol l männliche r Nam e - nicht auch noch au f di e lu stig e Idee , mei n Gewich t errate n z u wollen . Und hoffentlic h glaubt e e r nicht , das s ic h Gudru n ode r Hildegunde hieße.
    «D u siehs t au s wie , wart e mal , ic h würd e sagen , d u heißt bestimmt.. . Stella!»
    «Tu t mi r Leid , vol l daneben.»
    Ic h wa r erleichtert . Stella , da s klan g doc h durchaus geheimnisvoll , auc h etwa s verführerisch , geradezu leidenschaftlich . Ode r bildet e ic h mi r d a wa s ein?
    «Dar f ic h dic h trotzde m Stell a nennen?»
    «Klar , wen n d u keine n Wer t darau f legst , das s ic h mich umdrehe , wen n d u nac h mi r rufst.»
    «Vi e lleich t könntes t d u dic h j a i m Lauf e de r Zei t a n den Name n gewöhnen?»
    «Vielleich t könntes t d u dic h j a auc h i m Lauf e de r Zei t an meine n wirkliche n Name n gewöhnen?»
    «Has t d u nich t manchma l Lust , dic h ne u z u erfinden ? Da s ist doc h ein e einmalig e Gelegenheit . Ic h geb e di r eine n neuen Namen , un d d u denks t di r daz u ei n neue s Lebe n aus.»
    «Un d du ? Wirs t d u mi r auc h nu r erzählen , wi e d u gern e wärst, un d nicht , wi e d u wirklic h bist?»
    «Ic h bi n scho n so , wi e ic h gern e wäre . Hal t dic h fest!»
    E r lachte , ga b meh r Gas , un d der Motor dröhnte tief und brodelnd . S o ähnlic h mus s Mari o Ador f klingen , wen n e r schwer erkälte t ein e Red e hält . Wi r ließe n de n Hafe n hinte r uns , un d ich fragt e mich , o b ic h woh l s o wirk e wi e jemand , de r gern e jemand andere s wäre . Da s wär e natürlic h unv o rteilhaft. Vielleicht macht e ic h au f Robi n abe r auc h de n Eindruc k eine r Fra u mit überbordende r Phantasie , mi t de r ma n aufregend e Gedanke n - un d Rollenspiel e probiere n kann . Ic h hoffte , Letztere s wa r der Fall . Auc h wen n e s absolu t nich t stimmt.
     
    Ic h bi n a n d e r Wirklichkei t interessiert . Ic h ma g es , von Mensche n kenne n gelern t z u werden . Mic h Stüc k fü r Stüc k vor jemande m zusammenzusetzen , mei n Lebe n langsa m z u entrollen wie ein geheimnisvolles Pergament. Immer, wenn mich jemand kenne n lernt , lern e ic h mic h mi t ih m zusamme n auc h noch einma l kennen . Un d imme r entdeck e ic h dabe i etwa s Neue s an mir, weil ich auf eine Frage antworte, die mir noch nie gestellt wurde , ode r mi r diesma l ein e gan z ander e Antwor t einfall t auf ein e Frage , di e ic h scho n hundertma l z u beant w orte n hatte.
    Ic h lieb e dies e Zeit , i n de r ma n vo r de n Auge n de s anderen Gestal t annimmt . Besonder s dan n natürlich , wen n Verliebtheit i m Spie l ist . E s is t s o spannend , herauszufinden , i n we n man sic h d a eigentlic h verlieb t hat . Sein e Geschicht e kenne n zu le rnen , vo n seine r Famili e z u hören , vo n seine n Freunden , was ih n glücklich , wa s ih n unglücklic h gemach t hat . Da s is t di e Zeit, i n de r ma n alle s zu m erste n Ma l gemeinsa m tut , di e Zeit , a n die ma n sic h späte r of t wehmüti g un d war m erinner n wird . Viel später, wenn man vielleicht bei einem Wein - mittlerweil e weißt du längst, dass er am liebsten trockenen Roten aus Spanien trink t - i n de r Küch e sitz t un d sagt : «Weiß t d u noch , al s wi r uns kenne n gelern t haben...?»
    Manch e liebe n da s Sichkennenlerne n s o sehr , das s si e es immer und immer wieder erleben wollen. Sie fangen ständig neu e Beziehunge n an , wei l ebe n de r Anfan g jede r Lieb e die schönst e Zei t ist . Un d s o habe n si e ständi g schön e Zeiten, ständi g aufregend e Anfange , erlebe n erst e Küss e un d erste Nächt e a m laufe n den Band - blo ß habe n si e späte r niemanden, mi t de m si e sic h dara n erinner n können . Nikos , Ben s Freund , ist s o ei n

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