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Freizeichen

Freizeichen

Titel: Freizeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kuerthy
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getroffen . Al s e r gehe n wollte , hab e ic h ih n a m Ausgang abgefangen. Das war natürlich die absolut supergünstige Gelegenheit . Bishe r hatt e ic h ih n j a imme r nu r i m Bür o und einma l zu m Kaffeetrinke n i n de r Kantin e gesehen . D a wa r er zwa r imme r tota l freundlich , abe r ziemlic h zurückhalten d und schweigsam. Aber genau das mag ich ja. Dass das nicht einer vo n de n Type n ist , di e mi r ers t unaufgeforder t wa s vo n den Probleme n mi t ihrer Freundin erzählen und mich dann fragen, o b ic h scho n zu m Frühstüc k verabrede t bin.»
    Ic h hakt e mi t zittrige m Stimmche n nach.
    «E r ha t Problem e mi t seine r Freundin?»
    «Bis gestern Abend haben wir nie über sie geredet. Ich weiß nich t mal , wa s di e macht , w i e di e heiß t ode r wi e di e aussieht . Da hab e ic h ih n auc h ni e nac h gefragt . Abe r gester n ware n wir beid e scho n leich t angetrunken , un d e r wirkt e irgendwie bekümmert . D a hab e ic h da s Them a dan n ma l angeschnitten . Na ja , vie l ha t e r nich t erzählt . Außer , das s sie für ein paar Tage überraschen d i n Urlau b gefahre n is t un d e r nich t gena u weiß, wa s eigentlic h ih r Proble m ist . E r sagt , si e ha t ein e Schwäch e für Problem e u n d steiger t sic h d a gern e ma l i n wa s rein . Un d dann kam echt der Hammer. Da erzählt er mir doch glatt , das s e r mich ih r gegenübe r ma l erwähn t hat , nu r s o nebenbei . D a ha t di e Alte woh l sofor t Lunt e gerochen , is t au f di e Barrikade n gegangen un d ha t geschimpft , wi e dämlic h e r den n eigentlic h ist , das s er nich t merkt , das s d a jeman d tota l schar f au f ih n ist.»
    «S o gan z blöd e schein t di e jedenfall s nich t z u sein.» Ic h war f Cor a eine n dankbare n Blic k zu.
    «Außerdem versorgst du ihn ja auch seit einem halben Jahr mi t alle n mögliche n Kosmeti k - Proben . D a würd e ic h al s Frau auc h misstrauisc h werden , wen n mei n T y p i m Badezimme r für seine Beaut y - Produkt e au f einma l meh r Plat z brauch t al s ich. Hast du ihm nicht erst neulich einen riesigen Präsentkarton mit de r Männerseri e vo n ‹Clarins › geschenkt ? Spätesten s d a hat sein e Freundi n doc h bestimm t Lunt e gerochen.»
    «‹Cla rins › mach t jetz t auc h Kosmeti k fü r Männer?»
    Ic h wa r kurzzeiti g abgelenkt . Den n wede r wusst e ic h davon, noc h hatt e ic h jemal s ei n Produk t diese r neue n Seri e i n unserem Badezimmer gesehen. Hatte Ben, der perfide Stratege, die kostbaren Sachen verschwinden z u la ssen , u m mic h i n Sicherheit wiegen?
    Sonj a fuh r fort , sic h übe r Ben s Freundi n lusti g z u machen.
    «Und dann sagte Ben noch, dass er ihr am besten gar nicht erzähle , das s wi r un s gester n zufälli g getroffe n haben , wei l sie sic h dan n sowies o wiede r nu r grun d los aufregen würde. Das war natürlic h di e perfekt e Vorlag e fü r meine n Einsatz.»
    Ic h erschauerte.
    «Nämlich?»
    «Ic h dachte , de m Type n mus s ic h jetz t ma l mi t dem Holzhamme r kla r machen , wa s hie r läuft . Als o ha b ic h mich gan z na h vo r ih n gestell t un d ges a gt: ‹Bist du auch ganz sicher, das s dein e Freundi n keine n Grun d hat , sic h aufzuregen?»
    Cor a wa r begeistert.
    «Neee! Das hast du gesagt!? Das ist ja so billig, dass es schon wiede r gu t ist!»
    «Un d Ben , wa s ha t e r gemacht?» , krächzt e ic h erbleichend.
    «Nichts . De r wa r tota l verdutzt . Un d dan n ha b ic h ih n einfach au f de n Mun d geküss t un d bi n gegangen.»
    Cor a un d ic h schwiege n ergriffen . Ic h musst e leide r zugeben, das s Sonj a d a eine n ziemlic h lässige n Auftrit t hingeleg t hatte. Könnt e durchau s gan z nac h Ben s Geschma ck gewesen sein. Ich musst e ih n damal s auc h z u seine m Glüc k zwingen . E r is t nicht der Typ Mann, der nicht länger als drei Stunden ohne Freundin sei n kan n un d deswege n nac h kurze r Partnerschaft s - Abstinenz leich t z u habe n ist . I m Gegenteil . Al s ic h ih n traf , wa r er anderthal b Jahr e lan g Singl e gewesen . E s hatt e ih m gefallen:
    «Da s is t gu t fü r di e Nerven . Ma n ha t wesentlic h meh r Zeit , kann durchschlafe n un d wir d nich t u m dre i Uh r frü h vo n irgendeiner Bekloppte n geweckt , di e ei n Proble m hat , da s si e unbeding t mi t di r bespreche n will.»
    Ma n mus s daz u sagen , das s Ben s letzt e Freundi n Anj a eine ausgemacht e Hypochonderi n war . De r Notarz t wa r häufiger Gast bei ihr zu Hause. Besonders nachdem sie

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