Fremd fischen
brauchst du keins.»
« Mir geht’s gut», sage ich.
« Nicht übel nach so ’nem Junggesellinnenabschied! Was willst du heute machen? Können wir den Tag zusammen verbringen? Einfach nichts tun? Wie früher?»
« Okay», sage ich zögernd.
« Wahnsinn!»Sie geht zu meiner Küche und fängt an zu stöbern.«Hast du Müsli?»
« Nein, ist keins mehr da. Möchtest du ins ‹EJ’s›?»
Sie will nicht. Sie will bei mir zu Hause Müsli essen, wie in alten Zeiten. Sie macht meinen Kühlschrank auf und inspiziert den Inhalt.«Mann, du hast ja überhaupt nichts mehr da. Ich lauf mal los und besorge Kaffee und ein paar Grundnahrungsmittel.»
« Sollen wir wirklich Kaffee trinken?», frage ich.
« Wieso nicht?»
« Weil ich dachte, es soll authentisch sein, wie in alten Zeiten. Auf der High School haben wir keinen Kaffee getrunken.»
Sie überlegt kurz. Mein Sarkasmus ist ihr entgangen.« Beim Kaffee machen wir eine Ausnahme.»
« Soll ich mitkommen?»
« Nein, nicht nötig. Ich bin gleich wieder da.»
Kaum ist sie weg, höre ich meine Voicemail ab. Dex hat zwei Nachrichten hinterlassen – eine gestern Abend, eine heute Morgen. In der ersten sagt er, wie sehr er mich vermisse. In der zweiten fragt er, ob er heute Abend vorbeikommen könne. Ich rufe ihn zurück und bin überrascht, wie dankbar ich bin, als ich an seine Voicemail gerate. Ich hinterlasse ihm die Nachricht, dass Darcy hier sei und ein Weilchen zu bleiben gedenke; deshalb werde es heute Abend wohl nicht klappen. Dann setze ich mich auf meine Couch und denke an letzte Nacht und an meine Freundschaft mit Darcy. Werde ich damit leben können, wenn ich auf ihre Kosten bekomme, was ich will? Wie wäre ein Leben ohne sie? Ich denke immer noch darüber nach, als Darcy zurückkommt. Pralle Plastiktüten baumeln an ihren Unterarmen. Ich nehme ihr die Kaffeebecher aus den Händen, und sie lässt die Tüten theatralisch zu Boden fallen und zeigt mir die roten Kerben, die sie an ihren Armen hinterlassen haben. Ich brumme mitfühlend, bis sie wieder lächelt.
« Ich hab Superzeug geholt. Fruit Loops! Cola! Preiselbeer-Apfelsaft! Und Eis von Ben & Jerry’s, mit Schokostückchen und Keks!»
« Eis zum Frühstück?»
« Nein! Für später!»
« Hast du keine Angst um dein Hochzeitsgewicht?»
Sie winkt ab.«Ach was. Nein.»
« Warum nicht?»Ich weiß genau, dass sie jetzt essen und mich nachher fragen wird, warum ich sie habe gew ähren lassen.
« Darum nicht! Vermies es mir nicht! … Los. Jetzt essen wir Fruit Loops!»
Sie macht sich in der Küche zu schaffen, sucht Schalen, Löffel, Servietten und bringt alles zum Couchtisch, aufgekratzt und auf Hochtouren.
« Möchtest du nicht lieber da drüben essen?»Ich zeige auf meinen kleinen runden Tisch.
« Nein. Es soll genauso sein wie bei mir zu Hause, wenn du bei mir übernachtet hast. Da haben wir auch immer vor dem Fernseher gegessen. Weißt du noch?»Sie zielt mit der Fernbedienung auf den Apparat und zappt durch die Kanäle, bis sie MTV gefunden hat. Dann schüttet sie die Fruit Loops in unsere Schalen und teilt sorgfältig beiden die gleiche Menge zu. Ich habe keine Lust auf Fruit Loops, aber es ist klar, dass ich keine andere Wahl habe. Ich finde es zwar irgendwie rührend, dass sie unsere Kindheit re-inszenieren möchte, aber ihr Herumkommandieren ärgert mich. Sie trampele über mich hinweg , hat Ethan gesagt. Vielleicht war das doch eine zutreffende Beschreibung. Und hier sitze ich, mache willig alles mit und lasse sie wie eine Dampfwalze über mich hinwegrollen.
« Sag ‹Stopp›.»Sie gießt mir Vollmilch auf meine Fruit Loops. Ich kann Vollmilch nicht ausstehen.
« Stopp», sage ich beinahe sofort.
Sie hört auf zu gießen und sieht mich an.«Wirklich? Es ist kaum was drin.»
« Ich weiß», sage ich beschwichtigend.«Aber so mochte ich es auf der High School.»
« Auch wieder wahr», sagt sie und gießt sich die eigene Schale randvoll.
Ich esse ein bisschen, während sie mit dem Löffel in ihrem Müsli rührt und darauf wartet, dass die Milch rosa wird.
Im Fernsehen läuft Didos Thank-You -Video. I want to thank you for giving me the best day in my life …
Natürlich muss ich dabei an Dex denken.
« Dieser Song», sagt Darcy und rührt immer noch.« Weißt du, die Stelle, wo sie singt: ‹Endlich zu Hause und völlig durchnässt, und du reichst mir ein Handtuch› …?»
« Ja?»
« Diese Stelle erinnert mich total an dich.»
« An mich?»Ich starre sie an.«Ich glaube, das
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