Fremd fischen
einer Kollegin zusammengezogen, mit Claire, einem versnobten Mädel aus Greenwich mit guten Beziehungen.
Darcy versuchte, mich in ihr Leben auf der Überholspur einzubeziehen, aber ich hatte selten Zeit, zu ihren Events zu gehen, zu ihren Partys und den Blind Dates, die sie für mich arrangierte – mit Typen, die«absolut heiß»seien, wie sie schwor, während ich wusste, dass es bloß ihre abgelegten Lover waren.
Was mich wieder zu Dex bringt. Ich schwärmte Darcy und Claire von ihm vor und erzählte ihnen, wie unglaublich er war: intelligent, gut aussehend, komisch. Rückblickend weiß ich nicht genau, warum ich das tat. Zum Teil wohl, weil es stimmte. Aber ich glaube, ich war auch neidisch auf ihr Glamourleben und wollte meins ein bisschen aufpeppen. Und Dex war die beste Waffe in meinem Arsenal.
« Wieso stehst du nicht auf ihn?», fragte Darcy dann.
« Er ist nicht mein Typ», sagte ich.«Wir sind bloß Freunde.»
Was stimmte. Natürlich gab es Momente, in denen ich ein aufflackerndes Interesse oder eine Beschleunigung meines Pulsschlags spürte, wenn ich neben Dex saß. Aber ich hütete mich davor, mich in ihn zu verlieben, und rief mir immer wieder in Erinnerung, dass Typen wie Dex nur mit Frauen wie Darcy gingen.
Erst im folgenden Semester begegneten sich die beiden. Ein paar von uns aus dem Studium, darunter auch Dex, wollten spontan an einem Donnerstagabend zusammen ausgehen. Darcy hatte schon wochenlang gefragt, ob sie ihn nicht mal kennen lernen könnte, und deshalb rief ich sie an und sagte, sie solle um acht im«Red Lion»sein. Sie kam, aber Dex war nicht da. Ich merkte, dass Darcy das ganze Unternehmen als Zeitverschwendung betrachtete, weil sie sich dauernd darüber beschwerte, dass der«Red Lion»nicht ihre Szene sei: Sie sei über schmuddelige Studentenkneipen hinweg (auf die sie ein paar kurze Monate zuvor noch gestanden hatte), die Band sei Mist, und ob wir nicht bitte woanders hingehen könnten, wo es netter sei und die Leute Wert auf gepflegtes Aussehen legen.
Und dann kam Dex in die Bar geschlendert. Er trug einen schwarzen Ledermantel und einen wunderschönen beigefarbenen Cashmerepullover. Er kam geradewegs auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Wange – woran ich mich immer noch nicht gewöhnt hatte. Im Mittelwesten begrüßt man sich nicht mit Küsschen. Ich machte ihn mit Darcy bekannt, und sie knipste ihren Charme an, kicherte und spielte mit ihren Haaren und nickte nachdrücklich zu allem, was er sagte. Dex war freundlich zu ihr, aber er wirkte nicht übermäßig interessiert, und irgendwann, als sie anfing, Namen von Goldman Sachs fallen zu lassen – kennst du diesen, kennst du jenen? –, sah er tatsächlich aus, als müsse er ein Gähnen unterdrücken. Er ging als Erster, winkte der Gruppe zum Abschied zu und sagte zu Darcy, es sei nett gewesen, sie kennen zu lernen.
Auf dem Heimweg fragte ich sie, wie sie ihn fand.
« Er ist süß», sagte Darcy. Das war das Minimum an Lob.
Ihre schlappe Reaktion ärgerte mich. Es war, als könne sie ihn nicht loben, weil er nicht gleich vor ihr auf die Knie gefallen war. Darcy erwartete, dass sie diejenige war, die umworben wurde. Und inzwischen erwartete ich das auch.
Als Dex und ich am nächsten Tag zusammen Kaffee tranken, wartete ich darauf, dass er Darcy erwähnte. Ich war sicher, dass er es tun würde – aber er tat es nicht. In einem kleinen Winkel meines Herzens – okay, in einem großen – genoss ich es, Darcy zu erzählen, dass ihr Name nicht gefallen sei. Zum ersten Mal gab es jemanden, der sich nicht die Beine ausriss, um mit ihr zusammen zu sein.
Ich hätte es besser wissen sollen.
Etwa eine Woche später fragte mich Dex aus heiterem Himmel, was so mit meiner Freundin los sei.
Ich stellte mich dumm.«Mit welcher Freundin?»
« Du weißt schon, die dunkelhaarige Frau aus dem ‹Red Lion›.»
« Ach. Darcy», sagte ich und kam dann gleich zur Sache.«Willst du ihre Telefonnummer?»
« Wenn sie solo ist.»
Ich überbrachte ihr die Neuigkeit am selben Abend. Sie lächelte kokett.«Er ist ziemlich süß. Ich glaube, ich werde mit ihm ausgehen.»
Dex brauchte noch einmal zwei Wochen, um sie anzurufen. Wenn er es absichtlich hinauszögerte, wirkte diese Strategie Wunder. Denn sie war halb von Sinnen, als er sie schließlich ins«Daniel»einlud. Das Date lief offensichtlich gut, denn am nächsten Morgen trafen sie sich zum Brunch im Village. Und kurz danach waren Darcy und Dex nicht mehr auf dem Markt.
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