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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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anderen stehen – auf der Liste, die jeder hat, ob in einem geheimen Spiralblock oder auswendig im Hinterkopf. Ob sie nun kurz oder lang
ist, ob nach Performance geordnet, nach Wichtigkeit oder Chronologie. Ob sie komplette Vor-, Mittel- und Nachnamen aufweist oder bloß körperliche Merkmale wie bei Darcys Liste: «Delta-Sig-Student mit mörderischen Deltamuskeln » …
    Dex steht ein für alle Mal auf meiner Liste. Ohne dass ich es will, sehe ich uns plötzlich zusammen im Bett. Für diese kurze Zeit war er einfach Dex – von Darcy getrennt. Etwas, was er schon lange nicht mehr gewesen war. Etwas, was er nicht mehr war, seit ich die beiden miteinander bekannt gemacht habe.
    Ich habe Dex in unserem ersten Jahr an der New York University kennen gelernt. Anders als die meisten Jurastudenten, die geradewegs vom College kommen, weil sie mit ihrem grandiosen Notendurchschnitt nichts Besseres anzufangen wissen, war Dex Thaler älter, und er hatte schon echte Lebenserfahrung. Er hatte als Analyst bei Goldman Sachs gearbeitet – was meine Sommerpraktika und Bürojobs mit Ablage und Telefon von neun bis fünf glatt wegfegte. Er war selbstbewusst und entspannt und so umwerfend, dass es schwer fiel, ihn nicht anzustarren. Ich war sicher, dass er der Doug Jackson und Blaine Conner der Uni werden würde. Und wirklich, die erste Woche hatte kaum angefangen, als das aufgeregte Getuschel über Dex schon losging und die Frauen über seinen Status spekulierten; sie sahen, dass sein linker Ringfinger unberingt und er infolgedessen noch zu haben war, oder sie befürchteten, dass er für einen Hetero zu gut gekleidet und zu hübsch war.
    Aber ich schlug mir Dex gleich aus dem Kopf und redete mir ein, dass sein vollkommenes Äußeres langweilig sei. Was eine vorteilhafte Einstellung war, weil ich außerdem wusste, dass er nicht in meiner Liga
spielte. (Ich hasse diesen Ausdruck und die Annahme, dass Leute ihre Partner hauptsächlich aufgrund des Aussehens wählen, aber das Prinzip ist schwer zu leugnen, wenn man sich umsieht – Paare haben meistens das gleiche Maß an Attraktivität, und wenn sie es nicht haben, fällt es auf.) Nebenbei hatte ich nicht vor, mir dreißigtausend Dollar jährlich zu borgen, um einen Freund zu finden.
    Genau genommen hätte ich drei Jahre hinter mich bringen können, ohne ein Wort mit Dex zu wechseln, aber zufällig wurden wir im Seminar über Schadenersatzrecht bei dem sarkastischen Professor Zigman Banknachbarn, der zudem einen Sitzplan anlegte. Zwar verwendeten viele Professoren an der NYU die sokratische Methode, aber nur Professor Zigman benutzte sie, um seine Studenten genussvoll zu demütigen und zu quälen. Dex und mich verband der Hass auf unseren niederträchtigen Prof. Meine Angst vor Zigman erreichte ein irrationales Ausmaß, während Dexters Reaktion mehr mit Abscheu zu tun hatte.«Was für ein Arschloch», knurrte er nach dem Seminar – nicht selten, nachdem Zigman eine Kommilitonin in Tränen hatte ausbrechen lassen.«Ich würde ihm dieses aufgeblasene Grinsen gern austreiben.»
    Nach und nach wurden längere Unterhaltungen aus unserem Gemaule – beim Kaffee in der Cafeteria oder beim Spazierengehen im Washington Square Park. Wir fingen an, in der Stunde vor dem Seminar zusammen zu studieren und uns auf das Unvermeidliche vorzubereiten – auf den Tag, an dem Zigman sich uns vornehmen würde. Mir graute vor dem Augenblick, an dem ich an die Reihe kommen würde, denn ich wusste, dass ein blutiges Massaker bevorstand. Aber insgeheim konnte ich es nicht erwarten, dass Dexters Stunde
kam. Zigman weidete sich an den Schwachen und Nervösen, und Dex war weder das eine noch das andere. Ich war sicher, dass er nicht kampflos untergehen würde.
    Ich erinnere mich noch gut. Zigman stand hinter seinem Pult und studierte seinen Sitzplan mit den ausgeschnittenen Fotos aus unserem ersten Jahrbuch, und er sabberte regelrecht, während er sich sein Opfer aussuchte. Er spähte über seine kleine runde Brille hinweg (die Sorte, die eigentlich«Augengläser»heißen sollte) in unsere Richtung, und dann sagte er:« Mr. Thaler.»
    Er sprach Dex’ Namen falsch aus, als ob er sich auf« Trawler»reimte.
    « Thaa-ler», sagte Dex, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Ich schnappte nach Luft – niemand hatte bisher gewagt, Zigman zu korrigieren. Er würde es Dex mit Sicherheit heimzahlen.
    « Oh, ich bitte um Vergebung, Mr. Thaaa-ler», sagte Zigman mit einer ironischen kleinen Verbeugung.« Fall Palsgraf gegen

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