Fremd fischen
und dass ich Thunfischfilet und er Kalbssteak hatte.
« Rachel! Komm zum Wesentlichen! Habt ihr was miteinander?»
« Das kann ich dir nicht sagen.»
« Wieso nicht?»
« Ich hab meine Gründe.»
« Dann habt ihr was miteinander», stellt sie fest.« Sonst würdest du einfach Nein sagen.»
« Glaub, was du willst.»
« Komm schon, Rachel.»
Ich sage ihr, dass ich keinesfalls für ihre Autounterhaltung sorgen werde. Sie wiederholt es für Dex, und ich höre ihn sagen:«Unsere Autounterhaltung ist Springsteen. Sag ihr das.»
Im Hintergrund läuft Tunnel of Love .
« Sag Dexter, das ist sein miserabelstes Album.»
« Die sind alle miserabel. Springsteen ist Mist», sagt Darcy.
« Hat sie gesagt, das ist ein miserables Album?», höre ich Dex fragen.
Darcy sagt Ja, und ein paar Sekunden später dröhnt Thunder Road laut im Hintergrund. Darcy schreit Dexter an, er soll es leiser stellen. Ich muss lächeln.
« Und?», fragt Darcy.«Erzählst du es uns jetzt oder nicht?»
« Nein.»
« Und wenn ich verspreche, Dex nichts zu verraten?»
« Auch nicht.»
Darcy macht ein entnervtes Geräusch. Dann sagt sie, sie kriegt es so oder so raus, und legt auf.
Das nächste Mal höre ich von Dex am Donnerstagabend, am Tag vor der geplanten Abfahrt in die Hamptons.« Willst du mit uns fahren? Wir haben noch einen Platz frei», sagt er.«Claire kommt mit. Und dein Freund.»
« Ja, wenn das so ist, fahre ich gern mit.»Ich bemühe mich, unbekümmert und beiläufig zu klingen. Ich muss ihm zeigen, dass es weitergegangen ist. Es ist weitergegangen.
Am nächsten Nachmittag um fünf sitzen wir alle in Dexters Wagen und hoffen, dass wir noch vor dem Feierabendverkehr wegkommen. Aber die Straßen sind schon verstopft. Wir brauchen eine Stunde für den Midtown Tunnel und fast vier für die hundertzehn Meilen bis East Hampton. Ich sitze zwischen Claire und Marcus auf dem Rücksitz. Darcy ist aufgekratzt und überdreht; fast die ganze Zeit dreht sie sich uns dreien auf dem Rücksitz zu, redet über alles Mögliche, stellt Fragen und dominiert die Unterhaltung. Sie schafft eine festliche Stimmung; ihre gute Laune kann so ansteckend sein, wie ihre schlechte alles verdirbt. Marcus ist fast so gesprächig wie sie. Auf einer Strecke von dreißig Meilen ziehen er und Darcy eine Comedy-Nummer ab und machen sich übereinander lustig. Sie nennt ihn faul, er nennt sie wartungsintensiv. Claire
und ich werfen gelegentlich ein paar Worte ein. Dex sagt praktisch gar nichts. Er ist so still, dass Darcy ihn irgendwann anschreit, er solle nicht so verdammt langweilig sein.
« Ich fahre hier», sagt er.«Ich muss mich konzentrieren. »
Dann sieht er mich im Rückspiegel an. Das macht mich nervös, und ich werde noch nervöser, als ich seinem Blick standhalte. Ich frage mich, was er denkt. Seine Augen verraten nichts.
Es wird dunkel, als wir an einer Tankstelle an der Route 27 halten, um Knabberzeug und Bier zu besorgen. Claire stellt sich vor dem Chips-Regal neben mich und hakt sich bei mir unter.«Man merkt, dass er dich wirklich gern hat», sagt sie, und einen Augenblick lang bin ich erschrocken, weil ich denke, sie spricht von Dex. Dann wird mir klar, dass sie Marcus meint.
« Marcus und ich sind nur Freunde», sage ich und nehme eine Packung Pringles Light.
« Ach, komm. Darcy hat mir von euerm Date erzählt.»
Claire ist immer über alles auf dem Laufenden – die neuesten Trends, die angesagteste neue Bar, die nächste große Party. Sie hat ihre manikürten Finger am Puls der Stadt. Und detaillierte Kenntnisse über die Singles von Manhattan gehören auch zu ihrem Repertoire.
« Es war nur ein Date», sage ich und freue mich, dass Darcy trotz ihrer unermüdlichen Fragerei immer noch nicht feststellen konnte, was mit Marcus passiert ist. Sie hat ihn sogar per E-Mail aushorchen wollen; er hat mir die Mail weitergeleitet und in die Betreffzeile geschrieben:« Neugieriges Pack.»
« Na ja, der Sommer ist lang», sagt Claire weise.«Es
ist klug von dir, dich auf nichts einzulassen, solange du nicht weißt, was es da draußen noch gibt.»
Wir kommen an unserem Sommerhaus an, einem kleinen Cottage von begrenztem Charme. Claire hat es gefunden, als sie Mitte Februar allein hier draußen war, wütend auf uns alle, weil wir kein freies Wochenende hatten opfern wollen, um auf Häusersuche zu gehen. Sie hat alles organisiert. Als wir das Haus besichtigen, entschuldigt sie sich noch einmal für den fehlenden Pool und beklagt, dass die
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