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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Straße. Der Gehweg ist menschenleer.
    « New York gefällt mir so wie jetzt», sage ich und probiere meinen Milchschaum. Ein einsames gelbes Taxi gleitet die Third Avenue hinauf.«Hör mal – kein Gehupe.»
    « Ja. Wirklich ausgestorben», sagt er.«Ich wette,
heute Abend kriegen wir überall einen Tisch. Möchtest du ausgehen?»
    Ich sehe ihn an.«Das können wir nicht.»
    Kaffee trinken ist eine Sache. Abends essen gehen ist was anderes.
    « Wir können tun, was wir wollen. Hast du das noch nicht begriffen?»Er zwinkert mir zu und nippt an seinem Kaffee.
    « Und wenn uns jemand sieht?»
    « Es ist niemand da.»Er deutet aus dem Fenster.« Und wenn? Wir dürfen doch essen, oder? Verflucht, ich könnte Darcy sogar erzählen, dass wir zusammen einen Happen essen gehen. Sie weiß doch, dass wir beide hier in der Arbeit stecken.»
    « Ja, wahrscheinlich.»
    « Komm schon. Ich möchte mit dir ausgehen. Ich hab dich noch nie zu einem anständigen Date ausgeführt. Das gefällt mir nicht. Was meinst du?»
    Ich ziehe spöttisch die Brauen hoch.
    « Was ist das für ein Blick?», fragt Dex. Seine vollen Lippen berühren den Rand seines Kaffeebechers.
    « Na ja, ‹anständig› ist nicht das Wort, das mir einfällt, wenn ich an uns denke.»
    « Ach so.»Dex winkt ab, als hätte ich soeben ein unbedeutendes Detail unserer Beziehung erwähnt.«Ja, das lässt sich nicht ändern … Ich meine – stimmt schon, die Umstände sind … alles andere als ideal.»
    « Das ist ein Understatement. Lass uns die Dinge beim Namen nennen, Dex. Wir haben eine Affäre.»
    So unumwunden habe ich noch nie über das gesprochen, was wir tun. Ich weiß, Hillary würde mir jetzt keinen Preis für Geradlinigkeit verleihen, aber trotzdem setzt mein Herz kurz aus. Für mich war es eine wagemutige Bemerkung.

    « Vermutlich», sagt er zögernd.«Aber wenn ich mit dir zusammen bin, denke ich nicht an die Unschicklichkeit unserer … Beziehung. Mit dir zusammen zu sein, das kommt mir nicht falsch vor.»
    « Ich weiß, was du meinst», sage ich und denke dabei, dass es eine Hand voll Leute geben dürfte, die das sicher anders sehen.
    Ich warte darauf, dass er mehr sagt. Über uns. Über unsere Zukunft. Oder wenigstens über unseren Coup an diesem Wochenende. Er tut es nicht. Stattdessen schlägt er vor, wir sollen den Kaffee mit nach Hause nehmen und die Zeitung im Bett lesen.
    « Gute Idee», sage ich, und ich frage mich, welchen Teil er wohl zuerst liest. Ich will alles über ihn wissen.

    Es regnet den ganzen Tag immer wieder, und wir bleiben zu Hause und wechseln vom Bett zum Sofa und wieder zurück zum Bett. Wir reden stundenlang, ohne auf die Uhr zu sehen. Wir reden über alles – High School, College, Universität, Familien, Freunde, Bücher, Filme. Aber nicht über Darcy oder unsere Situation. Nicht einmal, als sie ihn auf dem Handy anruft, um hallo zu sagen. Ich studiere meine Nagelhaut, als er ihr erzählt, dass er eben aus dem Büro gegangen sei, um eine Kleinigkeit zu essen; ja, er habe schon eine Menge geschafft, habe den ganzen Tag an den Vorbereitungen einer Verhandlung gesessen. Am Schluss ihres kurzen Gesprächs murmelt er:«Ich dich auch», und ich weiß, was das heißt. Ich sage mir, dass viele Leute automatisch ihre Telefonate mit«Ich liebe dich»beenden, wie andere«Goodbye»sagen. Das hat nichts zu bedeuten.
    Als Dex mit genervtem Gesicht sein Handy zuklappt, klingelt meins. Es ist Darcy. Dex lacht.«Sie hat
mir gerade gesagt, sie muss jetzt schnell los. Das kann man wohl sagen! Sie musste dich anrufen!»
    Ich nehme das Gespräch nicht an, aber ich höre mir an, was sie auf der Voicemail hinterlässt. Sie meckert über das Wetter, aber sagt, sie amüsieren sich trotzdem. Sie vermisse mich und es sei nicht das Gleiche ohne Dex und mich. Ich will kein schlechtes Gewissen haben. Ich will nicht.
    Am Abend trennen Dex und ich uns für ein paar Stunden; er geht nach Hause und zieht sich zum Essen um, denn er hat nur Jeans und Shorts und die nötigsten Toilettensachen mit. Er fehlt mir, als er weg ist, aber es gefällt mir, dass unser Abendessen durch diese Trennung mehr wie ein richtiges Date aussieht. Außerdem bin ich dankbar für die Gelegenheit, mich allein aufzubrezeln; ich kann jetzt all die Dinge tun, die ein Mann, mit dem du gerade erst etwas angefangen hast, nicht unbedingt sehen sollte: ein widerspenstiges Augenbrauenhaar auszupfen, mich strategisch mit Parfüm besprühen (in den Kniekehlen, zwischen den Brüsten) und

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