Fremd flirten Roman
Anne an, um ihr eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse zu geben.
Sie quiekte am anderen Ende vor Begeisterung. »Jetzt feiert mal schnell, und dann kommt nach Hause und erzählt mir alles haarklein! Zum ersten Mal wünsche ich mir, morgen Margit im Kindergarten zu begegnen. Ha, diesen Triumph will ich mir nicht entgehen lassen!«
Einen kurzen Moment überlegten wir, ob wir Mitleid mit Margit haben sollten, entschieden uns aber schnell dagegen. Sie hatte zwei gesunde Hände, einen Mann und zwei Kinder und war finanziell abgesichert. Da musste sie einem nicht leidtun, zumal sie die Misere selbst verschuldet hatte.
Kurz darauf ließ auch ich mich in einen der Sessel plumpsen und nahm endlich mein albernes Häubchen ab. Als ich die gelösten Gesichter betrachtete, an meinem Champagner nippte und meinen Blick über London schweifen ließ, war ich überglücklich. Endlich war ich angekommen! Einziger Wermutstropfen war für mich die Gewissheit, dieses Glück mit niemandem teilen zu können. Zumindest nicht mit Edward.
Der Freitag war ins Land gegangen und der Samstag angebrochen, um genau zu sein: der »Supergau-Samstag«, wie ich diesen Tag, an dem ich Edward von den Plänen seiner Verlobten erzählen würde, für mich getauft hatte.
Die Sonne schien, wie es sich für einen Sommertag gehörte, ein laues Lüftchen wehte vom Meer herüber, und die Möwen schrien. In unserem Wochenendhaus in Brighton stand der Garten in voller Blüte; kurzum, es war ein Tag, der für die Verfilmung eines Jane-Austen-Romans einfach perfekt gewesen wäre – doch zu meinem ganz persönlichen »Tag der Wahrheit« wollte diese unbeschwerte Sommerseligkeit so ganz und gar nicht passen.
Leise war ich in die Küche hinuntergestiegen, hatte mir einen english breakfast tea aufgebrüht und mich auf der weiß getäfelten Holzveranda in einen der gepolsterten Korbsessel fallen lassen. Die Morgensonne kitzelte mein Gesicht.
Was war ich privilegiert, bald immer in diesem Haus leben zu dürfen, noch dazu ohne Miete zahlen zu müssen!, schoss es mir glücklich durch den Kopf, während ich meinen Tee trank und die Stille genoss, die dieses Haus im Augenblick noch umwehte.
Doch damit würde es schon bald vorbei sein. Von oben drangen Geräusche an mein Ohr, die mir verrieten, dass Axel gerade unter die Dusche sprang. Schnell setzte ich weiteren Tee und Kaffee auf, presste Orangensaft, briet Rühreier mit Schinken und Schnittlauch, wärmte dazu baked beans und stellte Orangen- und Ingwermarmelade sowie frisches Obst und Cornflakes auf den Tisch. Die Rama-Mutti aus der deutschen Fernsehwerbung wäre stolz auf mich gewesen: So sah ein ordentlicher Frühstückstisch aus!
Das Baguette kam in den mit weißer Serviette ausgelegten Brotkorb, und im Garten schnitt ich frische englische Landrosen und stellte sie in einer kleinen Kugelvase auf den Tisch.
Nach und nach trudelten die anderen ein, frisch geduscht und voller Tatendrang.
»Dann greif mal zu, Stella! Ich will nicht wie Fräulein Rottenmeier klingen, aber als deine Haus- und Hof-Psychologin möchteich dir raten, dich gut zu stärken und eine Grundlage für den heutigen Tag zu schaffen!«, mahnte Anne und erntete dafür gespielt genervte Reaktionen meinerseits.
»Du weißt, dass gerade Schwangere auf ihre Ernährung achten sollen. Also greif du lieber mal kräftig zu«, erwiderte ich.
Sie konterte: »Wenn ich ’ne Grundlage schaffe, passe ich nicht mal mehr in das Zelt, das wir für deine Eröffnungsparty in der Bond Street erworben haben. Die Alternative wäre, dass ihr mich mit Paravents abschirmt.«
Wir mussten alle lachen, aber sogleich stellte sich wieder mein Magengrummeln ein, was mit meinem bevorstehenden Besuch auf Rouseham zu tun hatte.
Gemächlich machte ich mich fertig, trödelte möglichst lange, bis der Moment des Aufbruchs nicht mehr aufzuschieben war und ich endlich in den Wagen stieg, um Edward einen Besuch abzustatten.
Anne, die mich zum Auto begleitet hatte, rief mir noch zu: »Du tust das Richtige. Er hat ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren!«
Und schon fuhr ich los in Richtung Rouseham. Ich folgte den mir lieb gewordenen Landstraßen, fuhr an den mit Gras bewachsenen Hügeln und Rosenhecken vorbei Edward und der Wahrheit entgegen, und je näher ich meinem Ziel kam, desto mulmiger wurde mir.
Einerseits hatte ich Angst, Edward zu begegnen. Seine Nähe brachte mich immer wieder aus dem Konzept und schmerzte jedes Mal aufs Neue. Andererseits graute mir davor, ihm
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