Fremd flirten Roman
gerechnet hatte, aber nicht damit, dass Heiko Dr. Gendt hinzuziehen würde, war einen kurzen Moment sprachlos, fing sich aber sofort wieder. Ruhig entgegnete er: »Ich darf Sie beruhigen. Das ist auch nicht wahr!«
Bevor er weitersprach, lachte Heiko höhnisch auf. »Willst du etwa abstreiten, was hier gerade passiert ist?«
So ein Schweinehund!, dachte ich und musste mich zusammenreißen, ihm nicht den heißen Kaffee übers Hemd zu schütten!
Axel blieb weiter ruhig, was Heiko sichtlich nervös werdenließ. »Ich streite gar nichts ab. Alles hat sich genau so zugetragen, wie du es Doktor Gendt erzählt hast. Es gibt nur einen kleinen Schönheitsfehler: Dieses Meeting war fingiert, und du, lieber Heiko, hast gerade eben vor aller Augen bestätigt, was ich leider schon befürchtet hatte: dass du mit linken Methoden arbeitest und vor nichts zurückschreckst, um die ausgeschriebene Stelle zu bekommen.«
Dr. Gendt und Heiko waren sprachlos. Diesen Moment nutzte Axel, um die Geschichte von Anfang bis Ende zu erzählen. Frau Feder, Sven und Rolf bestätigten Axels Version, und Heiko, dem klar war, dass sein falsches Spiel aufgeflogen war, versuchte erst gar nicht mehr zu leugnen. Er schob vielmehr alles auf Margit, die ihn angestachelt habe und immer mehr wolle. »Sie ist wie Fischer Fritzes Frau«, sagte er, »und ich habe mich da mitreinziehen lassen.«
»Selbst schuld! Was für ein Waschlappen!«, rutschte es mir heraus. Mein Mitleid mit einem erwachsenen Mann, der nicht mal zu seinen Fehlern stehen konnte und sich lieber als Opfer seiner – wenn auch zugegeben charakterlich fragwürdigen – Frau darstellte, hielt sich doch sehr in Grenzen.
Dr. Gendt schien mich erst jetzt wahrzunehmen. »Sind Sie seit Neuestem überall dabei, Hella? Und weshalb tragen Sie so ein seltsames Häubchen?«
Axel kam mir zu Hilfe und erklärte, dass er natürlich kein Geld der Firma für die Aktion habe verwenden wollen. Daher sei ich als Caterer-Ersatz eingesprungen.
Da ich das Gefühl hatte, dass Axel aus dem Schneider war und Heiko gleich die Hinrichtung bevorstand, fand ich es angebracht, ein paar selbst gemachte Kanapees zu reichen, die Dr. Gendt – alles andere als ein Kostverächter – sich gern schmecken ließ.
Wohlwollend schmatzte er. »Also, Scharade spielen undkochen, das können Sie, Hella, das muss man Ihnen lassen! So, und jetzt zu Ihnen, Heiko: Sind Sie eigentlich wahnsinnig, auf die ehrgeizigen Ränke Ihrer Frau einzugehen? Ich erwarte Ihre Kündigung in zehn Minuten auf meinem Schreibtisch. Und werten Sie das als großzügige Geste meinerseits! Ich hätte nicht übel Lust, Sie fristlos zu entlassen. Sie haben Glück, dass Sie Kinder haben. Die können ja nichts für ihre Eltern. Und lassen Sie sich nie wieder in diesem Büro blicken!« Nun wandte er seine Aufmerksamkeit Rolf und Sven zu. »Ach, meine Herren, Sie sollten es eigentlich erst nächste Woche erfahren, aber Axel steht schon seit Anfang dieser Woche als neuer Chef der Abteilung fest. Er weiß das auch bereits. Wie sich gerade wieder gezeigt hat, war es die absolut richtige Entscheidung.« Sprach’s und verschwand. Vorher angelte er sich aber noch schnell ein paar Kanapees von der Etagere.
Bevor einer von Axels Team etwas sagen konnte, hatte sich auch Heiko kommentarlos davongemacht.
Axel sah in die aufgewühlten Gesichter der verbliebenen Anwesenden und meinte: »So, und jetzt lade ich euch auf den Schrecken alle ins ›Vertigo 42‹ ein. Seht es als Wiedergutmachung für den Test! Außerdem schmeiß ich die erste Runde als neuer Chef. Und lasst euch versichern: Ich werde kein schlechter Chef sein!«
Rolf, Sven, Frau Feder und ich konnten jetzt alle einen Drink vertragen, und das »Vertigo 42« war wirklich was ganz Schickes. Eine edle Champagnerbar im zweiundvierzigsten Stock des Gebäudes, die ganz ohne nüchtern-weiße Ledermöbel auskam. Sie war gediegen und geschmackvoll eingerichtet mit in Naturfarben gehaltenen, schlichten Sesseln, die allesamt an der Glasfront platziert waren. Von dort aus konnte man den atemberaubenden Blick über London in vollen Zügen genießen.
»Vertigo«, zu Deutsch »Schwindel«, war nicht nur wegendieser sensationellen Aussicht ein passender Name für die Champagnerbar – die Preise hier waren auch schwindelerregend. Aber man kam ja nicht jeden Tag hierher, und der Service sowie die ruhige, angenehme Atmosphäre waren jedes Pfund wert, fand ich.
Während Axel Drinks und Fingerfood für alle bestellte, rief ich
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