Fremd flirten Roman
unserer gemeinsamen Zeit. Nach einer kurzen anfänglichen Pause unterhielten wir uns, als wäre nichts geschehen.
Ich erzählte ihm sogar von der Praxisrenovierung und davon, dass ich ein halbes Jahr mit Anne nach England gehen würde. Letzteres gefiel ihm überhaupt nicht.
»Was willst du denn in England? Wie kann man da nur freiwillig hinwollen? London ist laut, schmutzig und teuer! Außerdem brauchen deine Patienten dich hier … und ich brauche dich auch.« Bei diesen Worten legte er seine Hand auf meinen Oberschenkel.
Das war der Moment, in dem ich kurz wieder zur Besinnung kam. Was fiel ihm eigentlich ein, sich wieder in mein Leben einzumischen oder, noch besser, mich in seinem Leben festhalten zu wollen?
»Was soll das? Erst machst du nach acht guten Jahren aus heiterem Himmel Schluss, weil du eine jüngere Ausgabe von mir triffst, und jetzt willst du mich aus purer Sentimentalität nicht loslassen, weil du aus alter Gewohnheit an mir hängst, mich ganz nett findest und außerdem als gute Freundin nicht verlieren willst. Das ist echt mies!«
So schnell, dass ich es nicht kommen sah, küsste Konrad mich, und zwar sehr leidenschaftlich. Plötzlich zweifelte ich daran, dass er mich nur als gute Freundin behalten wollte.
Heiser flüsterte er: »Also, ich finde dich alles andere als nur ganz nett. Ich finde dich aufregend und spannend. Du spürst doch auch, dass da immer noch was zwischen uns ist.«
Ja, deine neue Freundin, hätte ich sagen müssen, wenn ich einen klaren Kopf gehabt hätte, aber da ich in letzter Zeit so viel gelitten hatte und mein Selbstwertgefühl ganz und gar nicht auf der Höhe war, war ich ein leichtes Opfer. Einmal mehr bewies ich, dass es nichts nützte, theoretisch zu wissen, was in einer solchen Situation zu tun war, und katapultierte mich mitten ins Gefühlschaos und in mein Schlafzimmer.
Am nächsten Morgen stand Konrad auf und machte Frühstück, während ich ins Bad ging. Es war wie früher, und einen Moment lang glaubte ich, seine Midlife-Crisis sei ausgestanden.
Natürlich machte ich mir Hoffnungen, dass wir jetzt wieder zusammenkommen würden, und war sogar bereit, ihm zu verzeihen und seine Affäre als hormonellen Fehltritt abzuhaken. Andererseits war ich zu stolz, das Thema anzusprechen, und so frühstückten wir, alberten und verhielten uns wie früher.
Kurz bevor Konrad zur Uni aufbrechen und ich meinen Nachsendeantrag zur Post bringen musste, sprach ich das Thema an, da Konrad keine Anstalten machte.
»Was war das letzte Nacht? Was ist jetzt mit uns?«, fragte ich und war dabei so aufgeregt, dass mein Unterkiefer zitterte.
Konrad hielt inne, überlegte kurz und gab mir dann einen Kuss auf den Mund. »Es war wunderschön, wir gehören eben zusammen. Aber gib mir Zeit, ich brauch etwas Zeit, um zurückzufinden. Wenn ich zu früh zurückkomme und nicht freiwillig, wird es nicht gut gehen.«
Sprach’s, verschwand und ließ mich verdutzt stehen. Hieß dasjetzt, er wollte sich von Franka trennen? Oder hatte er vor, sich weiter auszutoben und wiederzukommen, wenn ihm das wilde Leben langweilig wurde, oder wie sollte ich seine Bemerkung bitte schön deuten? Okay, ich war Psychologin, wenn auch gerade außer Dienst, aber wenn ich eines wusste, dann war es, dass es gefährlich war, Aussagen von Männern zu interpretieren.
Wie oft hatte ich meinen Patientinnen schon gepredigt, dass es keinen Sinn machte, Bemerkungen ihrer Partner umzudeuten oder sich zurechtzubiegen, wenn sie keine klare Auskunft bekommen hatten!
Man musste die Aussage erst mal so nehmen, wie sie war, ohne zu denken: Eigentlich wollte er etwas ganz anderes sagen, aber er konnte es einfach nicht. Wenn Männer wollen, können sie nämlich sehr wohl Klartext reden, selbst der Schüchternste ist dazu in der Lage. Das Bild vom gefühlsgestörten Mann, der seine Emotionen nur nicht richtig ausdrücken kann, ist leider weit verbreitet. Und dies ist so, weil Frauen es einfach nicht einsehen können, wenn ein Mann nicht wirklich an ihnen interessiert ist, sondern nur auf einen One-Night-Stand oder eine kurze Affäre spekuliert hat.
Panisch rief ich Anne an und berichtete ihr von den Vorkommnissen der letzten Nacht.
Wie immer nahm sie es von der humorigen Seite. »So, so, Sex mit dem Ex. Wolltest du sein Tattoo genauer betrachten, oder welcher Teufel hat dich da geritten? Was ist denn mit seiner Neuen?«
»Ja, wenn ich das wüsste, würde ich dich wohl kaum so aufgelöst anrufen«, murmelte ich zerknirscht.
Sie
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