Fremd flirten Roman
beruhigte mich. »Es wird sich schon alles fügen. Bereite jetzt mal deine Reise vor und gib der Sache einfach etwas Zeit. Wenn ihr füreinander bestimmt seid, werdet ihr auch wiederzueinanderfinden. Wenn nicht, dann nicht!«, lautete ihr fatalistischer Rat.
Es war schon besser, dass sie nicht mehr als Therapeutin arbeitete. Geld hätte ich für diesen Ratschlag jedenfalls nicht bezahlt.
Sie lachte, als ich ihr das sagte. » Du bist ja auch das Therapie-Ass von uns beiden«, meinte sie. »Stell dir einfach vor, eine Patientin käme mit diesem Problem zu dir! Was würdest du ihr raten?«
Kurz kam mir in den Sinn, mich meiner Mutter anzuvertrauen. Sie wusste normalerweise immer Rat, aber in diesem Fall konnte ich sie unmöglich anrufen. Für sie war eine Welt zusammengebrochen, als sie von Konrads Entscheidung, mich zu verlassen, erfahren hatte. Den einundzwanzigjährigen Trennungsgrund hatte ich ihr wohlweislich verschwiegen.
Meine Mutter mochte Konrad. Sie hatte ihn längst als Vater ihrer Enkel gesehen und war immer noch traurig über unsere Trennung, auch wenn sie versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen. Stattdessen kümmerte sie sich rührend um mich, rief täglich an und schaute bei mir vorbei, wann immer sie Zeit hatte. Meine Eltern hielten »Konrads verwirrte Gefühle« für eine Phase, die vorüberging, und in der Zwischenzeit wollten sie mich ablenken, so gut es ging. Immerhin war ich ihr einziges Kind, und sie wollten mich glücklich sehen. So war es von Anfang an gewesen. Meine Eltern hatten mich stets in allem unterstützt. Selbst als ich als Erste in der Familie ein Studium in Angriff nahm, waren sie da gewesen und hatten mit ihren bescheidenen finanziellen Mitteln alles getan, damit ich nicht nur studieren, sondern auch in eine WG ziehen konnte. Sie fanden es wichtig für meine Entwicklung, obwohl es viel weniger kostspielig gewesen wäre, wenn ich zu Hause wohnen geblieben wäre. Natürlich jobbte ich neben dem Studium und trug meinen Teil bei, aberohne meine Eltern hätte ich es nie geschafft, das Studium abzuschließen.
Wie stolz und gerührt sie bei meiner Abschlussfeier gewesen waren! Sie hatten wie wild geklatscht, als mein Name aufgerufen worden war. In dem Moment, in dem ihre einzige Tochter ihr Diplom als studierte Psychologin entgegengenommen hatte, waren alle Mühen und Entbehrungen vergessen gewesen.
Und danach entwickelte sich alles so hoffnungsvoll weiter! Ich eröffnete eine eigene Praxis, war finanziell unabhängig, hatte einen tollen Freundeskreis und fand in Konrad schließlich den Mann fürs Leben.
Weder meinen Vater noch meine Mutter hatte Konrads Alter gestört. Sie sahen, dass er mir guttat und wir zueinanderpassten, da war es ihrer Meinung nach egal, ob er alt oder jung, Professor oder LKW-Fahrer war. Hauptsache, ich war glücklich.
Konrad mochte meine Eltern ebenfalls. Man konnte sie auch nur mögen, so herzlich, bescheiden und fröhlich, wie die beiden waren. Nach all den Jahren waren sie noch so verliebt ineinander wie am ersten Tag.
Nein, meine Eltern konnte ich in diesem Fall wirklich nicht um Rat fragen. Was, wenn auch sie wieder neue Hoffnung schöpften und am Ende alles vergebens war?
Ich tat, was ich immer tat, wenn ich einen klaren Kopf bekommen wollte: Ich fing an zu backen. Ja, andere Frauen gingen in so konfusen Momenten laufen, boxten oder meditierten – ich hingegen backte. Die genaue Backanleitung zu befolgen und den Teig anzurühren und abzubacken hatte etwas Ordnendes für mich. Außerdem vermittelte mir der Duft, der aus dem Backofen stieg, stets ein Gefühl von Zu-Hause-Sein und Geborgenheit.
Während ich den Mürbeteig knetete und alle Zutaten für dieFüllung des Käsekuchens miteinander verrührte, sah ich immer klarer.
Als ich die Form bei zweihundert Grad Umluft für eine Stunde in den Backofen schob, war ich wieder bei mir und wusste, dass ich mir keine Hoffnungen in Bezug auf Konrad machen durfte. Ich beschloss, mich lieber auf mein Leben zu konzentrieren und auf das, was mir guttat. Falls Konrad es sich noch einmal anders überlegte, konnte ich immer noch entscheiden, ob ich ihn zurückhaben wollte. Bis dahin würde ich keinen Kontakt zu ihm suchen oder ihn mit Fragen bombardieren, sondern Abstand halten und mein neues Leben ohne ihn in Angriff nehmen.
Am Flughafen Tegel war frühmorgens viel los. Der Flieger nach London war voll gebucht mit Geschäftsreisenden, die für ein Meeting morgens hin- und abends zurückflogen und global
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