Fremd flirten Roman
warming auf höchstem Niveau betrieben. Natürlich konnte man in die Gute-Gewissen-Fonds von Organisationen einzahlen, die gegen ein Entgelt Bäume pflanzten, um die Flugsünden wiedergutzumachen, aber ob das Konzept wirklich so aufging?
Vielleicht musste man global warming einfach anders sehen und versuchen, der Entwicklung Gutes abzugewinnen. Ich meine, wer hätte vor Jahren gedacht, dass ein Haus an der Ost- oder Nordsee in naher Zukunft genauso attraktiv sein würde wie eines an der italienischen Riviera? Wenn man clever war, kaufte man jetzt ein Domizil an der kalten Ostsee und hatte in ein paar Jahren ausgesorgt, dank global warming.
Die Sicherheitsvorkehrungen für Londonflüge waren schon immer aufwendiger als andere gewesen, sei es wegen drohender Anschläge der IRA, sei es wegen des Kriegs auf den Falklandinselnoder seit Neuestem, weil die Engländer die Achse des Bösen mitverfolgten.
Ein wahrer Zirkus wurde inzwischen um die Kosmetikartikel veranstaltet, die man in Plastiktüten stecken musste, weil sich ja beispielsweise aus Lipgloss theoretisch eine Flüssigbombe basteln ließ. Dass man alles, was technisch war, öffnen musste, konnte ich ja verstehen. Ich zog mich auch bereitwillig aus und legte meine dampfenden Schuhe der Frau am Sichtgerät aufs Band – die Arme hatte sich ihren Job anfangs sicher auch mal netter vorgestellt –, aber dass ich kein Wasser mehr mit ins Flugzeug nehmen durfte, ärgerte mich wirklich. Während eines Flugs bekam ich nämlich immer schrecklichen Durst.
Kaum hatte ich den Sicherheitscheck hinter mir, wurde auch schon die Verspätung durchgegeben, weil Heathrow mal wieder in dichtem Nebel lag. Ich schnappte mir einen Guardian, der neben der Süddeutschen kostenlos zu haben war, und stimmte mich mit englischen Schlagzeilen aus Politik und Gesellschaft auf England ein.
Im Hintergrund herrschte ein großer Stimmenwirrwarr, eine Mischung aus Deutsch und Englisch. Zum Glück hatte ich die Sprache gut im Ohr und musste mich nicht anstrengen, um den verschiedenen Unterhaltungen zu folgen.
Den meisten Mitreisenden sah man an, welcher Nation sie angehörten. Besonders für Engländer hatte ich einen Blick.
Als das Boarding begann, merkte ich, wie Aufregung und Vorfreude in mir hochstiegen. Endlich mal wieder ein Abenteuer! Raus aus meinem in letzter Zeit so anstrengenden Leben!
Mit einem breiten Lächeln stieg ich in den Flieger und begrüßte die Bristish-Airways-Stewardessen so erfreut, als wäre ich eine von ihnen.
Ich machte es mir in meinem Sitz bequem, schloss die Augen,schaltete meinen iPod an und stimmte mich mit meinem England-Medley auf die Insel ein.
Nach knapp zwei Stunden Flug kam die obligatorische Ansage aus dem Cockpit, dass wir leider nicht landen durften und deshalb erst mal Warteschleifen fliegen würden.
Ich hasste diese Warteschleifen, weil das Flugzeug immer leicht kippte, wenn es die Kurve flog, und mir dabei flau im Magen wurde. Bei aller Sympathie wollte ich schließlich beim Aussteigen aus dem Flugzeug nicht einen so blassen Teint wie die Engländer haben.
Nach einer Viertelstunde, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, setzten wir endlich zum Landeanflug an, und während wir die Landebahn ansteuerten, pfiff ich leise I’m coming home vor mich hin.
In Heathrow herrschte wie immer Trubel und geschäftiges Treiben. Menschen aller Herren Länder wuselten die Rolltreppen und Hallen entlang. Familien, die braun gebrannt und schwer bepackt aus dem Urlaub zurückkehrten, frisch verliebte Paare, die mit Duty-Free-Tüten in der Hand von einem Wochenendtrip aus europäischen Metropolen zurückehrten, dazwischen Geschäftsreisende, Reisegruppen und mittendrin ich auf dem Weg in mein neues Leben.
Bevor ich mein Gepäck vom Rollband nahm, hielt ich kurz inne und nahm den Moment bewusst wahr:
Ich war in meinem geliebten England, würde meine beste Freundin und ihre entzückende Familie treffen und eine Zeit lang keine Neurosen behandeln und keinen Ex (oder was auch immer er gerade war) sehen müssen.
Beseelt ging ich zum Ticket-Automaten und zog mir ein Ticket für den Heathrow Express. Dann hob ich am EC-Automaten daneben gleich ein paar englische Pfund ab und stellte fest,dass Queen Lizzy einem immer noch dezent von jeder Note zulächelte.
Im erleuchteten Tunnel waren die Bahnsteige wieder überfüllt mit Reisenden, die den Express nach Paddington Station nehmen wollten. Zum Glück fuhr alle fünfzehn Minuten eine Bahn, sodass sich die Menge schnell
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