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Fremd flirten Roman

Fremd flirten Roman

Titel: Fremd flirten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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in ihrer offenen und direkten Art unterhaltsam. Von ihren eher materiell geprägten Grundsätzen einmal abgesehen, war sie, wie mir schien, wenigstens nicht berechnend oder heuchlerisch.
    Auch wenn sie gerade das Teeservice umdrehte und mit einem kleinen Pfiff durch die Zähne anerkennend »Ah, echtes Denby-Porzellan« murmelte, hatte sie eine lebensfrohe, herzliche Art, die mir gefiel.
    Ina, der Dritten in der Runde, war Sabines Bemerkung sichtlich peinlich, allerdings reichte ein einziger Blick, um zu sehen, dass Ina generell alles peinlich war. Das verriet allein schon ihre Haltung, wie sie da so verkrampft und kerzengerade auf der Couch saß, die Hände so stark ineinander verschränkt, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    Ihre dunklen glatten Haare trug Ina zu einem festen Knoten im Nacken geschlungen; ihre Kleidung war schlicht, aber sehr elegant. Vom Typ her erinnerte sie an eine Ballerina, eine französische Ballerina. Ja, Ina hatte definitiv etwas Französisches.
    Man musste nicht Psychologie studiert haben, um sofort zu begreifen, dass sie die Unterdrückte in der Runde war und ihr diese Rolle gefiel. Sie war der Typ Frau, der sich gern sagen ließ, wo es langging und was sie tun sollte. Ich würde jede Wette eingehen, dass ihr Mann ein absolut zwanghafter Kontrollfreak war. Diese Konstellation fand sich häufig.
    Anne sah angestrengt aus, und so machte ich mich daran, denDamen Tee nachzuschenken und sie nach ihren Kindern zu fragen, meistens ein Thema, auf das Mütter allzu gern ansprangen.
    Margit ergriff natürlich als Erste die Gelegenheit und erzählte von Ludwig und Helena. Da ich wusste, dass Ludwig seinen Namen in weiser Voraussicht erhalten hatte, konnte ich mir natürlich nicht verkneifen nachzufragen, ob es einen Grund gebe, weshalb sie sich für Helena entschieden hatten.
    Anne, die mich durchschaut hatte, grinste amüsiert, und Margit lebte förmlich auf.
    »Ja, natürlich hat der Name Helena eine Bedeutung. Ich habe lange hin und her überlegt, aber für Helena habe ich mich schließlich aus zwei Gründen entschieden. Einmal ist da die Bedeutung des Namens: Helena heißt im Griechischen ›die Strahlende‹. Und zum anderen denke ich, dass es für Mädchen besonders wichtig ist, schön zu sein, und da der Name Helena als solches mit Schönheit in Verbindung gebracht wird, habe ich mich für ihn entschieden.«
    Eins musste man Margit lassen: Sie war nicht eine Sekunde auf die Idee gekommen, ihre Tochter könnte mit einem Zinken oder schielend geboren werden. Außerdem konnte nun kein Zweifel mehr daran bestehen, wer bei ihnen zu Hause die Entscheidungen traf. Sie hatte typischerweise nur von »ich« gesprochen, was die Namenswahl anging, nicht ein einziges Mal von »wir«.
    Ich konnte es kaum erwarten, ihre Kinder zu Gesicht zu bekommen, aber nach dem, was Anne vorab erzählt hatte, taten sie mir jetzt schon leid. Kein Wunder, dass sie altklug waren und wie kleine dressierte Erwachsene wirkten! Wenn Konrad und ich solche Kinder getroffen hatten, hatte er mich immer panisch gefragt: »Du verhütest auch ganz sicher, oder?«
    Natürlich waren Ludwig und Helena an diesem Nachmittag beim Klavierunterricht, wo auch sonst?
    Sabine hatte drei Kinder, die im Moment vom deutschen Aupair gehütet wurden. Jennifer, Taylor und Jacky, die Namenswahl passte zur ehemaligen Miss Bergheim, und ich war mir sicher, dass all ihre Kinder bereits mit dieser pragmatischen Selbstverständlichkeit gesegnet waren, die auch Sabine auszeichnete. Wenn sie älter wurden, würde Sabine bestimmt auch mit ihnen in die Disco gehen und mit den Töchtern Klamotten tauschen.
    Ina hatte einen Sohn namens Frederic, der, wie sie mit leuchtenden Augen erzählte, ein Ebenbild seines Vaters sei und diesem auch schon in seinem Wesen sehr ähnele.
    Natürlich war Frederic ihr Augapfel und wurde behütet und verhätschelt wie kein Zweiter.
    »Ich bin auch gar nicht gern von ihm getrennt. Eigentlich versuchen wir, immer zusammen zu sein, aber meine Schwiegereltern sind gerade zu Besuch und wollten gern mit Frederic einen Spaziergang unternehmen.«
    Man sah ihr den Trennungsschmerz förmlich an. Bei einem Jungen im Alter von fünf Jahren war das noch okay, aber ich war mir sicher, dass Ina nicht anders dreinschauen würde, wenn Frederic es mit achtzehn wagte, mit Freunden oder, noch schlimmer, einem Mädchen auszugehen.
    So langsam könnten die Damen auch den Abflug machen, dachte ich bei einem Blick auf die Uhr. Sie waren schon über eine

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