Fremd flirten Roman
ich mich daran zu kochen. Ab nächster Woche würde sich Mrs Sullivan als Haushaltshilfe um das leibliche Wohl und das Haus kümmern, doch bis dahin übernahm ich das Kochen gern.
Anne setzte sich zu mir in die Küche an den Tisch und schnippelte Gemüse für meine Quiche klein. Vorteil an der Quiche war, dass wir sie später für Axel würden aufwärmen können, falls er noch hungrig war, wenn er nach Hause kam.
Dazu richtete ich einen Salat und zum Nachtisch Erdbeerquark, was sich von selbst ergab, weil das die Lebensmittel waren, die vorrätig waren.
Wenig später saßen wir zu viert um den Tisch herum, verspeisten die warme Quiche mit Salat und ließen es uns richtig schmecken. Mein Blick fiel auf Leo, der alles in kleine Stücke portioniert bekommen hatte und selig lächelnd aß, auch wenn immer mal wieder etwas neben seinem Teller landete und er zwischendurch geräuschvoll an seiner Apfelschorle nuckelte. Vicky nahm einfach das Stück Quiche in die Hand und verputzte es mit gesegnetem Appetit. Da heute alles anders war, versuchten weder Anne noch ich, die Kinder dazu zu bewegen, das Essen mit Messer und Gabel zu üben. Normalerweise bekamen die beiden mittags eine warme Mahlzeit und abends nur noch eine Kleinigkeit.In England war das genau umgekehrt; da aß man abends warm. Mal schauen, wie wir das mit Leo und Vicky in Zukunft handhaben würden.
Anne sah mich dankbar an und pikste sich gleich nach dem Abendbrot wieder in den Finger, um ihren Blutzuckerwert zu ermitteln, denn zusätzlich zu ihren Blutungen hatte sie zu allem Übel auch mit Schwangerschaftsdiabetes zu kämpfen.
Sie bemühte sich, die Sache mit Humor zu nehmen, und sah die Vorteile: Sie ernährte sich so gesund wie nie und nahm trotz Schwangerschaft wenigstens nicht übermäßig an Gewicht zu.
Vicky und Leo fanden das Piksgerät für den Finger natürlich extrem spannend: Vicky wollte sich unbedingt auch piksen, und da Leo in allem Vicky nacheiferte, kreischte er so lange, bis er sich auch in den Finger stechen durfte. Aber das fand er dann doch nicht so prickelnd und brach prompt in Tränen aus.
Zum Glück gab es Kinderpflaster mit lustigen Motiven, die er superspannend fand. Nachdem seine Wunde breitflächig verpflastert war, streckte er gleich jedem ganz stolz seinen Finger mit den Tweety-Pflastern entgegen.
»Komm, wir bringen die Kinder ins Bett. Die sind total überdreht. Leo müsste eigentlich schon lange schlafen«, sagte Anne.
Ja. Was ich mir bisher immer total niedlich vorgestellt hatte – nämlich Kinder mit frisch geputzten Zähnen in ihre putzigen Schlafanzüge zu stecken, ihnen eine Gutenachtgeschichte vorzulesen, dankbar einen Gutenachtkuss auf die Wange gehaucht zu bekommen und gerührt zuzusehen, wie den lieben Kleinen die Augen zufielen –, artete im realen Leben in reinsten Terror aus. Denn kein Kind ging gern ins Bett, das wusste ich noch aus eigener Erfahrung. Man könnte ja was verpassen, und überhaupt …
Anne ging routiniert mit der Situation um und hatte ihreTricks, die beiden ins Bett zu bringen. Als sie dann in ihren Kissen lagen, müde und mit schweren Augen – Leo mit zerzaustem Haar –, trat der berühmte Moment ein, in dem Kinder einfach unglaublich süß und rührend sind.
Das sind wohl die Augenblicke, in denen jene Sätze entstehen, die geplagte Eltern sich wie ein Mantra immer wieder vorbeten: »… aber wenn sie dich dann so niedlich anlächeln oder du sie ins Bett bringst und sie ihre Ärmchen um dich schlingen, ist alle Anstrengung vergessen.«
Leise gingen wir die Treppe hinunter und stießen auf Axel, der gerade nach Hause kam.
Liebevoll küsste er Anne und schaute sie besorgt an, wirkte aber sogleich beruhigt, als er feststellte, dass sie munter aussah.
Dann umarmte er mich herzlich. »Na, Schussel! Schön, dass du da bist!«
Ich kannte Axel genauso lange, wie ich Anne kannte, was daran lag, dass die beiden seit Schultagen ein Paar waren. Zum Glück hatten Axel und ich einander auf Anhieb gemocht und waren auch eng befreundet. »Schussel« war Axels Spitzname für mich, weil ich eben gern mal etwas fallen ließ und dafür bekannt war, meine Sachen zu suchen oder in peinliche Situationen zu geraten, allerdings fast immer unverschuldet.
»Ja, und wie fühlst du dich so, wenn du weißt, dass du einem Schussel deine Kinder anvertraust?«, konterte ich.
Axel zog gespielt erschrocken die Augenbrauen hoch. »Kinder? Ich habe Kinder? Anne, warum hast du mir nichts davon gesagt?«
Anne
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