Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremd flirten Roman

Fremd flirten Roman

Titel: Fremd flirten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
Vom Netzwerk:
Spaziergängen an der frischen Luft herrührte, und an der lustlosen Reaktion von Vicky, wenn ich nur das Wort »Park« in den Mund nahm.
    Wer konnte es ihnen auch verübeln? Sie waren inzwischenmehr im Heath als zu Hause, kannten jeden Baum und Strauch mit Namen – sie bemerkten ja sogar schon, wenn eine Blume über Nacht gewachsen war –, kurzum, ja, ich übertrieb es mit meinen Parkspaziergängen.
    Sah ich einen Labrador, pochte mein Herz schneller. All die Promis, die in Hampstead wohnten und im Heath ebenso wie Hinz und Kunz joggten und mit den Kindern spazieren gingen, ließen mich so was von kalt, weil ich immer nur nach Edward mit den Grübchen Ausschau hielt. Dabei hätte ich ja gerade als Kindermädchen echte Chancen bei Promi-Vätern gehabt, zumindest wenn man unzähligen Filmen und Geschichten in der Boulevardpresse glauben durfte: Nicht selten wurde darin die Nanny zur neuen Frau befördert.
    Anne lachte schon immer, wenn ich wieder schick gemacht mit den Kindern in Richtung Park aufbrach. »Wenigstens habe ich das bestgekleidete Kindermädchen in ganz London. Das kann sich nur positiv auf meine Kinder auswirken. Bestimmt ist Margit schon ganz neidisch und versucht bald, dich abzuwerben. Wenn sie dir ein Angebot macht, lass es mich wissen! Ich zahl dir das Doppelte!«
    Wie dem auch sei, ich träumte weiter von Edward und war fest davon überzeugt, dass er irgendwann wieder auftauchen würde. Seine Hündin Hazel konnte ja wohl kaum auf Dauer in seinem Garten ihr Geschäft verrichten, und dass sie der erste Hund war, der gelernt hatte, eine Toilette für Menschen zu bedienen, bezweifelte ich stark.
    Da ich gut organisiert war, hatte ich natürlich einen Plan B ausgearbeitet, der vorsah, abwechselnd und »rein zufällig« vor den beiden Tierhandlungen in Hampstead herumzulungern, denn irgendwann musste Edward ja Futter für Hazel kaufen. Ich behielt diesen Plan lieber für mich; ich wollte Anne nicht beunruhigen.Schließlich gab keiner gern seine Kinder in die Obhut einer spätpubertierenden, liebeskranken Nanny, und als solche würde ich mich mit meinem Spitzenplan B outen. Immerhin funktionierte mein kontrollierendes Über-Ich noch.
    Zum Glück war ich multitaskingfähig und in der Lage, mich fertig zu machen und gleichzeitig all diese Gedanken zu spinnen. Ich legte mein Lieblingsparfum, eine leichte, frische und unaufdringliche Note, auf, packte die Handtasche und die Sachen für die Kinder, cremte mir die Beine ein, damit sie samtig glänzten, und für alle Fälle steckte ich einen leichten seidenen weißen Paschmina ein.
    Keine Sekunde zu früh schlüpfte ich in die Schuhe, als ich auch schon hörte, wie Axel draußen seinen Fahrer begrüßte, der gleich darauf drei Mal laut hupte.
    Die Kinder und Anne im Schlepptau, stieg ich in die komfortable, aber ziemlich dekadente Limousine, wobei ich mich nicht wirklich beschweren wollte, denn Hand aufs Herz: Ich mochte es auch lieber bequem und drängte nicht darauf, nur um politisch korrekt zu sein, die stickige, uralte U-Bahn zu nehmen, in deren Schächten Pilz- und Bakterienarten gefunden worden waren, die nur dort wuchsen und sich munter vermehrten. Mal ganz abgesehen vom unfreiwillig engen Körperkontakt während der Rushhour.
    Axel trug wie fast immer, wenn er geschäftlich oder gesellschaftlich unterwegs war, einen Anzug, der ihm ausgezeichnet stand.
    Vicky krabbelte auf Axels Schoß, und da Leo immer wollte, was Vicky wollte, landete er schließlich auf meinem Schoß, nachdem er hatte einsehen müssen, dass bei Anne mit ihrem Bauch momentan einfach kein Platz für ihn war.
    Angeschnallt ging es zum Wellington Club, der in Highgate, einem Stadtteil weiter nördlich und ebenfalls stinkvornehm, seit Jahrhunderten ein wunderschönes altes Anwesen als Clubhausunterhielt. Ich hatte mich immer noch nicht an den Linksverkehr gewöhnt, und jedes Mal, wenn uns ein Auto entgegenkam, dachte ich, unser letztes Stündlein hätte geschlagen.
    Auch die Tatsache, dass Tom, unser Fahrer, rechts saß, konnte mir kein Gefühl der Sicherheit vermitteln, denn zeitweise sah es für mich so aus, als führen wir wie von Geisterhand gelenkt.
    Von meinem letzten England-Aufenthalt wusste ich, dass es immer einige Zeit dauerte, bis ich mich wieder daran gewöhnt hatte.
    Das Anwesen war mit einer hohen Mauer versehen, vor die Büsche und Fliederbäume gepflanzt waren, die das schnöde Mauerwerk verdeckten. An einem großen, schmiedeeisernen Tor waren Bodyguards im Anzug postiert.

Weitere Kostenlose Bücher