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Fremd flirten Roman

Fremd flirten Roman

Titel: Fremd flirten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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und im Nu waren wir fertig.
    Wenn ich auf etwas so gar keine Lust hatte, dann darauf, auf Margit, Sabine und Ina zu treffen, die im Partnerlook auftraten (sie hatten sich offenbar abgesprochen!) und sich wieder sehr wichtig nahmen, während die Umstehenden sich wohl fragten, ob die Jacobs Sisters Ausgang hatten.
    Ungesehen gelangten wir zu unserer Picknickdecke und ließen uns die kleinen Köstlichkeiten schmecken. Die englische Küche hatte in den letzten Jahren sehr aufgeholt, denn früher war sie wirklich so schlimm gewesen wie ihr Ruf.
    Anne strahlte vor lauter Glückseligkeit, endlich mal wieder unter Menschen zu sein, ohne gesundheitliche Beschwerden zu haben.
    Axel, der endlich die Begrüßungen hinter sich gebracht hatte, gesellte sich zu uns. »In einer halben Stunde findet die offizielle Begrüßung statt, und dann geht die Tombola los. Natürlich für einen guten Zweck, die Lose kosten bis zu fünfhundert Pfund.«
    Natürlich. Wie konnte es auch anders sein? Man kaufte also Lose für umgerechnet fast achthundert Euro! Mein letztes Los auf dem Frühlingsjahrmarkt hatte sich auf drei Euro fünfzig belaufen. Ich konnte nur hoffen, dass niemand von einem Kindermädchen erwartete, ein Los zu kaufen.
    Zur offiziellen Begrüßung mussten sich alle am Hauptaufgang des Clubhauses versammeln, wo bereits ein Rednerpult mit Mikrofon aufgebaut war.
    Hoffentlich fassten sich die Redner kurz!
    Zuerst sprach irgendein weißhaariger Lord soundso, der Vorsitzender des Wellington Clubs war und hohes Ansehen genoss, wie man an den wohlwollenden Blicken und Reaktionen des Publikums spüren konnte.
    Zum Glück waren die meisten Briten, egal, welcher Klasse, mit einem gesegneten Understatement-Humor und viel Selbstironie gesegnet, und so geriet die Begrüßung sehr kurzweilig.
    Neben mir stand allerdings eine extrem gelangweilt dreinblickende und demonstrativ Kaugummi kauende Schönheit, die schon mit dem goldenen Löffel im Mund zur Welt gekommen war, wie man unschwer erkennen konnte. Ihr Haar war sehraufwendig blondiert, der Haarschnitt akkurat und teuer. Die Kleidung Haute Couture, wahrscheinlich war sie von Beruf Tochter, im Nebenjob Model, zumindest war sie sehr dünn – runtergehungert, so wie es momentan in den oberen Kreisen angesagt war. Ihr hochnäsiger Blick machte ihre Schönheit für meinen Geschmack zunichte, und ihr nach Aufmerksamkeit heischendes Getue wie das laute, entnervte Ausatmen als Zeichen ihrer Langeweile oder das nervöse Wippen mit ihrem rechten Stöckelschuh machte sie auch nicht sympathischer. So stellte ich mir das missratene Ergebnis laxer oder desinteressierter Eltern vor, die ihr Kind vom Personal hatten großziehen lassen und das schlechte Gewissen mit Geld wettmachten.
    Leider musste ich meine Beobachtungen einstellen, da Margit uns entdeckt hatte und mit Ehemann Heiko im Schlepptau und großer Geste auf uns zukam.
    Einer Ertrinkenden gleich, warf sie sich Anne und Axel an den Hals, nickte mir gnädig zu, tätschelte den Kindern herablassend über den Kopf, was wohl herzlich aussehen sollte, und flüsterte leise, auf Etikette bedacht, wie schön es sei, dass die Familie zusammen sei. Damit meinte sie nicht ihre Familie, denn die Wunderkinder, die ich ja zu gern endlich kennenlernen wollte, waren nirgendwo zu sehen. Nein, Margit sprach tatsächlich von der Firma als Familie! Bestimmt war die aufgesetzte Herzlichkeit Teil ihres Plans, um Heiko als Abteilungsleiter durchzuboxen und ihre Rolle als First Lady schon jetzt auszuüben. Heiko war ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte.
    Er war nicht besonders groß – mit den hohen Absätzen überragte Margit ihn sogar –, hatte einen leichten Bauchansatz, und das aschblonde Haar zeigte beginnende Geheimratsecken. Heiko war eigentlich ein gemütlicher Lebemann, den ich mir mit seligem Ausdruck über einem Schnitzel mit Pommes frites undeinem kühlen Bier vorstellen konnte und der bestimmt lieber mit seinen Kumpels Fußball schaute, als wichtige soziale Kontakte auf dem Golfplatz zu knüpfen.
    Wie die beiden zueinandergefunden hatten, war mir ein Rätsel. Bestimmt war Margit die treibende Kraft gewesen, Heiko hatte anfangs vielleicht sogar sein Glück nicht fassen können, eine solche Klassefrau zu haben, und jetzt steckte er fest in der Margit-Maschinerie, seinem Schicksal und seiner Gebieterin ergeben.
    Er stellte sich mir vor, was Margit natürlich nicht für nötig gehalten hatte, und fragte sogar, wie es mir in England gefalle. Margit,

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