Fremd flirten Roman
erzielte.
Da es schon recht spät war und ich den beiden die Möglichkeit geben wollte, noch ein wenig für sich zu sein, verabschiedete ich mich und ging in mein kleines, entzückendes Reich. Da ich müde war, fiel ich wie ein Stein in mein neues Bett, ließ kurz den Tag Revue passieren und bemerkte erst jetzt, dass ich nicht ein einziges Mal an Konrad hatte denken müssen. Stattdessen ließ ich meine Gedanken ein wenig zu Edward wandern, dem aufregenden Fremden aus dem Park, und nahm mir fest vor, von nun an jeden Tag mit Vicky und Leo in den Park zu gehen. Schließlich gehörten Kinder an die frische Luft, und dem wollte ich mich natürlich nicht widersetzen.
»Stella, kannst du mir bitte kurz mit meinem Kleid helfen?«, rief Anne aus dem ersten Stock zu mir hinauf.
Mit Lockenwicklern im Haar und Bademantel bekleidet, ging ich rasch hinunter in ihr Schlafzimmer. Es war Samstag, und wir waren zum Picknick mit Konzert und anschließendem Feuerwerk in den Wellington Club eingeladen. Anne trug ein schlichtes weißes Cocktailkleid, das ihr zu ihrem gesunden Teint hervorragendstand. Sie wirkte auch mit Babybauch sehr elegant, aber nicht übertrieben. Um den Hals trug sie eine kleine, dezente Perlenkette, die bei ihr kein bisschen altbacken aussah, sondern dem Outfit im Gegenteil einen raffinierten Schliff verlieh.
»Gut siehst du aus! So, dann halt deine Haare mal ein bisschen weg, damit ich sie dir nicht einklemme«, bat ich Anne und zog den Reißverschluss hoch, der ein wenig hakte.
Anne sah in den Spiegel und lächelte zufrieden. Zum Glück ging es ihr heute gut. Sie hatte sich sehr auf die Einladung gefreut.
»Vicky und Leo habe ich schon ausgehfein angezogen und zum Spielen in ihre Zimmer verbannt, damit sie sich nicht noch im Garten einsauen, bevor wir überhaupt unterwegs sind. Ich mach mich schnell fertig, dann können wir los. Bis Axel mit dem Fahrer kommt, bin ich auf alle Fälle bereit.«
Schnell sprang ich barfuß die mit Teppich ausgelegten Treppenstufen in mein kleines Reich hinauf und pellte mich aus dem Bademantel. Geschminkt war ich schon, nur die Lockenwickler musste ich entfernen und meine Haare ausbürsten. Dann schlüpfte ich in mein hellblaues, ärmelloses Sommerkleid mit dem weiß abgesetzten Schmuckband unter dem Busen, das meine hellblauen Augen unterstrich und eine gute Mischung aus elegant und modern war. Als einzigen Schmuck legte ich längere Chandelier-Ohrringe aus Kristall an, die Konrad mir von einer Reise aus Italien mitgebracht hatte.
Apropos Konrad: Seit knapp drei Wochen lebte ich jetzt in London und fühlte mich so gut wie seit Jahren nicht mehr. Natürlich dachte ich immer wieder an Konrad, manchmal träumte ich auch von ihm, und er war immer wieder ein Thema, wenn Anne und ich am Küchentisch saßen und etwas Zeit zum Plaudern hatten. Aber auch wenn es mir stets einen Stich versetzte, wenn ich andie Verletzungen dachte, so hatte ich mittlerweile das Gefühl, aufzuarbeiten, was geschehen war, und langsam, aber sicher wieder im Hier und Jetzt leben zu können, ohne ständig zu grübeln und schmerzhafte Szenarien vor mir zu sehen, was er wohl gerade mit seiner neuen Freundin erlebte.
Während ich mich anfangs nur auf seine Worte bei unserem letzten Treffen konzentriert und nervös gehofft hatte, so fand ich langsam die Gelassenheit und das Vertrauen, dass alles von selbst seinen Gang gehen würde.
Konrad hingegen schien mit der Tatsache, dass ich gerade nicht greifbar war und mich seinem Dunstkreis entzogen hatte, nicht umgehen zu können. Er mailte fast jeden Tag, zwar ausschließlich Belanglosigkeiten und nichts, was eine eindeutige Aussage zu unserer Beziehung gewesen wäre, aber immerhin schien er den Kontakt zu mir dringend zu suchen, was mir natürlich guttat.
Was mir ebenfalls guttat, war meine kleine Schwärmerei für Edward aus dem Park. Es geschah nun wahrlich nicht oft, dass mir ein Mann gefiel, vor allem nicht auf Anhieb. In meinem labilen Zustand wollte ich nicht gleich von Liebe auf den ersten Blick sprechen, aber Kribbeln auf den ersten Blick war es auf jeden Fall für mich gewesen.
Dumm nur, dass ich ihn bisher nicht wieder getroffen hatte, und das, obwohl er behauptet hatte, öfter im Hampstead Heath zu sein. Also, an mir lag es wahrlich nicht, dass wir uns kein zweites Mal über den Weg gelaufen waren, denn wie viel Zeit ich im Park verbrachte, konnte man einerseits an meinem geradezu unnatürlich gesunden Teint erkennen, der von meinen ausgedehnten
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