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Fremd flirten Roman

Fremd flirten Roman

Titel: Fremd flirten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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gewesen war, da ich mich nicht wirklich auskannte, was die Kleideretikette beim englischen Landadel anging. Wenn man nach dem ein oder anderen Foto der englischen Königsfamilie auf ihren diversen Landsitzen ging, hatte ich allerdings nichts zu befürchten. Was die erlauchten Herrschaftenteilweise trugen, ließ den deutschen Naturfreundeverein nach Haute Couture aussehen.
    Viel nervöser war ich, weil ich auch Edwards Mutter kennenlernen würde, also eine echte Lady. Ich konnte mich ja noch lebhaft an mein traumatisches Erlebnis mit der Upperclass während meines Studiums erinnern und wollte dieses Mal auf keinen Fall nachlegen.
    Die Tatsache, dass es mir egal sein konnte, wie mich seine Mutter fand, da sie ja nur Zicky ihren Segen geben musste, rückte dabei leider in den Hintergrund.
    Gegen vierzehn Uhr ließ Edward mich in einem Landrover abholen, und zum ersten Mal fand ich, dass dieses Auto hier Sinn machte. Bei Großstädtern, die so taten, als müssten sie mit ihrem Luxusgefährt jeden Tag die Zugspitze erklimmen, wirkte der Wagen hingegen oft völlig fehl am Platz.
    Der Fahrer namens John war eher wortkarg, und so musste ich zum Glück keine höfliche Konversation treiben, sondern konnte die englische Landschaft und die Fahrt nach Rouseham einfach nur genießen.
    Diese leicht hügelige, mit saftigem Grün ausgelegte Parklandschaft, die immer wieder von Büschen und kleinen Bäumen aufgelockert wurde, hätte man besser nicht anlegen können, und so war es kein Wunder, dass man von England stets als von einem großen Garten oder Park sprach. Je länger wir fuhren, desto kleiner wurden die hübschen Dörfer, in denen man das Gefühl hatte, an der nächsten Ecke an Miss Marple vorüberzufahren. Nach einer guten halben Stunde waren wir nicht mehr weit von Rouseham entfernt, zumindest verwiesen vereinzelte kleine Schilder mit Pfeil am Wegesrand bereits auf den Landsitz.
    Der Weg wurde ein kurzes Stück holprig und war fast von Büschen zugewachsen, dann aber bogen wir um eine Wegbiegungund befanden uns mit einem Schlag auf einer bestens geteerten Straße, die schließlich als eine lange Baumallee direkt zum Landsitz Rouseham führte.
    Je näher wir Rouseham kamen, desto mehr stockte mir der Atem. Was Edward als »kleinen Landsitz« bezeichnet hatte, war fast schon ein eigenständiges Dorf!
    Das Haupthaus mit seinen hellroten Backsteinen, burgähnlichen Erkern und Türmen sah eindrucksvoll, aber gleichzeitig einladend und freundlich aus, was nicht zuletzt an dem wunderschönen Garten lag, den man durchschreiten musste, um zum Eingang zu gelangen.
    John parkte den Landrover auf einem extra angelegten Parkplatz für Bewohner und Mitarbeiter und öffnete mir sehr galant die Tür. Wenn ich sein Genuschel richtig verstanden hatte, sollte ich im Garten warten, er wollte Lord Stetton Bescheid geben.
    Nichts lieber als das! Beim Aussteigen war mir bereits die frische, süßliche Luft aufgefallen, die einem schon nach ein paar Atemzügen rote Wangen beschert, und so schlenderte ich gemütlich und tief durchatmend in das Gartenparadies. Hier hatte jemand mit sehr viel Liebe und Geschmack eine paradiesische Landschaft aus Blumen, Kräutern, Büschen und Bäumen angelegt. Es gab einen Duftbereich, der unter anderem aus einem Lavendelfeld und Melissenstauden bestand, dann wieder einige Holzbänke, an denen Wicken hochrankten, und in einem anderen Teil blühten Kirsch- und Mandelbäume um die Wette. Sobald ein leichter Windstoß kam, wirbelten die Blütenblätter umher und ließen es weiß und rosa vom Himmel regnen.
    Mich durchflutete ein Glücksgefühl, weil dieses Stückchen Land so schön war und ich immer einen Naturflash bekam, wenn ich so viel Grün sah und dazu die Bienen summen hörte. Zwar hatte ich die letzten fünfzehn Jahre mitten in der Großstadtgelebt, aber aufgewachsen war ich außerhalb von Berlin, fast ländlich und umgeben von Wiesen, Seen und Birkenwäldern.
    Auf dem Gelände herrschte ein entspanntes Treiben. Immer wieder lief jemand mit einer Schubkarre oder einem anderen Gerät vorbei, aber nie hastig und immer freundlich grüßend. Zwei Holzbänke standen einladend in der Sonne, und als ich näher kam, sah ich, dass sie jeweils einem Richard und einem William gewidmet waren. Dies ließen zumindest die Gravuren im Holz vermuten. Das war eine Tradition in England, die ich bezaubernd und irgendwie herzzerreißend fand, denn entweder waren diese Bänke Verstorbenen gewidmet oder einer großen Liebe. Im

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