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Fremd flirten Roman

Fremd flirten Roman

Titel: Fremd flirten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Hampstead Heath standen Dutzende von diesen Bänken mit Widmungen wie Für Jane, die den Park so sehr liebte. Dazu waren meist die Geburts- und Sterbedaten aufgeführt. Oder man fand die Zeilen eines Gedichtes eingraviert für jemanden, der sehr geliebt wurde. Mir stiegen jedes Mal die Tränen in die Augen, wenn ich an einer dieser Bänke vorbeiging. Edward fand das sehr niedlich und hatte jedes Mal ein Taschentuch parat, wenn bei mir die Tränen der Rührung kullerten. Man könne diese Bänke gegen eine hohe Spende an die Parkverwaltung aufstellen lassen, hatte er mir erklärt.
    Ich setzte mich auf eine der angewärmten Holzbänke, und bevor ich michs versah, sprang eine kleine grau gestreifte Katze mit Glöckchen um den Hals zu mir hoch, drückte ihren Kopf schnurrend an meinen Arm und wollte gestreichelt werden.
    Plötzlich hörte ich jemand vergnügt neben mir lachen.
    »Kitty findet doch immer wieder neue Opfer!«
    Neben mir stand eine ältere Frau um die sechzig mit leuchtend blauen Augen und dunklem Haar, das mit einigen grauen Strähnen durchwebt war. Sie strahlte eine Vitalität und Wärme aus, dass man sie sofort nach ihrem Geheimrezept fragen wollte. Sietrug Arbeitskleidung und hielt ein Körbchen mit Gartenwerkzeug in der Hand. Wahrscheinlich sah jeder so strahlend aus, der hier leben durfte.
    »Als Opfer fühle ich mich ganz und gar nicht, in dieser herrlichen Umgebung! Da streichle ich Kitty gern noch länger«, lachte ich.
    Wir unterhielten uns kurz über den Garten und das Wetter, wie man das scheinbar überall auf der Welt macht, bis die ältere Dame weitermusste.
    »Steht dir gut, so ein Garten!«, hörte ich Edward rufen, der plötzlich aus den Stallungen im Hintergrund auftauchte. Er hatte ein Paar Gummistiefel dabei, die offenbar für mich gedacht waren.
    Er kam näher, umarmte mich kurz, peinlich darauf bedacht, ja genug Abstand zu halten, aber seine Augen konnten nicht verbergen, wie sehr er sich freute, mich zu sehen.
    »Du siehst so glücklich aus! Was ist passiert?«, fragte er, während er mir die dunkelgrünen Gummistiefel reichte, die wie angegossen passten. Entweder hatte er oft Frauenbesuch und Routine im Abschätzen von Frauenfüßen oder er war ein aufmerksamer Beobachter, was ich mal hoffen wollte.
    »Nichts ist passiert. Es ist einfach unglaublich schön hier! Vergiss Cornwall, vergiss Rosamunde Pilcher, das hier ist das wahre englische Paradies!«, rief ich begeistert.
    Edward musste lachen. »Na, dann wollen wir mal sehen, ob du das immer noch findest, wenn wir gleich durch Ackerland und Pferdeäpfel marschieren.«
    Ha, da kannte er mich aber schlecht! Die Führung begann, und was ich zu sehen bekam, gefiel mir nur noch besser. Stallungen mit Pferden, Obstplantagen, Kartoffel- und Getreidefelder – alles ökologisch bewirtschaftet, Milchkühe, frei laufende Hühner,dazwischen Hunde und Katzen, kurzum, ein Paradies nicht nur für Ökofreunde und Aussteiger.
    »Und hier verkaufen wir unsere Produkte. Natürlich geht ein Großteil nach London in Bioläden, aber man kann sich auch direkt auf dem Gut mit gesunder Kost eindecken!« Edward zeigte mir stolz den kleinen Verkaufsladen, der mit der alten Waage und dem weißen Holzmobiliar wie ein restaurierter Tante-Emma-Laden aussah.
    Es gab Apfelsaft, gesalzene Butter vom Fass, Gemüse, frische Milch, Eier, eingelegte Gurken und warmes Brot aus dem Holzofen.
    Spätestens jetzt wusste ich, dass ich hier für immer bleiben wollte, und wenn ich mich an einen der Traktoren ketten musste.
    Keine Ahnung, ob der viele Sauerstoff mein Gehirn schrumpfen ließ oder ich durch Edwards Anwesenheit unzurechnungsfähig geworden war, jedenfalls konnte ich mir ernsthaft vorstellen, hier zu leben und zu arbeiten. Doch das behielt ich lieber für mich. Dennoch war unübersehbar, wie gut es mir auf Rouseham gefiel, und das machte Edward froh und stolz, denn das Landgut war sein Leben und lag ihm wirklich am Herzen.
    Mein Handy klingelte; auf dem Display las ich eine unbekannte Nummer. Ich meldete mich und zuckte unfreiwillig zusammen.
    Es war Konrad, der sich immer öfter meldete, je länger ich weg war.
    »Stella, wieso meldest du dich nie von selbst? Geht es dir gut?«, fragte er so vorwurfsvoll, als wäre ich mit einem zwanzig Jahre jüngeren Studenten durchgebrannt.
    »Ja, mir geht’s gut, sehr gut sogar. Vielleicht liegt es daran, dass ich vergessen habe, mich zu melden – oder eben doch daran, dassdu Schluss gemacht hast und eine neue kleine Freundin

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