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Fremd flirten Roman

Fremd flirten Roman

Titel: Fremd flirten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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ausdrückte.
    »Du weißt doch, wie ich dann bin! Ich kann mir nichts merken. Konzentrieren kann ich mich schon gar nicht, und die einzigen guten Ideen, die mein Hirn noch zustande bringt, sind seltsame Esskombinationen.«
    Egal, wir hatten ein neues Hobby und fühlten uns zwar kindisch, aber gleichzeitig sehr unterhalten.
    Wie angedroht kam der Club am nächsten Nachmittag bei uns zu Hause zum vorletzten task force meeting zusammen, um den Tanz in den Mai zu organisieren. Zum Glück gab es inzwischen die freundliche Mrs Sullivan, die halbtags den Haushalt schmiss und für den Überfall der Soziopathinnen Kuchen und Sandwiches vorbereitet hatte.
    Anne und ich ließen uns gegenüber Margit natürlich nichts anmerken, und während Anne die Damen begrüßte, wurden mir Margits Wunderkinder übergeben.
    Niemand hätte mir sagen müssen, dass Ludwig, das Genie, und Helena Margits Kinder waren. Das hätte ich auch so jederzeit erkannt. Einmal an den blütensauberen, fusselfreien Klamotten und dann an der Art, wie die beiden sprachen oder Worte betonten. Ich hatte vergessen, dass es auch unsympathische Kinder gibt, die in Sachen Arroganz ihren Müttern in nichts nachstehen.
    Helena war ein sehr hübsches Mädchen mit seidigen blonden Haaren, einem schönen gebräunten Hautton und unfassbar hellblauen Augen. Sie sah aus wie früher die Mädchen in der amerikanischen Werbung, die die neue Schminkbarbie in die Kamera hatten halten dürfen, und war sich mit ihren sieben Jahren ihres guten Aussehens schon sehr bewusst. Kein Wunder, bei der Mutter und der Namensgebung!
    Ludwig, der nur ein Jahr jünger war – Margit hatte lange mit dem Kinderkriegen gewartet und dann alles in einem Rutsch erledigt –, sah ebenfalls niedlich aus und hatte sehr weiche Züge. Von einer Denkerstirn oder Geniefalte konnte ich allerdings nichts erkennen.
    Vicky konnte Helena und Ludwig nicht leiden, und da Leo immer derselben Meinung wie seine große Schwester war, mochte er sie auch nicht.
    Die Antipathie beruhte auf Gegenseitigkeit, was Helena und Ludwig auch erst gar nicht zu verstecken versuchten.
    »Müssen wir mit denen spielen? Wir wollten eh nicht mit, ist voll Kindergarten hier«, maulte Helena schon ziemlich professionell, was Vicky so natürlich nicht auf sich sitzen ließ.
    »Dann geht doch wieder heim. Ich hab euch nicht eingeladen!«
    Ich versuchte vergebens, die vier zum gemeinsamen Spielen zu bewegen. Entweder fand der eine einen Spielvorschlag doof oder der andere blieb lieber bei seinem Geschwister. Alles, was ich vorschlug – natürlich auch den obligatorischen Entdeckungsspaziergang im Park –, wurde bockig abgelehnt. Da mir Margits Kinder nicht wirklich am Herzen lagen und Vickys und Leos Charakter nicht dadurch versaut werden würde, wenn sie einmal zwei Stunden nicht pädagogisch wertvoll erzogen wurden, erlaubte ich den beiden ausnahmsweise, eine DVD anzuschauen und den Nintendo auszupacken. Sie sollten sich aber wenigstens mit dem Gehirntrainingsspiel beschäftigen.
    Mein Part war ab dato, einfach aufzupassen, dass die vier sich nicht an die Gurgel gingen. Zumindest würde ich Anne, was die Horrorvision einer Heirat unter den Kindern anging, Entwarnung geben können, zumal ich mir nicht sicher war, ob Ludwig, das Genie, sich jemals überhaupt für Mädchen würde erwärmen können.
    Ich hatte da so meine Zweifel, wenn ich sah, wie er sich für Stoffe und weiche Materialien interessierte, sie die ganze Zeit streichelte und Vickys Schminkkopf tausendmal spannender fand als sein Nintendo-Fußballgame. Natürlich war das ein Klischee und musste gar nichts heißen, aber ob Margit die Interessen ihres Wunderkindes so recht waren? Schließlich sollte Ludwig doch die neue Relativitätstheorie aufstellen. Stattdessen wusste er in seinem zarten Alter schon, wer Coco Chanel war! Wie ich Super-Margit einschätzte, käme es einer Katastrophe gleich, wenn ihr Sohn schwul werden würde und nicht der potenzgeladene Stammhalter, der den Namen weiterträgt.
    Falls Ludwig tatsächlich einmal homosexuell werden würde, hätte er hiermit meinen Segen, denn welcher Sohn einer solchen Mutter wollte je wieder einer Frau nahekommen? Ich würde Ludwig immer Unterschlupf gewähren.
    Während ich den Kindern zusah, schweiften meine Gedanken zu meinem eigenen Leben ab. Wie sollte es mit mir weitergehen? Mit Konrad war ich fertig und irgendwie auch nicht, zumal er, seit ich in London war, sehr regelmäßig mailte und anrief. Er hatte mir sogar mit einem

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