Fremd flirten Roman
Teestunde aufgehoben, und Liz fragte mich, ob ich Lust hätte, mir mit ihr ein paar Pferde anzusehen. Nichts lieber als das, solange ich nur Robert und Diana entfliehen konnte! So angespannt, wie ich gewesen war, hatte ich das geschmackvolle Ambiente im Haus überhaupt nicht genießen können. Dabei gab es so viel an antiken Möbeln zu sehen, die sich mit modernen abwechselten. Frische Schnittblumen und alte Gemälde rundeten gemeinsam mit farbigen Wänden den gehobenen Landhausstil ab, der frisch, hell und überhaupt nicht verstaubt wirkte. Na ja, vielleicht würde sich ein anderes Mal die Gelegenheit ergeben, ohne eine Inquisition durch Tante Diana.
Edward, der etwas mit dem Verwalter besprechen musste, kam es gelegen, dass Liz und ich zu den Pferden gingen, seine Mutter wollte sich ein wenig hinlegen und verabschiedete sich herzlich. Sie lud mich ein, jederzeit wiederzukommen, was Diana mit einem säuerlichen und Robert mit einem süffisanten Lächeln begleitete. Wie um alles in der Welt konnten diese netten Menschen ihre Verwandten nur ertragen? Das Gut war zwar groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen, aber ohne in die Esoterik abzugleiten, versauten die beiden karmisch die Atmosphäre auf Meilen.
»Tante Diana und Onkel Robert sind wahre Goldschätze, nicht wahr? Man muss sie einfach gern haben!« Liz zwinkerte mir auf dem Weg zu den Stallungen aufmunternd zu.
Ich druckste ein wenig verlegen herum, schließlich wollte ich nicht gleich beim ersten Besuch auf Rouseham über ihre Verwandten lästern.
Sie lachte. »Du kannst dich wenigstens benehmen undschweigst dich aus. Die beiden zerreißen sich jetzt allerdings gerade das Maul über dich, darauf würde ich wetten. Aber mach dir nichts draus! Ihr persönlicher Menschen-TÜV ist ein ganz besonderer, den passieren nur die wenigsten … und nicht unbedingt die nettesten, was man ja an Chloe sehen kann.«
Liz nahm wirklich kein Blatt vor den Mund, was mich vor allem in diesem Fall erfreute. »Du magst Chloe nicht, oder?«, fragte ich mutig nach.
Sie schüttelte sich angewidert, als hielte ihr jemand einen Eimer stallfrische Gülle vors Gesicht. »Nee, hab sie noch nie gemocht. Chloe und ich haben uns schon als Kinder gehasst. Sie war das kleine Prinzesschen, stets furchtbar gelangweilt, und wollte alles auf dem Silbertablett serviert bekommen und ja keinen Finger selbst krummmachen. Zudem konnte sie richtig fies werden, wenn was nicht nach ihrer Nase lief. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Jungs fanden das natürlich extrem spannend, weil sie sich so bei ihr anstrengen mussten und trotzdem nie wussten, wie lange sie es mit einem von ihnen aushielt, bevor sie sich wieder gelangweilt abwandte und den nächsten Jungen auserkor.«
Wie sich rausstellte, waren Liz und Chloe im selben Internat gewesen. Und natürlich war Edward einer der Jungs gewesen, die die ganze Pubertät über von Zicky geträumt und sie nie bekommen hatten. Er war nur ein Jahr älter als sie – zu jung also, um damals wirklich interessant für sie zu sein. Also war Zicky für ihn so was wie die unerfüllte erste Liebe gewesen. Da musste ich nicht erst auf mein psychologisches Fachwissen zurückgreifen, um mir auszumalen, wie Edward sich gefühlt hatte, als die von ihm angebetete Chloe Jahre später endlich auf ihn aufmerksam wurde und sich in ihrer großen Gnade zu ihm herabließ. Zu diesem Zeitpunkt war Edward allerdings bereits eine der besten Partien desLandes gewesen. Nun verstand ich auch, weshalb er heute nicht erkennen konnte oder wollte, dass Chloe und er so gar nichts gemeinsam hatten. Edward sah in ihr immer noch die vierzehnjährige wunderschöne Chloe, das begehrteste Mädchen der Clique, von dem alle träumten und von dem er sich während seiner Pubertät ein ganz bestimmtes Bild gemacht hatte.
Ich konnte das vollkommen verstehen; im Leben eines jeden Menschen gab es eine Chloe. In meinem Fall war es Bertrand Kuhn gewesen, dem ich vergebens während meiner Gymnasialzeit hinterhergerannt war.
Liz konnte es sich nicht verkneifen, einen Schwank von der pubertierenden Zicky zum Besten zu geben.
»Immer wenn sie Partys gab – und zu diesen Partys ging jeder, weil gute Jungs da waren und ihre Eltern meist außer Haus waren –, gab sie vorher eine Kleiderordnung an uns andere Mädchen raus. Sie bestimmte also, was getragen wurde, damit sie schon optisch der strahlende Mittelpunkt war. Einmal mussten wir alle in Schwarz kommen, damit sie ganz in Weiß mit ihren blonden
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