Fremd flirten Roman
Haaren wie ein Engel wirkte. Ach, und einmal hatte ich die von ihr vorgegebene Rocklänge unterschritten und es gewagt, in einem kürzeren Rock als sie aufzutauchen. Prompt wurde ich für zwei Partys gesperrt! Im Grunde wäre es mir egal gewesen – wäre da nicht Albert gewesen, mein großer Schwarm, der keine von Zickys Partys ausließ.«
Wir waren an den Pferdeboxen angekommen. Liz gab einem Wallach Futter und erzählte munter weiter. Ich wirkte auf Menschen vertrauenerweckend; die langen Jahre als Therapeutin zahlten sich nun aus.
»Vor zwei Monaten war Chloe das letzte Mal in Rouseham. Rauchte überall, auch in den Stallungen, schikanierte die Mitarbeiter und fluchte über das langweilige Landleben und dass hierüberhaupt nichts los sei. Die Einzige, mit der sie sich gut versteht, ist Tante Diana. Tja, Gleich und Gleich gesellt sich gern. Um mich machte sie von jeher einen Bogen, da ich nicht genug trinke – mir wird von Alkohol schnell schlecht – und zu direkt meine Meinung sage. Der arme Edward muss dann immer vermitteln.«
Mir schien, der »arme Edward« würde sein Leben lang vermitteln müssen, wenn er Chloe wirklich heiratete. Insgeheim hoffte ich immer noch, er möge sich rechtzeitig eines Besseren besinnen.
Apropos Edward. Er kam gerade von seinem Verwalter und fragte mich, ob ich Lust hätte, zum Abendessen zu bleiben.
Und ob ich Lust hatte! Aber ich war ja nicht lebensmüde. Ein langes Dinner mit seiner reizenden Verwandtschaft wollte ich mir auf keinen Fall antun. Zumindest wollte ich das Risiko nicht eingehen, doch noch von Onkel Robert angegrabscht oder von Tante Diana zum Scheiterhaufen geführt zu werden. Außerdem hatte ich Anne versprochen, zum Essen zurück zu sein und ihr zu helfen.
Edward wirkte enttäuscht, als ich ablehnte, und flüsterte mir zu, das Dinner finde ohne Robert und Diana statt und sei quasi nur für Freunde, also für ihn und mich. Aber da hatte ich schon abgelehnt und wollte mir keine Blöße mehr geben.
»Na, dann fahre ich dich zurück nach Brighton, okay?«
Nichts lieber als das. Auf den schweigsamen Fahrer konnte ich gut verzichten.
Liz verabschiedete sich von mir mit einer herzlichen Umarmung und der Aufforderung, bald einmal wiederzukommen, um gemeinsam mit ihr auszureiten. Ich nahm einen tiefen Atemzug von der guten Luft und stieg zu Edward ins Auto.
Während der Fahrt sprachen wir wenig; ich war vom rosafarbenen Abendrot, das sich sanft über die grünen Hügel legte,verzaubert und genoss die Stimmung. Edward hing seinen eigenen Gedanken nach.
Vor Axel und Annes Haus stieg er aus, öffnete mir die Tür und half mir aus dem Landrover. Unsere Gesichter kamen sich dabei gefährlich nahe, und für einen Moment meinte ich zu sehen, wie sein Augenlid nervös zuckte. Aber dann war der Moment auch schon vorüber, und ich stand mit beiden Füßen auf festem Boden.
Vicky, die das Auto hatte kommen hören, öffnete die Tür, rannte mir entgegen und warf sich in meine Arme. Natürlich war Leo nicht weit, wenn auch naturgemäß etwas langsamer; und er wollte auch unbedingt von mir auf den Arm genommen werden.
»Wo warst du denn so lange?« Vicky war beleidigt und gleichzeitig schmusebedürftig.
Edward entschuldigte sich auf Deutsch bei ihr, dass er mich so lange ›ausgeliehen‹ hatte. Sie sah es ihm großzügig nach und lud ihn gleich ein, mit ins Haus zu kommen.
Edward zögerte, aber Anne, die an die Tür getreten war, verlieh der Einladung Nachdruck. »Sie sind uns wirklich herzlich willkommen«, versicherte sie.
»Na, dann will ich mal nicht der verklemmte Brite sein!«, scherzte er und folgte uns ins Haus.
Vicky und Leo waren begeistert, Edward einmal bei sich zu haben, schließlich kannten sie ihn von unseren Parkspaziergängen. Die armen Kinder sahen Edward ja beinahe häufiger als die eigenen Eltern!
Vicky nahm ihn sofort in Beschlag, um ihm stolz ihre neuen Englischkenntnisse vorzuführen. Leo, die niedliche Klette, plapperte alles, was er aufschnappte, so gut er konnte, nach, doch leider hörte es sich nur entfernt englisch an.
Anne und ich verzogen uns in die Küche, Axel bot Edward ein Bier an und spielte mit ihm und den Kindern weiter.
»Und, wie war’s beim Adel? Hast du auch brav deinen Hofknicks gemacht, junge Dame?«, wollte Anne leise kichernd wissen, damit die anderen uns nicht hörten. Gespielt entnervt rollte ich mit den Augen.
»Bei seiner Schwester und Mutter war das nicht nötig, und bei seinen ekligen Verwandten hätte ein
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