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Fremd flirten Roman

Fremd flirten Roman

Titel: Fremd flirten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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den Vorhof der Hölle.
    Als wir die letzten Schritte auf das mit Maibäumen und Fliedergirlanden geschmückte Clubanwesen zugingen, war mir so schlecht, dass ich überzeugt war, mein in den Gaumen gewanderter Magen würde fröhlich meinem Gegenüber zuwinken, sobald ich nur lachte.
    Bei jeder großen Männergestalt, die meinen Weg kreuzte, dachte ich panisch: Edward! Das bedeutete ungefähr alle zwei Meter einen kleinen Stromschlag und brachte mich nach kurzer Zeit bereits an den Rand eines Nervenzusammenbruchs.
    Margit hingegen war der wandelnde Nervenzusammenbruch und kommandierte mit schriller Stimme ihre Gesellinnen Ina und Sabine herum. Kein Wunder, dass wir Deutschen auch heute noch in Hollywood-Filmen fast ausschließlich für fiese Nazirollen besetzt wurden! Margit war zumindest nicht die Werbeträgerin für das neue freundliche Klinsi-Deutschland.
    Zum Glück waren die Engländer ein so höfliches Völkchen und konzentrierten sich auf die, zugegebenermaßen, gelungene Dekoration und die Waldmeisterbowle, um die ich wohlweislich einen großen Bogen machte. Fehlte noch, dass ich angesäuselt in Edwards Arme fiel! Nein, heute brauchte ich einen klaren Kopf, um jederzeit fluchtbereit zu sein.
    Anne, die für die Gästeliste und den Einlass zuständig war, machte mir hektische Zeichen, zum Eingang zu kommen.
    Vicky und Leo waren bei Axel, sodass ich mich zu Anne gesellen konnte.
    Sie senkte die Stimme und flüsterte hinter vorgehaltener Hand: »Sie sind da!«
    »Wer, die Aliens? Es gibt sie wirklich?«, versuchte ich kläglich einen Witz, obwohl ich sehr genau wusste, dass es sich nur um den Mann meines Lebens und seine essgestörte Verlobte handeln konnte.
    »Ja, ich habe gerade über Funk gehört, dass sie eingetroffen sind. Margit hat so laut geschleimt, das hätte ich auch ohne Headset gehört!«
    Anne musste tatsächlich so ein albernes Funk-Headset tragen. Margit hatte beim letzten task force meeting, vor dem ich mich gedrückt hatte, darauf bestanden, dass alles professionell wirken sollte, und so sah Anne aus, als wäre sie einer der Security-Leute auf der Pressekonferenz des amerikanischen Präsidenten, wenn man von ihrem schwangeren Bauch einmal absah.
    Ich spürte, wie mein Magensaft vor lauter Aufregung nach oben wanderte.
    Anne sah mit einem Mal starr vor sich hin und sagte betont normal, aber ganz leise: »Sie sind genau hinter dir. Dreh dich nicht um. Er hat einen dunkelgrauen Anzug an und sieht unglücklich aus, und sie trägt … äh, wie soll ich das beschreiben? Einen Hauch von nichts, so ein silbernes Babydoll. Also, ein Minikleid ist das jedenfalls nicht, zumindest seh ich den Ansatz ihrer Pobacken! Und so was soll ’ne Lady sein!«
    Mein Herz raste, mein Körper verkrampfte sich vor lauter Konzentration, mich ja nicht umzudrehen. »Gibt es einen Fluchtweg, auf dem ich hier unauffällig wegkomme?«
    Anne schüttelte den Kopf. »Bleib am besten einfach stehen. Ich glaube, Margit führt die beiden gerade zur Bowle.«
    So ein kleiner Spießroutenlauf war schon eine beschauliche Betätigung für einen Sonntagnachmittag!
    Zum Glück gab Margit den Startschuss für das Unterhaltungsprogramm draußen im Garten. Den Anfang bildete eine Balletteinlage von kleinen Mädchen, die, als Elfen verkleidet, einen Frühlingstanz aufführten. Die Hauptrolle tanzte – welch Zufall! – ihre Tochter Helena, was Margit mit stolzgeschwellter Brust ankündigte.
    »Die ist so eingebildet und doof!«, schnaubte Vicky, als sie Helena entdeckte. Anscheinend gab es Feindschaften, die genetisch bedingt waren und sich von Generation zu Generation weitervererbten.
    Mein Augenmerk war eher auf die Menge gerichtet und darauf, Edward auszuweichen, der zum Glück groß geraten und deshalb leicht auszumachen war.
    Er sah wirklich nicht glücklich aus, aber auch im unglücklichen Zustand hätte ich ihn vom Fleck weg genommen. Es fiel mirschwer, hart zu bleiben und nicht meinem Impuls zu folgen und seine Nähe zu suchen. Immer wieder erinnerte ich mich daran, dass dieser Mann nicht für mich zu haben war. Anne, die ich gebrieft hatte, mir das ebenfalls zu sagen, wiederholte unauffällig und mantraartig:
    »Er wird heiraten, und zwar eine andere. Du wirst auch einmal jemanden heiraten, aber das wird nicht Edward sein. Du musst loslassen, denn er ist vergeben.«
    Das Fest war inzwischen in vollem Gange. Die Menschen tanzten ausgelassen, der geschmückte Maibaum wurde allenthalben bewundert, die Waldmeisterbowle war der Hit, und

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