Fremd flirten Roman
»Und?«
»Ich werde Edward erst mal nicht sehen, bis sich meine Gefühle gelegt haben und ich wirklich akzeptieren kann, dass er bald eine Frau haben wird und wir tatsächlich nur Freunde sein dürfen. Abstand ist da wichtig!«
Sie nickte. »Das ist eine gute Idee. Und bis dahin überlegen wir uns, wie wir Margit das falsche Grinsen austreiben!«, rief Anne kämpferisch. Zum einen wollte sie mich mit dem Racheplan ablenken. Zum anderen hatte sie selbst eine Rechnung mit Margit offen. Anne wurde zur Bestie, wenn jemand es wagte, Axel anzugreifen.
Noch nie hatte mir vor einem Fest so gegraut wie vor dem Tanz in den Mai, der heute stattfinden sollte. Dabei sollte man meinen, der Wonnemonat Mai und speziell die Feier zum ersten, die Feier für Verliebte, wären eine dufte Angelegenheit. Ja, wenn man Lady Zicky hieß und mit Edward verlobt war, war das sicher auch so. Wenn man aber Stella Raabe hieß, gerade von einem Mann gegen ein jüngeres Model ausgetauscht worden war und der englische Angebetete ein Skelett heiratete, war das eine ziemlich traurige Sache.
Hinzu kam, dass auf diesem Fest alle Menschen sein würden, die ich nicht sehen wollte! Mal ganz abgesehen von Edward und Zicky, gab es noch Margit, Sabine, Ina und vor allem Edwards widerlichen Onkel Robert und seine gallebittere Tante Diana, wie ich auf der Gästeliste hatte lesen dürfen, für die Anne zuständig war. Meine Freundin Anne war auch der einzige Grund, weshalb ich nicht zu Hause blieb und mir den Spießroutenlauf ersparte, schließlich konnte ich sie in ihrem Zustand nicht allein mit den Schlangen lassen. Außerdem sollten auch die Kinder das Fest besuchen.
»Stella? Ach, hier bist du! Ich wollte mich nur vergewissern, dass du nicht durchs Klofenster getürmt bist und mich allein den Soziopathinnen überlässt!«
Vor mir stand eine lachende Anne, die beschlossen hatte, heute alles mit Humor zu nehmen. Tolle Einstellung, auch von der professionellen Warte aus gesehen. Nur war ich leider weit davon entfernt, mir ein Lachen abringen zu können; zu sehr steckte mir die letzte Begegnung mit Margit noch in den Knochen, wo sie mir triumphierend mit Edwards Hochzeitseinladung vor der Nase herumgewedelt hatte.
Seither hatte ich Edward nicht mehr gesehen und nicht gesprochen, was daran lag, dass ich den Park tunlichst mied. Die Kinder waren jetzt ja meistens im Kindergarten beschäftigt, und Edwards Anrufe und SMS ließ ich unbeantwortet. Das war zwar kindisch, aber was hätte ich ihm denn auch sagen sollen? Dass er seine Hochzeit abblasen sollte – für mich, die er erst kurze Zeit kannte und die nicht in seine Kreise passte? Zumindest nicht, wenn es nach Onkel Robert und Tante Diana ging.
Sollte ich eingestehen, dass mich die platonische Freundschaft zu ihm fast um den Verstand brachte und ich nicht länger so tun konnte, als empfände ich nichts, wenn er mich umarmte und ›rein zufällig‹ berührte?
Bestimmt nicht! Edward war klug genug, um sich einen Reim darauf machen zu können. Mit ein bisschen Abstand würde er sehen, dass es besser so war. Ohne mich, die Verwirrung in seinem Gefühlshaushalt stiftete, konnte er sich in aller Ruhe auf seine bevorstehende Hochzeit konzentrieren.
Doch leider wusste ich, die schlaue Frau Doktor der Psychologie, so überhaupt nicht, wie ich ihm heute entgegentreten sollte.
Meine einzige Hoffnung, um ein klärendes Gespräch herumzukommen, gründete sich auf die Tatsache, dass der Tanz in denMai ein gesellschaftliches Ereignis war und Edward mich schlecht vor Zicky und seiner Verwandtschaft fragen konnte, warum ich den Kontakt zu ihm abgebrochen hatte. Ich musste nur darauf achten, nirgendwo allein herumzustehen, dann würde es schon gehen.
Anne schaute an mir rauf und runter. »Dein Outfit sagt: ›Schau, Edward, das alles entgeht dir!‹«
Verunsichert sah ich in den Spiegel. »Sagt oder schreit das mein Kleid?«
Anne kicherte. »Keine Angst, es sagt es laut und deutlich. Aber du wirkst kein bisschen ordinär, sondern sehr stilvoll. Du siehst umwerfend aus!«
Genau das war auch meine Absicht, und dieses kleine schwarze, raffinierte Kleid hatte bisher jedes Mal seinen Dienst getan. Es betonte äußerst vorteilhaft meine Kurven, und mit hochgesteckten Haaren und ein wenig Schmuck sah ich aus wie eine Mischung aus Audrey Hepburn in Breakfast at Tiffany’s und Liz Hurley.
»Dann wollen wir mal!«, seufzte ich Anne und meinem Spiegelbild zu, schnappte mir die Kinder, und los ging es mit Axel geradewegs in
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