Fremd flirten Roman
wisperte aufgeregt: »Ratet mal, wer gerade hier aufgetaucht ist? Wenn man vom Teufel spricht! Margit!«
Wie? Sie wollte doch angeblich gleich die Kinder vorzeitig von der Schule abholen, weil die einen Arzttermin hatten. Zumindest hatte sie das eben erwähnt. Was hatte die Schlange vor? Sie war bestimmt nicht rein zufällig in der Firma aufgetaucht.
»Hallo? Wir haben dir keine versteckte Kamera eingebaut, du musst schon beschreiben, was du siehst!«, rief Anne, der Axels Atmen und die Stille, die ihn ansonsten umgab, zu wenig Information waren.
»Sie spricht mit Frau Feder. Frau Feder nimmt ihre Jacke und kommt auf mein Büro zu …«
Wir hörten, wie Frau Feder kurz anklopfte und dann rief: »Ich bin schnell noch was besorgen und dann im ›7th Ocean‹ zu Mittag, Herr Bischoff!« Axels Beschreibung zufolge ging sie nun gemeinsam mit Margit in Richtung Fahrstuhl. Axel, der sonst die Ruhe und Souveränität in Person war, bekam Schnappatmung.
»Das ist kein Zufall! Glaubt ihr, meine gute Frau Feder ist etwa auch in das Komplott verwickelt?«
Schnell versuchte ich, ihn auf den Boden zurückzuholen. »Axel, hier soll nicht der Präsident der Vereinigten Staaten um die Ecke gebracht werden. Ein paar gelangweilte Spielerfrauen versuchen nur, sich wichtig zu machen. Für Frau Feders und Margits Lunch gibt es bestimmt eine plausible Erklärung, und falls deine Assistentin wirklich mit drinhängt, bist du jetzt gewarnt.«
Leider reichte dieses Argument weder Axel noch Anne.
Ich weiß nicht, ob die beiden telepathisch kommunizierenkonnten, auf jeden Fall stand plötzlich fest, dass ich mir sofort ein Taxi rufen sollte, um Frau Feder und Margit im »7th Ocean« zu beschatten, Widerstand zwecklos.
In Sekundenschnelle machte ich mich für meinen Undercover-Einsatz fertig.
Auf eine Perücke verzichtete ich. Stattdessen setzte ich eine riesige schwarze Chanel-Brille auf und schlang mir à la Grace Kelly ein Tuch um den Kopf.
Anne, der ich aufgrund ihrer Schwangerschaft kein wirklich wirksames Beruhigungsmittel geben konnte, flößte ich Baldrian ein und legte ihr entspannende Musik auf, was erwartungsgemäß nicht viel brachte.
»Soll ich nicht doch lieber mitkommen?«, fragte sie.
»Und womöglich dein Kind als Sturzgeburt auf dem Trottoir gebären? Das fehlte noch!«
Auf dem Weg zum Finanzdistrikt hatte ich genug Zeit nachzudenken. Über Edward, Konrad, die Ereignisse des Vortags und schließlich über den Überfall der Soziopathinnen an diesem Morgen. Was war nur los?
Zunächst sortierte ich in Gedanken erst einmal alles und arbeitete dann einen Plan aus, wie ich mit allem umgehen wollte. Oberstes Gebot sollte so große Distanz wie möglich sein. Ich wollte die Dinge so behandeln, als ginge es nicht um mich, sondern um einen Fall aus dem Lehrbuch. Edward musste ich abschreiben und vergessen, sonst würde ich meines Lebens nicht mehr froh werden. Nüchtern überschlug ich die Haltbarkeitsdauer von Liebeshormonen und deren Ausschüttung. Ich wusste rein theoretisch, dass nach sechs Monaten die erste Linderung stattfinden musste. Nach zwei Jahren würde Edward dann ganz aus meinem Kopf verschwunden sein. Was waren zwei Jahre gegen den Rest meines Lebens?
Konrad hingegen war immerhin acht Jahre lang mein Traummann gewesen, bevor seine Hormone ihn dazu getrieben hatten, sich Ohrlöcher stechen zu lassen und die Haare zu tönen. Wenn er aus dieser Phase erwacht war und er es ernst meinte und seine Verwirrung wirklich bereute, hatte er dann nicht eine zweite Chance verdient? Immerhin hatte ich mich lange Jahre auf ihn verlassen können; ich wusste, dass wir als Paar perfekt harmonierten, und konnte ihm nichts vorwerfen – abgesehen von der Tatsache, dass er mich wegen einer anderen verlassen hatte. Außerdem musste ich mir eingestehen, dass irgendwann meine Zeit in London enden und ich mich dem Alltag und der Realität wieder stellen musste, vor allem dem Thema, was ich mit meinem Leben anfangen wollte, falls ich in der Psychologie wirklich nicht länger meine Zukunft sah.
Während wir durch die belebten Straßen mit ihren wunderschönen kleinen, exquisiten Geschäften fuhren, versetzte es mir einen wehen Stich, weil ich wusste, dass ich mir tief in meinem Innern wünschte, einfach hierbleiben zu dürfen, in der Stadt, in der das Leben pulsierte, in der sich Menschen aller Nationen und Kulturen mischten und man die perfekte Mischung aus Tradition und neuen Strömungen leben konnte.
Ich hatte in England meine
Weitere Kostenlose Bücher