Fremd flirten Roman
Wahlheimat gefunden, und es gab nichts Schöneres, als stilvoll in einem Blackcab durch diese Metropole zu fahren. Na ja, natürlich gab es dafür schönere Anlässe, als Axels Assistentin nachzuspionieren, aber selbst so etwas machte in London mehr Spaß als in Berlin.
Kurz bevor wir vor dem Restaurant angekommen waren, ließ ich mich von dem Fahrer in einer Seitenstraße absetzen.
Das »7th Ocean« befand sich in South Kensington.
Die schmale, aber prächtige Straße mit den weiß getünchten Tudorbauten, in der sich das Restaurant befand, lag nicht weitvon Axels Firmensitz entfernt, wirkte hochherrschaftlich und erinnerte an alte koloniale Zeiten. Vorsichtig näherte ich mich dem Restaurant und observierte die Umgebung. Zu meinem Glück befand sich gegenüber dem bekannten Fischrestaurant ein Geschäft, in das ich mich ohne Zögern rettete. Dort konnte ich, strategisch günstig, Posten beziehen.
Aufgrund des schönen Wetters hatte das Restaurant draußen eingedeckt. Jetzt musste Margit nur noch einen dieser Tische wählen, dann hatte ich alles perfekt im Blick. Wobei … wieso sollte ich das eigentlich dem Zufall überlassen? Nicht, dass die beiden sich in den inneren, nicht einsehbaren Teil zurückzogen! Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie dies nicht längst getan hatten und vor mir angekommen waren, und tastete nach meinem Handy.
Die Telefonnummer des Restaurants war deutlich auf dem Schild zu lesen, das an dem niedrigen weißen Holzzaun angebracht war. Ein kleiner Anruf, bei dem ich mich mit deutschem Akzent als Margit Schmidt ausgab und nachfragte, ob man mir draußen einen Tisch reservieren könne, war eine Leichtigkeit.
Ha! Langsam fing diese Aktion an, mir Spaß zu machen!
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte mich in diesem Moment der Verkäufer in dem kleinen Geschäft, das mir so gut Asyl gewährte und dessen einzige Kundin ich gerade war. Wahrscheinlich sollte ich etwas kaufen. Ansonsten würde ich auffallen oder auf der Straße landen, bevor meine Mission beendet war. Aber wenn ich etwas kaufte, zahlte ich so etwas wie Schweigegeld.
Mit einem gewinnenden Lächeln antwortete ich dem netten älteren Herrn: »Es würde mir ein Vergnügen bereiten, hier einen Großeinkauf zu tätigen. Was haben Sie denn Schönes für mich?« Ich lächelte weiter, ohne das Restaurant aus den Augen zu verlieren.
»Welche Schuhgröße tragen Madame?«, erkundigte sich der höfliche Herr.
»Größe 39«, erklärte ich erleichtert, denn Schuhe konnte man schließlich immer gebrauchen.
»Ich werde ins Lager gehen und eine passende Auswahl zusammenstellen!« Damit verbeugte sich mein grau melierter Kavalier und verschwand langsam hinter einem dichten Brokatvorhang, wo sich offenbar das Lager befand. Genau rechtzeitig, denn just in diesem Augenblick tauchten Margit und Frau Feder auf. Der Kellner zeigte ihnen den Tisch draußen – mein kleiner listiger Plan ging auf! Die beiden setzten sich und schauten in die Karte. Für mich sah es nicht nach einem vertrauten Essen unter Freundinnen aus. Von Weitem wirkte alles sehr distanziert.
Mein Handy, das ich auf »lautlos« gestellt hatte, vibrierte wie verrückt in meiner Tasche. Natürlich war es Anne, die wissen wollte, was geschah.
Bevor ich nicht sicher war, was sich abspielte, ignorierte ich das Vibrieren und konzentrierte mich wieder auf die verdächtigen Zielpersonen.
Margit war diejenige, die ohne Punkt und Komma redete, während Frau Feder zuhörte. An ihrem Gesichtsausdruck konnte ich nicht viel ablesen. Margits Körpersprache hingegen war einfach zu deuten. Sie legte sich ins Zeug und lächelte, legte mal schnell eine Hand herzlich auf Frau Feders Arm und hatte vor lauter Reden ihr Essen, das inzwischen serviert worden war, noch keines Blickes gewürdigt.
Plötzlich kam Bewegung in die Szene, was ich daran erkannte, dass Frau Feder mitten im Bissen stockte und Margit mit großen Augen anschaute. Die zog ihrerseits einen Umschlag aus der Tasche und überreichte ihn Frau Feder. Es stand ja wohl kaum zu vermuten, dass da Nacktfotos von Frau Feder drin waren, mitdenen sie erpresst werden sollte. Bei dem Gedanken musste ich kichern. Frau Feder öffnete den Umschlag, und ich konnte sogar auf die Entfernung sehen, dass es ein Scheck war, den sie schnell wieder in den Briefumschlag schob und einsteckte.
Jetzt war klar, was lief. Frau Feder wurde bestochen! Aber für welche Dienste? Meine Mission war erfüllt. Eigentlich wollte ich nun nur noch
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