Fremd flirten Roman
schnell weg, aber dafür brauchte ich ein Taxi, in das ich unbemerkt einsteigen konnte. Leider kamen die Blackcabs in dieser schmalen Straße nicht einfach so vorbei. Ich rief mir per Handy eins. Bis zu seinem Eintreffen würde ich warten und Schuhe kaufen müssen. Kaum zu Ende gedacht, war der Verkäufer auch schon zurück, mit drei gestapelten Kartons in den Händen. Er gab mir ein Zeichen, mich zur Anprobe zu setzen.
Ich zog meine Schuhe aus und schaute nicht mehr zu den beiden hinüber. Ich hatte genug gesehen und war froh, mich auf die Schuhauswahl konzentrieren zu können, zumindest so lange, bis ich das erste Paar zu Gesicht bekam.
Ein grauenhaftes Paar Slipper in Beige, mit eingearbeiteten Luftlöchern und seltsamen dicken Gummiabsätzen. Schuhe, die selbst meine fast neunzigjährige Großmutter, die an grauem Star litt, nicht angefasst hätte.
Das nächste Paar sah noch schlimmer aus. Schwarze Lacksandalen, vorne offen, wie sie manchmal Bedienungen in Autobahnraststätten zu schwarzen Nylonstrümpfen trugen. Wenn mich nicht alles täuschte, war der eine Absatz höher als der andere!
Beim dritten Paar, das die beiden vorangegangenen völlig in den Schatten stellte – eine Art Wanderschuh wie aus den Fünfzigern, den man über Generationen weitervererben konnte –, dämmerte es mir. Ich schielte auf die Visitenkarten des Ladens, die ganz in der Nähe auf einem Sekretär auslagen, und richtig:Ich war in einem orthopädischen Fachgeschäft für Leute mit Fußkrankheiten gelandet.
Und so viel stand fest: Ich würde hier nicht rauskommen, ohne wenigstens ein Paar gekauft zu haben.
»Haben Sie noch andere Modelle?«, fragte ich hoffnungsvoll nach, nachdem ich die stolzen Preise für die Einzelanfertigungen gesehen hatte.
Das seien die letzten drei Paar in Größe 39, denn die neuen Sommermodelle, so teilte mir der Verkäufer aufgeregt mit, würden schon übermorgen eintreffen.
Großartig. Man kann sich sicherlich ungefähr vorstellen, wie die drei Ladenhüter in einem orthopädischen Spezialgeschäft für Damen ab achtundsechzig Jahren aussehen, und eines dieser Paar Schuhe erstand ich. Für schlappe einhundertfünfzehn Pfund, und dabei waren diese Schuhe auch noch reduziert.
»Dafür wird Margit bezahlen!«, murmelte ich grimmig entschlossen, als ich endlich in das Taxi stieg. Damit meinte ich ganz konkret die Bezahlung meiner beigen Slipper, die ich als das kleinste Übel gekauft hatte.
Im Taxi nach Hampstead rief ich Axel an, der – es lebe die moderne Technik – Anne über eine Konferenzschaltung dazuschaltete, damit ich nicht alles doppelt berichten musste.
Ich schmückte gerade den Bericht von meiner Agententätigkeit so richtig schön aus, als Axel mich unterbrach.
»Frau Feder ist zurück und will mich sprechen. Sie macht mir ein Zeichen und will wissen, ob sie reinkommen kann. Ich rufe euch gleich zurück!«
»Pass auf, sie hat einen Scheck!«, rief ich noch, dann konzentrierte ich mich wieder darauf, dass mir nicht schlecht wurde.Ich hatte einen dieser Blackcab-Fahrer erwischt, die durch den Londoner Verkehr mit Stop-and-go ruckeln, was ziemlich unangenehm sein konnte, vor allem während der Rushhour.
Keine zehn Minuten später klingelte mein Handy, und Axel legte los: »Meine Frau Feder! Auf die ist einfach Verlass! Was bin ich froh, dass ich sie nie gegen so ein dekoratives Püppchen ausgetauscht habe, wie Heiko es so gern macht.«
Anne rief ungeduldig: »Schieß endlich los!«
»Ja, was soll ich denn noch sagen? Frau Feder hat mir gerade alles anvertraut. Margit hat ihr vor einiger Zeit überraschend vorgeschlagen, mit ihr abends essen zu gehen. Bei diesem Abendessen hat sie Frau Feder von vorne bis hinten verwöhnt, hat rumgeschleimt und versucht, sich bei ihr lieb Kind zu machen. Frau Feder kam das alles spanisch vor, hat sich aber nichts anmerken lassen, um rauszufinden, was es mit Margits Schmeicheleien auf sich hat. Sie hat also brav mitgespielt. Margit war sich wohl sehr sicher, Frau Feders Vertrauen erschlichen zu haben. Denn heute war es also so weit, und sie hat die Katze aus dem Sack gelassen: Frau Feder soll mit Margit kooperieren, damit Heiko den Job bekommt. Kooperation bedeutet in dem Fall, E-Mails weiterleiten, Kundentermine rausgeben und sich zur Verfügung halten für weitere Aktionen.«
Margit war einfach unschlagbar! Wie kam diese Frau eigentlich darauf, dass jeder so tickte wie sie und käuflich war?
Wie sich herausstellte, war Geld aber nicht das einzige
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