Fremd flirten Roman
zu ihm?«
Natürlich konnte ich. Anne rief mir ein Taxi und gab mir die Adresse mit.
»Von mir aus kann bei uns mal wieder der langweilige Alltag Einzug halten. Ich bin bedient, was Aufregung angeht. Das war doch früher nicht so!« Während ich meine Jacke anzog, schüttelte ich fassungslos den Kopf. Anne nahm mich in den Arm.
»Hey, es wird alles wieder gut!«
Ihr Wort in Gottes Ohr!
Mit der Handtasche unterm Arm ging ich zum wartenden Taxi nach draußen. Anne rief mir nach:
»Wo warst du eigentlich so lange?«
»Erzähl ich dir später!«, gab ich zurück. Ich war mir sicher, dass nicht alles gut werden würde, zumindest nicht in absehbarer Zeit.
Auf dem Weg ins Krankenhaus machte ich mir alle möglichen Vorwürfe. Es war so typisch! Da verhielt ich mich ein Mal unmoralisch, verstieß gegen alle Regeln des guten Geschmacks und wurde sofort abgestraft! Wenn mir das Universum etwasunmissverständlich mitteilen wollte, dann war es, dass ich nicht zum Fremdgehen geschaffen war und besser nach den Regeln spielte.
Im Taxi klingelte mein Handy. Ich sah Edwards Nummer und meldete mich nicht. Er würde bestimmt bald einen neuen Zeitvertreib finden, und eine weitere fadenscheinige Erklärung konnte er sich sparen!
Noch nie hatte ein Mann mich so verletzt! Was wir getan hatten, war falsch gewesen. Auch wenn es sich noch so gut angefühlt hatte, wollte ich nie wieder so verletzt werden und auch keine anderen Menschen mehr verletzten.
»Iii, das Zeug würde ich auch nicht essen. Voll das Plastik! Lass liegen, ich hol dir was von draußen!«
Konrad sah mich dankbar an, reckte den Daumen in die Höhe und lächelte. »Was würde ich nur ohne dich machen!«
Super, da war sie wieder, seine dankbare Miene, die verriet, dass er völlig ahnungslos war. Ich fühlte mich prompt durch und durch schlecht.
Zum Glück war ihm, vollgepumpt mit Schmerzmitteln, am ersten Abend seines Krankenhausaufenthaltes nicht aufgefallen, dass ich erst spät an seinem Krankenbett aufgetaucht war. Somit hatte ich keine unangenehmen Fragen beantworten müssen.
Heute würde ich ihm beichten, dass auch ich keine weiße Weste mehr vorzuweisen hatte. Ich nahm all meinen Mut zusammen. »Konrad, ich muss dir was sagen.«
Er schaute mich aus glasigen Augen an. Sehr gut, in seinem von den Schmerzmitteln benebelten Zustand würde er mich nicht so sehr verurteilen.
»Ich habe mit jemandem geschlafen, der in einer festen Beziehung steckt und sogar verlobt ist. Ich habe das gewusst und estrotzdem gemacht, und jetzt fühle ich mich furchtbar. Ich kenne mich selbst nicht wieder.«
So, es war raus, die Verurteilung konnte beginnen.
Vielleicht lag es wirklich an den Schmerzmitteln, oder aber Konrad merkte, wie durcheinander ich war, jedenfalls reagierte er äußerst verständnisvoll. Sanft nahm er meine Hand und streichelte mir beruhigend über den Handrücken. »Genau das macht uns zu Menschen. Wir sind keine Roboter, die mit einer Richtig- und-Falsch-Software programmiert werden können. Wir machen Fehler, manchmal unbeabsichtigt, manchmal sehenden Auges. Du musst dir selbst vergeben und vor allem überlegen, was dieser Mann dir gibt, dass du bereit warst, deine moralische Grenze zu übertreten. Vielleicht fehlt dir genau das in deinem Leben.«
Zum ersten Mal zahlte es sich aus, dass Konrad Psychologe war und objektiv die Sachlage sondierte, anstatt seine eigene verletzte Eitelkeit die Oberhand gewinnen zu lassen.
Auf jeden Fall fühlte ich mich ihm so nahe wie schon lange nicht mehr. Wer weiß, vielleicht mussten wir beide ja einfach neue Erfahrungen sammeln, um wieder zueinanderzufinden?
Unter keinen Umständen wollte ich nun die Dinge überstürzen, sondern erst einmal wieder zur Ruhe kommen und alles langsam angehen lassen.
Übermorgen würde Konrad entlassen werden und bis zur vollständigen Genesung bei uns wohnen. Wegen seiner Rippenbrüche und der Schmerzen, die ihn plagten, würde ihm ohnehin nur die platonische Annäherung bleiben, was mir sehr entgegenkam.
Nach der Erfahrung mit Edward war mir klar geworden, was ich mir zuvor nicht hatte eingestehen wollen: Ich brauchte Leidenschaft und Lebendigkeit. Das Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit konnten nicht ersetzen, was ich bei Edward gefühlt hatte, und lauwarme Gefühle reichten mir nicht aus. Es würdesich zeigen, ob sich bei Konrad und mir wieder Leidenschaft entwickeln konnte.
Edward. Wenn ich an ihn dachte, schossen mir sofort Bilder durch den Kopf, die mich fast um den Verstand
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