Fremd flirten Roman
brachten, zumal sie nur für eins gut waren: mir vor Augen zu führen, was ich niemals haben würde, und mich leiden zu lassen.
Edwards SMS, dass wir reden müssten, hatte ich ohne Zögern gelöscht. Ich konnte mir auch so denken, wie ein solches Gespräch ablaufen würde:
»Das mit uns war großartig, doch eine Zukunft sehe ich nicht, schließlich habe ich schon auf ein anderes Pferd gesetzt und bereits fast hunderttausend Pfund für meine bevorstehende Hochzeit ausgegeben. Aber ich würde mich so sehr freuen, wenn wir Freunde bleiben und uns ab und zu zu einem Stelldichein treffen könnten. Doch zur Frau an meiner Seite reicht es leider nicht, Stella, da fehlt dir einfach der Stammbaum.«
Um Edward die Möglichkeit zu geben, diese und ähnliche Wahrheiten auszusprechen, mussten wir uns beileibe nicht treffen. Da ging ich lieber noch schnell für Konrad um die Ecke lange Unterhosen und etwas zu essen kaufen.
Bei »Fresh and Wild«, das eine Bio-Oase im ansonsten meist plastikverpackten Supermarktland darstellte, kaufte ich eine Karotten-Ingwer-Suppe, als Vorspeise einen gemischten Salat mit Nüssen und ging mich als heilige Helene oder Florence Nightingale, wie man in England wohl passenderweise sagen musste, wieder um meinen englischen Patienten kümmern.
Der schlief bei meiner Rückkehr tief und fest, sodass ich das Essen auf dem Nachttisch abstellte und einen Zettel hinterließ mit der Nachricht, dass ich später noch einmal vorbeischauen würde.
Gedankenverloren stieg ich in den roten Doppeldeckerbus,den die Londoner zum Glück doch nicht, wie vor einigen Jahren angekündigt, eingestellt hatten, und kletterte wie immer nach oben, um einen guten Blick auf diese pulsierende, aufregende Metropole zu haben.
Der Bus fuhr nur bis Belsize Park, und so ging ich die letzten Minuten bis Hampstead zu Fuß.
Zu Hause war Anne damit beschäftigt, Babynamen auszusuchen. Da die Temperaturen immer mehr anstiegen, hatte sie es sich im Garten auf dem Rasen auf einer Decke und riesigen Sitzkissen bequem gemacht und nippte an einem Glas selbst gemachter Limo mit Zuckerrand und Sonnenschirmchen. Offenbar versuchte sie, sich zu suggerieren, einen Cocktail zu trinken. »Wie findest du Käthe?«, rief mir Anne zu, wohl, um mich zu schocken.
»Wenn du willst, dass dein Mädchen von Anfang an allein im Schulbus sitzt und als einziges Kind nicht zum Kindergeburtstag eingeladen wird, dann nenn es ruhig Käthe! Oder warum nicht gleich Wiltrude?«, gab ich zurück.
»Hast du schlechte Laune?« Anne sah mich erstaunt an. Normalerweise war ich die Ausgeglichenheit in Person, aber die letzten Tage war ich tatsächlich labil, was meine Launen anging. »Willst du mir nicht endlich mal erzählen, was an jenem Abend passiert ist?«
Vorsichtig setzte ich mich zu Anne in die aufgetürmte Kissenburg, darauf bedacht, nicht die Limo umzustoßen. Ich seufzte tief und ließ meinem Gewissen freien Lauf. »Ich hab mit Edward geschlafen.«
»Was!?«, schrie Anne, kaum hatte ich den Satz beendet.
»Pssst, man weiß ja nie, ob die Nachbarn nicht doch Deutsch können …«
Anne war völlig überrascht. Was hatte sie denn als Antwort erwartet? Etwa: »Ich bin einfach ziellos in der Gegend rumgeirrt.«Oder: »Ich hab mich im Pub volllaufen lassen.« Oder: »Ich war bei Zicky und habe Feuer gelegt.«
»Wie war es denn?«, wollte sie wissen.
Ich verdrehte sehnsuchtsvoll die Augen, was wohl Beschreibung genug war, denn sie nickte nur wissend und sagte:
»Hab ich mir gedacht, dass der ’ne Wucht im Bett ist. Wenn der so ist wie im normalen Leben, diese Mischung aus fordernd und einfühlsam, dann gute Nacht! Das sind die Besten! Und dann bei seinem Aussehen …«
Na prima, das war genau das, was man hören wollte, wenn man gerade versuchte, sich einen Mann abzugewöhnen!
Ich räusperte mich. »Äh, ja, aber genau das vergessen wir jetzt mal schnell. Übrigens, nach unserem Tod können wir zwei nun nicht mehr zusammen im Himmel sitzen und über dämliche Engel lästern, weil ich seit dieser Woche in die Hölle gehöre. Aber abgesehen davon, wäre ich froh, wenn wir den Namen Edward aus unserem Repertoire streichen würden, denn auch nach diesem unvergesslichen Erlebnis werde ich nicht bereit sein, auf seiner Hochzeit Blumen zu streuen.«
Anne nickte verständnisvoll, vor allem, als ich ihr von unserem »Gespräch danach« und seiner Entscheidung für Chloe erzählte.
In solchen Momenten zeigte sich, weshalb Anne meine beste Freundin war. Anstatt
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