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Fremd flirten Roman

Fremd flirten Roman

Titel: Fremd flirten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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machen, über Vickys und Helenas Catfight zu informieren.
    Anne, die in ihrem engen Yogadress wie eine eingepackte Schokoladen-Weihnachtskugel aussah, erschrak, machte sich schreckliche Vorwürfe und brach sofort in Tränen aus, was auch an den Schwangerschaftshormonen lag. Sie hatte, wenn sie schwanger war, immer extrem nah am Wasser gebaut und brachte es fertig, selbst dem Postboten vor Rührung um den Hals zu fallen, nur weil er ihr ein Päckchen überbrachte.
    »Mein armes Kind! Sie spürt, dass ich Margit hasse, und das überträgt sich bestimmt auf Helena. Meinst du, das hinterlässt an ihrer Kinderseele bleibende Schäden? Ist sie jetzt traumatisiert?«, schnüffelte sie in ihr Yogahandtuch.
    Von oben klangen Gelächter aus Vickys Kinderzimmer sowie englische und deutsche Wortfetzen.
    »Ja, genau so wie deine beiden hören sich traumatisierte Kinder an! Manchmal frage ich mich, wie du das Psychologiestudium geschafft hast«, gab ich mich betont locker und grinste sie an.
    Anne musste auch ein bisschen schmunzeln.
    »Es ist für dich: mal wieder Konrad! Keine Ahnung, wie er die Nummer herausgefunden hat.« Anne, hochschwanger, steckte den Kopf aus unserem Wochenendhaus in Brighton, um michnoch zu erwischen, bevor ich mit den Kindern um die Ecke in Richtung Meer verschwand.
    »Sag ihm, er soll endlich aufhören anzurufen und mich ein für alle Mal in Ruhe lassen! Unfassbar, dass er sich überhaupt noch traut anzurufen!«
    Ja, das war keine Traumsequenz, sondern die Realität mitten im Frühsommer. Da das Wetter jetzt, im Juni, immer wärmer wurde, verbrachten wir fast jedes Wochenende am Meer, weil uns allen die frische Meerluft, die Sonne und der Abstand zum Lärm der Stadt sehr guttaten, vor allem Anne.
    Es waren nur noch einige Wochen bis zu dem errechneten Geburtstermin, sie bekam kaum noch Luft und musste alle zehn Minuten zur Toilette. Zum Glück hatten sich die anfänglichen Komplikationen gelegt, und Anne hatte es geschafft, das kleine Mädchen in ihrem Bauch sicher bis kurz vor die Ziellinie zu tragen. Jetzt musste sie nur noch die Geburt überstehen, dann würde sie wieder mobil sein und ihrem Traumjob, dem Mama-Sein, voll und ganz nachgehen können.
    Für mich bedeutete das, langsam die Segel zu streichen und aus diesem sicheren Hafen in Richtung stürmische See aufzubrechen, und zwar allein, denn das Thema Konrad hatte sich ziemlich schnell von selbst erledigt, wenn auch anders, als ich es erwartet hatte.
    Nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden und bei uns eingezogen war, war erst einmal alles gut verlaufen. Wir sprachen sehr viel miteinander; ich war froh, dass er mich nicht verurteilte. Auf der anderen Seite konnte ich nun seine Midlife-Crisis besser verstehen, und selbst Anne begann, einen Neuanfang für Konrad und mich nicht mehr kategorisch auszuschließen. Das Thema Edward verdrängte ich, so gut es ging. Nur manchmal träumte ich von ihm, oder ich erlebte mitten am Tag einenFlashback der letzten gemeinsamen Stunden, der mir jedes Mal einen solchen Adrenalinstoß versetzte, dass ich mich danach wie ein Junkie auf Entzug fühlte.
    Tagsüber ging alles seinen gewohnten Gang. Wir bekamen Besuch von Annes Cousine Melli, einer entzückenden Neunzehnjährigen, die Anne zum Verwechseln ähnlich sah und ein offenes, aufgewecktes Wesen hatte.
    Melli wollte nach dem Abitur auch Psychologie studieren und hatte nun gleich drei »Experten« im Haus, die sie mit ihren Fragen löchern konnte.
    Ihre Begeisterung und ihr großes Interesse rührten mich. Melli erinnerte mich an Anne und mich selbst. Genau wie sie hatten wir damals voller Tatendrang und Energie unser Studium begonnen, in der Hoffnung, Menschen helfen zu können und etwas Sinnvolles aus unserem Leben zu machen.
    »Hast du dir nie überlegt, Stella, an einer Klinik zu arbeiten oder anstatt Psychologie Medizin zu studieren und Psychiaterin zu werden?«, wollte Melli wissen, und ihre Augen waren wach und voller Interesse.
    Auch Konrad bombardierte sie mit Fragen, wie sie ihren Stundenplan gestalten und welche Kurse sie zuerst belegen sollte.
    Er half ihr und erklärte ihr, wie sie ihr Studium am sinnvollsten aufbaute, und in diesen Momenten erinnerte ich mich daran, wie gut und hilfsbereit er als Professor war, wie interessiert an seinen Studenten. Ich fühlte mich ein wenig in meine eigene Studienzeit zurückversetzt, in der ich Konrad so sehr bewundert und mich in ihn verliebt hatte.
    So verbrachten wir eine beschauliche Zeit ohne

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